Elfmeter oder nicht? Eine Szene um den Angreifer Philipp Rosenberg erhitzte die Vaihinger Gemüter beim 1:2 gegen den Spitzenreiter. Foto: Yavuz Dural

Die Nachbetrachtung zum 24. Spieltag mit Fokus auf die Filderteams.

Filder - Die einen waren geschockt ob eines Last-Minute-Gegentors (Spvgg Möhringen). Die anderen haderten wegen einer Schiedsrichterentscheidung, welche sie aus ihrer Sicht den möglichen Favoritensturz kostete (SV Vaihingen). Und die dritten beklagten schlicht „einen schwarzen Nachmittag“ (TSV Plattenhardt). Das einende Resultat: unter dem Strich standen null Punkte. Das einzige positive Erlebnis an diesem 24. Spieltag der Fußball-Bezirksliga blieb unter den Filderteams somit dem SV Bonlanden II vorbehalten. Jener hat mit einem spät herausgeschossenen Auswärtssieg einen wichtigen Schritt zum Klassenverbleib gemacht.

FC Stuttgart-Cannstatt – TSV Plattenhardt

Was macht man als Trainer nach so einem Spiel? Die Mannschaft dorthin wünschen, wo der Pfeffer wächst? Allen Beteiligten den Marsch blasen und fortan andere Saiten aufziehen? Bernd Giersdorf hat sich auf der Zielgeraden seiner Amtszeit beim TSV Plattenhardt für eine alternative Variante entschieden – zumindest nach Außen hin. Diese lautet: ruhig Blut. Nachdem seine vermeintlich gerade erst in die Spur zurückgekehrte Mannschaft beim FC Stuttgart-Cannstatt in Folge einer indiskutablen Leistung mit 1:5 abgewatscht worden ist, bemüht sich der Coach um Gelassenheit. „Solche Tage gibt es mal, an denen einfach gar nichts läuft“, sagt Giersdorf. Tage, an denen man als Verantwortlicher hilflos an der Seitenlinie steht und dann schon früh erahnen kann, dass es ein düsterer Nachmittag wird.

Schläfrig, zögerlich, unkonzentriert: so bereiteten die Filderstädter den Weg für ihre höchste Rundenniederlage. Identisch war das Strickmuster bei den drei ersten Gegentreffern: Plattenhardter Ballverlust, Cannstatter Konter, Cannstatter Torjubel. Und als schließlich auch noch ein verunglückter Rückpass das 0:4 einleitete, konnten die Gäste diese Begegnung vollends abhaken. Die zugleich aufkommende Frage ist: auch schon die Saison? Ist die Luft eben doch draußen, allen Absichtsbekundungen zum Trotz?

Eine ansprechende Form wollte Giersdorf zuletzt jedenfalls lediglich zwei Kickern attestieren: Pascal Garziella und Tim Tratz. Der eine war als Linksverteidiger neu in die Startelf gerückt, der andere erzielte als Einwechselspieler per Abstauber das Plattenhardter Ehrentor. Derweil hat sich laut Trainer das Fehlen der privat verhinderten Philipp Straub, Alexander Morell und Marvin Jauch „klar bemerkbar gemacht“. Ob es mit ihnen wieder besser läuft, muss sich nun am nächsten Sonntag gegen den Tabellenletzten Croatia Stuttgart zeigen. Nicht nur das: auch, wie Giersdorfs Abschiedstour so wird. Noch sind es immerhin sechs lange Spiele.

Croatia Stuttgart – Spvgg Möhringen

Um es vorwegzunehmen: aus heiterem Himmel kam dieses Gegentor nicht. Schließlich hatte den Fußballern der Spvgg Möhringen schon während der gesamten zweiten Hälfte ein gegnerischer Sturm ins Gesicht geblasen. Freilich: unglücklich fiel es schon. Der Schiedsrichter hatte bereits auf seine Uhr geschaut. Die letzten Sekunden der Partie – dann passierte es doch noch. Nach einem Eckball zappelte der Ball zum zweiten Mal an diesem Spieltag im Netz des Filderteams. Der Endstand: eine 1:2-Niederlage im Auswärtsspiel beim Tabellenletzten Croatia Stuttgart. Während die Möhringer somit nach zuletzt zwei Siegen einen weiteren Schritt im Kampf gegen den Abstieg verpasst haben, hat der Gegner eben dort sein praktisch vorzeitiges Aus im letzten Moment abgewehrt.

„Das Ergebnis ist bitter. Ein Punkt hätte uns sehr gut getan“, sagt Jörg Elser, der Trainer der Gäste. Und dieser eine Zähler wäre aus seiner Sicht aufgrund der guten ersten 45 Minuten seiner Elf auch verdient gewesen. Möhringer Pech: Etienne Friedrich und Marian Wieser waren jeweils am Torgebälk gescheitert – ehe dem Neuzugang Bastian Malchow nach Vorarbeit von Steffen Müller die Führung gelang. Nach der Pause aber kippte die Partie. „Wir sind kalt erwischt worden“, sagt Elser zum Ausgleich, bei dem der Keeper Martin Brodbeck patzte. Ansonsten fehlerfrei, faustete der 23-Jährige die Kugel nach einem Freistoß dem Gegner vor die Füße.

Frohlocken lässt der Name Brodbeck den Coach Elser gleichwohl. Die für die Möhringer erfreuliche Kunde: nach dem erwähnten Malchow ist es ihnen gelungen, sich im Endspurt der Saison einen weiteren möglichen Trumpf neu zu angeln. Gestatten: eben Brobeck, Vorname Thomas. Es handelt sich um den jüngeren Bruder des eigenen Torhüters. Der Youngster pausierte zuletzt verletzungsbedingt mehrere Monate. Zuvor spielte er in der A-Junioren-Oberliga für den SGV Freiberg. Der Kontakt ergab sich indes nicht nur über familiäre Bande, sondern auch schulische. Der Mathelehrer des angehenden Abiturienten heißt Marcus Budday – jener Budday, der nun in Möhringen mit ihm im selben Kader steht.

Elsers Einschätzung nach dem Debüt des defensiven Mittelfeldmanns? „Es sind noch konditionelle Defizite da. Aber: der Junge hat großes Potenzial.“

SV Vaihingen – NAFI Stuttgart

Diese eine Szene erhitzte beim SV Vaihingen auch nach dem Abpfiff noch die Gemüter. 46. Spielminute: Markus Rosenberg stürmt auf den gegnerischen Torhüter zu, holt aus zum Schuss – und liegt am Boden. Aus Sicht der Gastgeber ein klarer Fall, und zwar im doppelten Sinn: nämlich ein Sturz wegen eines gegnerischen Abwehrbeins. „Ein glasklarer Elfmeter“, sagt der Abteilungsleiter Thomas Illig. Nicht nur das: „Elfer und zudem Rot“, konstatiert der Trainer Carmine Napolitano. Das Dumme an der Geschichte: der Schiedsrichter sah es anders. Der Pfiff blieb aus, und so war sie dahin, die Großchance zum Anschlusstor.

Gewiss: es liegt im spekulativen Bereich, ob die Schwarzbachkicker mit einer anderen Entscheidung dem Spitzenreiter NAFI Stuttgart am Ende tatsächlich Zählbares abgeknöpft hätten. Eng geworden wäre es aber mit Sicherheit noch einmal, nachdem der zuletzt schwächelnde Topfavorit direkt vor der Pause mit einem Doppelschlag zwei Treffer vorgelegt hatte (ein Flugkopfball, ein Flachschuss). So gelang Maximilian Stockbauer auf Vorarbeit von Steffen Günther erst spät das Tor zum 1:2, wobei es blieb. Und so stand für die Gastgeber zuletzt zwar die ermutigende Erkenntnis, dem Klassenprimus auf Augenhöhe begegnet zu sein. Allein: „Viel Aufwand betrieben, aber halt erneut null Ertrag“, merkt Napolitano trocken an.

Die Spiele werden weniger, und die Vaihinger belegen nach wie vor einen Abstiegsplatz. „Der Knoten wird platzen“, sagt Illig überzeugt – mit dem Zusatz allerdings: „Ich hoffe nur, dass noch rechtzeitig.“ Wenn nicht, änderte es immerhin an einem nichts: dem Namen des Trainers. Besiegelt hat der Verein mittlerweile, dass Napolitano nicht nur definitiv für den Rest dieser Runde im Amt verweilt, sondern auch in der nächsten Saison die Kommandos geben wird, unabhängig von der Klassenzugehörigkeit. Der Vertrag ist verlängert.

SSV Zuffenhausen – SV Bonlanden II

Viel hat nicht gefehlt, und die Filderteams hätten kollektiv einen Trauerrand um den Spieltag machen können. Dann drehte der SV Bonlanden II im Schlussspurt seine Partie und kam beim Rückrunden-Serienverlierer SSV Zuffenhausen noch zu einem 2:1-Erfolg. Die drei Matchwinner? Erstens: die Erste-Mannschaft-Leihgabe Daifallah Mane Awad, der eine Freistoßflanke verwertete. Zweitens: der eingewechselte Marco Caruso, der per Drehschuss traf. Drittens: die Glücksgöttin Fortuna. „Es war ein glücklicher Sieg“, räumt der Trainer Robert Stadtmüller ein. Nicht nur, weil sich die Filderstädter gegen den robust aufgestellten und aggressiv einsteigenden Gegner lange schwer getan hatten. Auch, weil sie sich zuvor nicht hätten beschweren können, hätte der Schiedsrichter den Gastgebern einen Strafstoß zugesprochen. Nach einem grenzwertigen Einsteigen von Jannis Imme lief das Spiel jedoch weiter. „Den Elfer konnte man geben. Fällt da das zweite Gegentor, wäre es wohl vorbei gewesen“, sagt Stadtmüller, in dessen Startelf drei A-Jugendliche standen.

So aber sind die Bonlandener, für die zuletzt der Keeper Luca Wiedmann gegen nur noch zehn Zuffenhausener (Gelb-Rot Josip Mataija) mit zwei Paraden den Vorsprung verteidigte, einer der Gewinner des Spieltags. Ihr Abstand zur Abstiegszone ist auf sechs Punkte angewachsen.