Die Wege der Trainer Paulo Bayrak (links) und Bernd Giersdorf (rechts) werden sich trennen. Foto: Yavuz Dural

Die Nachbetrachtung zum 23. Spieltag mit Fokus auf die Filderteams.

Filder - Wer wird Meister? Bis vor zwei Wochen hätte man in der Fußball-Bezirksliga hierzu ein Ergebnis erhalten, wie es sonst nur bei Wahlen in Nordkorea üblich ist. NAFI Stuttgart, wer sonst? Nun, nach der zweiten Niederlage nacheinander der einst Übermächtigen, stellt sich die Situation schlagartig anders dar. Vergeigt der vormalige Seriensieger etwa den Titel noch? Jedenfalls steht im Aufstiegskampf plötzlich ein hoch spannendes Finish bevor – analog zum Geschehen auf der anderen Seite der Tabelle, wo es aus Filder-Sicht am 23. Spieltag einen Gewinner und einen gefühlten Verlierer gab. Während die Spvgg Möhringen auch dank eines Debütanten drei wichtige Punkte einfuhr, rutschte der SV Vaihingen auf den vorletzten Platz ab. Demgegenüber sind die Sorgen des TSV Plattenhardt vergleichsweise gering: Er braucht einen neuen Trainer.

TSV Plattenhardt – SSV Zuffenhausen

Dass es so kommen könnte, hatte er ja bereits vor einigen Monaten durchklingen lassen. Nun ist es offiziell: Bernd Giersdorf macht Schluss beim TSV Plattenhardt. Die sieben verbleibenden Spiele dieser Saison noch, dann wird es für den Trainer nicht länger auf dem Fußballplatz „rund gehen“, wie er sagt, sondern vor allem auf der Schulbank. Im Oktober steht für ihn im Rahmen seines Lehramtsstudiums das Staatsexamen an. „Sowohl privat als auch beruflich bedingt habe ich einfach nicht mehr die nötige Zeit“, sagt Giersdorf, der zu seinem aktuellen Job im Weilerhau vor knapp einem Jahr wie die Jungfrau zum Kind kam. In der damaligen finalen Not des Abstiegskampfs hatte der Verein in ihm und Paulo Bayrak kurzerhand zwei Routiniers des Spielerkaders befördert – ein Konstrukt, das zunächst eigentlich nur als Übergangslösung für die letzten Wochen der vergangenen Saison gedacht war, bis aber alle Beteiligten schnell dauerhaft Geschmack daran fanden.

Mit Giersdorfs jetziger Entscheidung muss der Abteilungschef Christoph Scholz erneut auf Trainersuche gehen. Immerhin: die andere Hälfte, Bayrak, bleibt als Amtsträger erhalten. Geplant ist erneut eine Doppelbesetzung. Bayrak als der eine Verantwortliche, der sich zudem weiter als Torjäger auf dem Rasen versuchen wird – und Mister x als Partner, der unter anderem während der Spiele das Coaching an der Seitenlinie übernehmen soll. Eine abermalige interne Wahl schließt Scholz dabei aus. „Es wird jemand von außerhalb kommen“, kündigt er an.

Übernehmen wird der Neue eine gut aufgestellte Mannschaft. Das hat sich beim 4:2-Sieg am Sonntag gegen den SSV Zuffenhausen zumindest 45 Minuten lang gezeigt. In denen drehten die Plattenhardter auf. Genauer gesagt: vor allem der Angreifer Christian Mayer. Der 31-Jährige schnürte einen Tore-Dreier-Pack. Zwei Abstauber, ein satter Flachschuss. „Er hat einen Lauf“, sagt Giersdorf, den es danach nicht mehr wirklich zu ärgern vermochte, dass die Seinen im zweiten Durchgang einige Gänge zurückschalteten. In der Tabelle trennen die Filderstädter nur noch zwei Punkte vom Vierten. Der Kurs stimmt wieder. Eben Platz vier sähe der Coach als ein gutes Abschlussergebnis – und nun wohl auch als ein passendes Abschiedsgeschenk an ihn.

SV Bonlanden II – MTV Stuttgart

Vielleicht hat es ja erst eine solche Notsituation gebraucht. Womöglich hat gerade die prekäre Ausgangslage die Sinne geschärft und eine Jetzt-erst-recht-Stimmung erzeugt. Fakt ist: obwohl mit dem letzten Aufgebot unterwegs, lieferte der SV Bonlanden II seine beste Rückrundenleistung ab. Das Ergebnis: ein 1:1 gegen den Tabellendritten MTV Stuttgart, mithin ein wichtiger Punkt im Kampf um den Ligaverbleib. „Die Aussetzer, die wir so oft drin hatten, sind diesmal ausgeblieben. Die Mannschaft war hoch konzentriert“, sagt der Trainer Robert Stadtmüller. Vor allem die Innenverteidigung mit Yannic Buchwald und Daniel Johne verrichtete einen guten Job.

Zum Retter wurde indes ein anderer, nachdem Raphael Hahn den Ball mit der Pike zur gegnerischen Führung ins Netz befördert hatte. Niels Wüllbier gab die prompte Antwort. Nach einer Flanke von Philipp Krämer war er mit dem Kopf zur Stelle. „Er ist da gestanden, wo ein Torjäger stehen muss“, sagt Stadtmüller – „man hat gesehen, welch enorm wichtiger Spieler er für uns ist.“ Zur Not auch mit am Ende gen Boden hängender Zunge und fast leerem Tank. Nach seinem Fußbruch vom November war es für den 27-Jährigen der erste Startelfeinsatz. Eigentlich befindet er sich noch in der Aufbauphase. Doch wie gesagt: seinem Coach, dessen Vertragsverlängerung für einer weitere Saison als Formsache gilt, gingen die Spieler aus. Auf der Bank hatte er nur noch A-Jugendliche.

Spvgg Möhringen – FC Stuttgart-Cannstatt

Warum nicht auch einmal anders? Seit Wochen beklagen die Fußballer der Spvgg Möhringen eine personelle Hiobsbotschaft nach der anderen. Vom Achillessehnenriss über den Knorpelschaden bis zur Knochenabsplitterung – zuletzt alles gehabt. Nun darf es zur Abwechslung eine positive Kunde sein. Bastian Malchow: so heißt der Mann, der am Sonntag erstmals im Aufgebot stand – und der beim Trainer Jörg Elser die Mundwinkel nach oben gehen lässt. „Er ist für uns ein großer Gewinn“, sagt der Coach über den 24-jährigen Stürmer, der seiner Mannschaft zugelaufen ist. Das Nordlicht Malchow befand sich auf der Suche nach einem Verein, nachdem es ihn wegen eines Berufspraktikums für ein halbes Jahr nach Stuttgart verschlagen hat. Bisher kickte er für die Leher TS in der Bremenliga, dem Äquivalent zur hiesigen Oberliga. Dort bleibt auch sein Spielerpass. Doch handelten die Möhringer prompt und haben sich ein Zweitspielrecht gesichert.

Heißt konkret: Malchow wird wohl zumindest bis Oktober regelmäßig für sie auf Torejagd gehen – getan dann gleich am Sonntag. Die Führung beim 2:0-Erfolg gegen den FC Stuttgart-Cannstatt erzielte der Neue per Foulelfmeter. Steven Jordan war im Strafraum umgestoßen worden. Für die Entscheidung sorgte schließlich der zweite Angreifer, der Platzhirsch Steffen Müller. Er schob den Ball nach einem Musterpass des eingewechselten Torben Maas ins Netz – ein Treffer, der mitten in die größte gegnerische Drangphase platzte.

Müller und Malchow – nach Müller und Müller ein neues offensives Möhringer Traumgespann? Nun, zumindest ein guter Anfang ist gemacht. Und zugleich der nächste Schritt zum Klassenverbleib. Mit diesem erst zweiten Heimsieg der Saison ist der Abstand zur Abstiegszone auf vier Punkte angewachsen.

SV Sillenbuch – SV Vaihingen

Carmine Napolitano ist ein Mann der Zettel. Was ihm wichtig scheint, das pflegt der Trainer des SV Vaihingen während der Spiele zu notieren. Das Problem am Sonntag: diesmal hielt er zuletzt ein halbes Buch in den Händen. Und für jenes passte vor allem ein Titel: vergebene Torchancen. Für „Wahnsinn“ hält es der Coach, was seine Mannschaft an Möglichkeiten liegen gelassen hat. Und so kam es, dass ein eigentlich achtbares Resultat, nämlich ein 1:1 beim Fünften SV Sillenbuch, vom Gefühl her nichts anderes als eine Niederlage war. Dies galt umso mehr, als die Schwarzbachkicker die anderen Ergebnisse zu Ohren bekamen. Die unerwarteten Siege der unmittelbaren Konkurrenten Münster und TV Zuffenhausen haben das Stimmungsbarometer vollends in den Keller rauschen lassen. Neuer Stand in der Tabelle: vorletzter Platz. Der Albtraum Kreisliga A nimmt immer konkretere Formen an.

Die tragische Figur in der aktuellen Partie hieß Philipp Rosenberg. Der Angreifer vergab laut Napolitanos Statistik allein „vier Hundertprozentige“. Dreimal scheiterten die Vaihinger am Torgebälk: durch Rosenberg, Friedrich Pfeifer Koelln und den eingewechselten Maximilian Spangenberg. Und als ihnen dann durch Maximilian Stockbauer doch der herbeigesehnte Führungstreffer gelang, währte die Freude nicht lang. In der Endphase markierte ausgerechnet der Ex-Vaihinger Marc Bachhuber den Ausgleich. Der Spielertrainer der Gastgeber staubte nach einem weiten Einwurf im Strafraum ab. Endstand nach Toren: unentschieden. Endstand nach erlittenen Schrammen: schwer zu sagen. Für den Sillenbucher Keeper Heiko Bachhuber brachte die Begegnung nach einem harten Einsteigen von Fabian Rück einen Nasenbeinbruch.

Und für die Vaihinger? Deren Abteilungschef Thomas Illig ächzt: „Diesmal kann man es nicht mehr auf Glück oder Pech schieben. Wir waren einfach unfähig, das Ding ins Tor zu bringen.“