Die Amtszeit von Sascha Gavranovic dauerte nur viereinhalb Monate. Foto: Dural

Donnerschlag vor dem 29. Spieltag der Stuttgarter Fußball-Bezirksliga: der TSV Plattenhardt hat Sascha Gavranovic entlassen und wechselt damit zum zweiten Mal in dieser Saison den Trainer. Die Rettung im Abstiegskampf soll nun das Gespann Bernd Giersdorf/Paulo Bayrak bringen. Die Hintergründe.

Filder - Donnerschlag vor dem 29. Spieltag der Stuttgarter Fußball-Bezirksliga: der TSV Plattenhardt hat Sascha Gavranovic entlassen und wechselt damit zum zweiten Mal in dieser Saison den Trainer. „Wir müssen jetzt noch einmal einen Impuls setzen, um den Super-GAU abzuwenden“, sagt der Abteilungschef Christoph Scholz zu der Entscheidung, die von einem Meinungsdisput sowie einem Rücktritt im Führungsgremium begleitet wird. Zu den Rettern im Abstiegskampf sollen nun die Spieler Bernd Giersdorf und Paulo Bayrak werden. Sie übernehmen im Weilerhau bis zum Rundenende die Verantwortung. SG Untertürkheim – TSV Plattenhardt (15 Uhr). Das Aus kam am späten Donnerstagabend. Bis dahin, sagt Christoph Scholz, habe man gehofft. Als dann die ernüchternde Erkenntnis stand, dass auch das Pokalspiel bei der klassentieferen Vaihinger Omonia wenig Anhaltspunkte für eine Wende zum Positiven gebracht hatte, sah der Plattenhardter Fußballchef Handlungsbedarf. Reißleine, Teil zwei. Der Filderclub wechselt zum zweiten Mal in dieser Saison den Trainer. Nach Marco Russo muss auch Sascha Gavranovic vorzeitig gehen – er nach gerade einmal viereinhalb Monaten im Amt. Mit ihm ist sein Assistent Frank Steiner raus.

Zum Verhängnis geworden sind dem Coach „die nackten Zahlen“, die Scholz „brutal und erschütternd“ nennt. Seit dem Blitzeinstieg des 48-Jährigen Mitte Dezember hat die Mannschaft von zwölf Punktspielen nur zwei gewonnen und neun verloren. Der Tiefpunkt: der Auftritt am vergangenen Wochenende gegen die Spvgg Möhringen, als die Filderstädter bei ihrer 3:5-Schlappe zur Pause bereits mit fünf Toren hinten lagen. Spätestens damit waren selbst dem „Gavranovic-Fan“ Scholz, wie er sich nach wie vor bezeichnet, im Glauben an ein Happy End unter seinem ursprünglichen Wunschtrainer ernsthafte Zweifel gekommen. „Wir haben aus der Abwärtsspiele einfach nicht herausgefunden. Statt besser ist es sogar noch schlechter geworden“, sagt Scholz, abzulesen in der Tabelle. Dort stehen er und die Seinen mit dem Rücken zur Wand. Sechs Spieltage vor dem Saisonende beträgt der Abstand zum rettenden 13. Platz vier Punkte.

Die Angst vor dem Abstieg – sie geht um im Weilerhau. Auch bei Scholz, der in seiner ersten Saison als Abteilungschef den sportlichen GAU fürchten muss. Zur Erinnerung: das eigentliche Ziel war, an der Spitze mitzumischen. Das freilich hatte manch einer von vornherein für eine Überschätzung des Kaders gehalten. Zusätzlich im kalten Wind steht Scholz dadurch, dass die jetzige Entscheidung im Führungsgremium nicht einstimmig getroffen worden ist. So wollte Wolfram Bunz, einer seiner drei Stellvertreter, an Gavranovic festhalten. Seine Einschätzung: „Er hat alles gemacht, was machbar ist. Es scheitert an den Spielern.“ Im Kader würden Egoismen gepflegt und auf unbequeme Dinge beleidigt reagiert. Ob der Meinungsverschiedenheit in der Causa „Trainer“ hat Bunz den Rücktritt von seinem Posten erklärt. Dass die Gavranovic-Nachfolger nun Bernd Giersdorf und Paulo Bayrak heißen, habe er lediglich von der Journaille erfahren.

Giersdorf, der Kapitän, 30 Jahre alt, und Bayrak, der Torjäger, 34, sollen in den verbleibenden Partien als neue Verantwortliche retten, was noch zu retten ist. Oder, um es mit Scholz zu sagen: „Wir müssen den Kopf noch irgendwie aus der Schlinge kriegen.“ Dabei wird gleich die erste Aufgabe an diesem Sonntag eine mit Schicksalscharakter. Der Gegner SG Untertürkheim ist ein unmittelbarer Konkurrent im Kampf um den Klassenverbleib – und just jene Mannschaft, die derzeit den zur inzwischen einzigen Sehnsucht gewordenen 13. Rang belegt. Ein Sieg, und die Plattenhardter, bei denen Sebastian Lieto (Muskelfaserriss) ausfällt, wären wieder dran. Eine weitere Niederlage hingegen?

Besser gar nicht daran denken – so wie der geschasste Gavranovic, für den in fußballerischer Hinsicht die Rollläden überhaupt erst einmal unten sind. Sein Kommentar zum plötzlichen Abpfiff: „Das muss ich jetzt erst einmal sacken lassen.“ „Ich bin enttäuscht“, sagt der Coach, „vor allem von mir selber, dass ich es nicht hinbekommen habe.“ Ob es andere an seiner Stelle hinbekommen, wird man spätestens am 6. Juni wissen. Dann endet diese düstere Punkterunde, in der aus Plattenhardter Sicht zumindest eines bereits sicher ist: Sie wird so oder so als Katastrophenjahr in die eigenen Annalen eingehen.

SV Vaihingen – TV Zuffenhausen (15.30 Uhr). Der Gästetrainer Marco Scheel hat eine Hoffnung. Diese lautet: der SV Vaihingen, der zuletzt mit einem 0:2 in Weilimdorf seine letzte reelle Chance im Aufstiegsrennen verspielt hat, könnte es von nun an ruhiger angehen lassen. Mal schauen, ob er Recht behält. Sein Vaihinger Amtskollege Klaus Kämmerer sagt: „Wir möchten weiter in jedem Spiel gewinnen.“

Derweil steht fest: unter Kämmerers Nachfolger Marco Stilp wird es im Vorfeld der nächsten Runde auf dem Trainingsplatz voll werden. Geplant ist eine gemeinsame Vorbereitung der ersten und der zweiten Mannschaft sowie der Kicker, die aus der A-Jugend aufsteigen. Die Kaderaufteilung soll erst kurz vor Saisonbeginn erfolgen. „Wir haben intern einige Spieler, die eine Chance verdient haben“, sagt der Abteilungsleiter Thomas Illig. SKV Palästina Al Q’uds Stuttgart – SV Bonlanden II (15 Uhr). Im Blick auf die nächste Saison hat der Bonlandener Trainer Robert Stadtmüller schon einmal eine Erkenntnis: Es mangelt nicht an dann aufrückenden Talenten aus der eigenen A-Jugend. Zuletzt hat Daniel Johne in der Abwehr den an einer Magen-Darm-Grippe erkrankten Yannic Buchwald ersetzt und seine Sache gut gemacht. Ob Buchwald nun beim Schlusslicht wieder mitwirken kann, ist noch offen, ebenso wie der Einsatz von Christian Schenk. Fabian Rieker fehlt berufsbedingt definitiv. Stadtmüllers Warnung: „Es gibt keinen Grund, den Gegner zu unterschätzen. Der ist trotz seiner aussichtslosen Lage noch präsent.“ Bewiesen am vergangenen Spieltag, als Palästina in Sillenbuch überraschend mit 5:4 siegte. Spvgg Möhringen – TSVgg Münster (15 Uhr). Zehn Punkte beträgt der Möhringer Abstand zum 14. Platz, der Stand jetzt den Gang in die Relegation bedeuten würde. Doch der Trainer Jörg Elser hält die Sicherheit für trügerisch. „Mit einem Auge schaue ich in die Landesliga“, sagt er. Sollte Calcio Leinfelden-Echterdingen dort noch auf einen Abstiegsrang rutschen, sähe alles anders aus. Und weil die Möhringer sich nicht auf andere verlassen mögen, lautet die Devise weiter: Gas geben, auch gegen den Tabellenführer Münster. Dessen Akteure bezeichnet Elser als „sehr routiniert und spielstark“. Im Tor der Gastgeber wird wieder Martin Brodbeck stehen. Der Stammkeeper hat seine Rotsperre abgesessen.