Marvin Kuhn (links) und dessen Möhringer Teamkollegen haben zum siebten Mal in Serie gewonnen. Geht in der Tabelle nun sogar noch mehr? Foto: Yavuz Dural

Das Überraschungsteam setzt seine Aufholjagd fort, was im Verein aber auch Sorgen machen muss. Die Nachbetrachtung zum 26. Spieltag mit Fokus auf die Filderclubs.

Filder - Vier Spieltage vor dem Ende der Punkterunde sind in der Stuttgarter Bezirksliga zwei Entscheidungen praktisch gefallen: Der SC Stammheim steigt auf, und der TSV Rohr steigt ab. Aber erwischt es im Tabellenkeller zudem eine zweite Mannschaft? Und wer geht in die Relegation? Die Spannung nimmt zu – überraschenderweise auch noch einmal im Kampf um Platz zwei. Verantwortlich dafür ist die Spvgg Möhringen. Jene strickt eifrig weiter an ihrem Fußballmärchen dieser Saison. Am Sonntag hat die Mannschaft des Trainers Karl-Heinz Fuhrmann mit dem siebten Sieg in Serie ihre erstaunliche Aufholjagd fortgesetzt, wonach den Verantwortlichen an der Hechinger Straße allmählich mulmig werden muss: Gerät ihr Verein tatsächlich noch in Aufstiegsgefahr?

Spvgg Möhringen – Sportvg Feuerbach

Fakt ist: nun sind es nur noch vier Punkte Abstand zu den zuletzt schwächelnden Griechen von Ermis Metanastis. Während die Möhringer im Verfolgerduell der beiden Überraschungsteams auch die Sportvg Feuerbach mit 3:0 abserviert haben, hat ihr Fernrivale bei seinem 0:0 in Cannstatt erneut Zähler liegen gelassen. Klar: die Trümpfe hat nach wie vor der Mitbewerber auf der Hand, zumal jener noch ein Spiel mehr absolvieren darf. „Aber wir nehmen die Entwicklung schon wahr und warten jetzt einfach mal ab, was am nächsten Wochenende passiert“, sagt Fuhrmann. Wird der aktuelle Zweite nervös? Patzt er bei seiner schweren folgenden Aufgabe gegen den TSV Plattenhardt erneut?

Sollte sich auf der Zielgeraden der Saison tatsächlich noch eine Chance ergeben, wollen die Möhringer jedenfalls da sein – dann, so Fuhrmanns Devise, bitte volle Kraft voraus, um diesem eh schon irren Spieljahr auch noch die Krone aufzusetzen. Ungeachtet dessen, dass intern bei manch anderem weniger die Freudentränen kullerten als der Angstschweiß ausbräche. Thema Landesliga-Aufstieg? Damit hatten sie sich an der Hechinger Straße bislang nicht einmal in ihren kühnsten Träumen beschäftigt. „Es käme für den Verein eigentlich auch deutlich zu früh“, sagt Fuhrmann. Freilich: Nein sagen würde man beim Filderclub im Fall der Fälle nicht. Bei Ermis im Übrigen genausowenig. Das zuletzt aufgekommene Gerücht, die Griechen überlegten, auf eine etwaige Relegationsteilnahme zu verzichten, verweist deren Abteilungsleiter Polichronis Ntemadis ins Reich der Fabel.

Für drei Spieler ein Sonderlob

Die Möhringer ihrerseits setzten einstweilen den eigenen Lauf fort. Für den Reifeprozess der Mannschaft spricht es, dass sie dabei den Ausfall der Stammkräfte Sebastian Zydeck (auf einer Konfirmation), Nils Große Scharmann und Pedro Miguel Carvalho Fumega (beide im Urlaub) unbeeindruckt wegsteckte. Der Ersatzmann Samir Ramic per Abstauber, Marvin Kuhn mit einem wuchtigen Vollspannschuss sowie Manuel Klopfer nach einem Konter schossen dennoch einen letztlich klaren Sieg heraus. „Feuerbach war in den ersten 45 Minuten extrem laufstark, aber wir haben geahnt, dass sie dieses Tempo nicht durchhalten können“, sagt Fuhrmann, der für drei seiner Akteure ein Sonderlob hat. Den Innenverteidigern Matteo Brunetti und Steven Jordan sowie dem Angreifer Ali Abalo schreibt er ein „überragend“ ins diesmalige Zeugnis.

Welche Note dort am Ende für die Möhringer insgesamt stehen wird? Ob eine gar noch bessere? Die verbleibenden vier Spieltage müssen es zeigen. Fuhrmanns nun erst einmal spielfreie Höhenflieger treffen danach noch auf die Spvgg Cannstatt, ebenfalls Plattenhardt und Türkspor Stuttgart.

TSV Plattenhardt – TSV Rohr

Bei besagtem TSV Plattenhardt dürfen sie dagegen hadern. Weniger über das aktuelle Resultat als jenes vom vorangegangenen Spieltag. Was wäre schlagartig noch einmal möglich gewesen, hätten die Filderstädter sich da nicht diesen 2:3-Ausrutscher bei Croatia Stuttgart erlaubt? Diese drei verlorenen Punkte tun erst im Nachhinein richtig weh. Sie kosten, wie man nun eine Woche später weiß, die andernfalls möglich gewesene Rückkehr ins Rennen um die Vizemeisterschaft. Hatten die Filderstädter das Kapitel Aufstieg gedanklich doch schon zu früh abgehakt? Einspruch, sagt der Trainer Sascha Krammer. „Die entscheidenden Zähler haben wir nicht seit der Winterpause verloren, sondern in unserer schlechten Hinrunde“, konstatiert er.

Insofern zumindest bei Krammer kein aktueller Gram – wenn, dann höchstens über die Leistung von diesem Sonntag. Gegen den Tabellenletzten TSV Rohr quälten sich die Weilerhau-Kicker zu einem unansehnlichen 2:0. „Wir haben uns nicht mit Ruhm bekleckert“, sagt der Coach. Lediglich Abdul Muvunyi und Marcel Auch trafen, beide nach Vorarbeit von Krammers Trainerpartner Paulo Bayrak. Ansonsten war es ein zähes Mühen, bei dem sich vor allem einer immer wieder als Hindernis erwies: der Gästekeeper David Carl.

Immerhin: die zwischenzeitlich gar drohende Blamage blieb den Plattenhardtern erspart. In zwei Szenen hatten Max Alber und Matt Acher für den erneut nur mit einem Notaufgebot angetretenen Gegner den Ausgleich auf dem Fuß. „Das hätte die Partie komplett auf den Kopf gestellt“, findet allerdings selbst der Rohrer Coach Heinz Rebentisch.

TSV Bernhausen – SC Stammheim

Eine spannende Frage ist nun, ob die Rohrer der einzige Direktabsteiger bleiben – oder ob es einen zweiten gibt. Dies hängt davon ab, was der TV Echterdingen und der von Kollapsgerüchten umrankte Ex-Titelanwärter NAFI Stuttgart in der Landesliga machen. Nur wenn keines dieser beiden Teams in die Bezirksliga abstürzt, reicht dort der vorletzte Platz zur Relegation. Im Tabellenkeller also Daumendrücken für die Erwähnten. Und damit zum TSV Bernhausen. Jener befindet sich nach seiner 1:6-Heimschlappe gegen den designierten Meister Stammheim unverändert im Kreis der Bangenden. Eine Woche nach dem ermutigenden 3:1-Sieg bei Beograd wurden die Fleinsbachkicker hart auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.

„Die ersten 45 Minuten waren taktisch gut. Danach aber sind wir zusammengebrochen – nur noch Fehler“, sagt der Trainer Peter Weinmann. Schlüsselmoment war eine Szene in der Nachspielzeit von Hälfte eins: Der Keeper Alexander Busse konnte einen auf ihn zustürmenden Gegenspieler nur noch per Foul stoppen. Die Folge: ein Elfmeter. Statt mit einem Remis nach Aristidis Perhanidis’ vorigem Ausgleichstor gingen die Bernhausener mit einem unglücklichen Rückstand in die Pause. Von diesem Nackenschlag erholten sie sich nicht mehr. Und so kommt es nun zum Showdown am nächsten Wochenende. Oder, um es mit Weinmann zu sagen: „Zum Endspiel.“ Dann sind er und die Seinen beim Tabellennachbarn VfB Obertürkheim zu Gast. Ob auch unter Mitwirkung des Kapitäns Mustafa Akcay, bleibt abzuwarten. Der Routinier musste mit einer Adduktorenzerrung vom Platz.

SV Vaihingen – SV Sillenbuch

Doch sind die Bernhausener damit nicht die Einzigen, denen gerade das Verletzungspech zu schaffen macht. Schlimmer hat es den SV Vaihingen erwischt. Jener hat mittlerweile die Diagnose nach dem Trainingsunfall seines Angreifers Tom Wolf: Schienbeinkopfprellung, hinteres Kreuzband angerissen, vorderes Kreuzband angerissen. Der 22-Jährige fällt damit für mehrere Monate aus. Und da am Sonntag obendrein eine Handvoll anderer Stammspieler passen musste (Breuninger, Hauner, Rath, Winter, Münch), kam der Trainer Stephan Tregel mit einem ziemlich improvisierten Aufgebot daher. Jenem schwanden in einem laut Coach „eher lauen Sommerkick“ zuletzt die Kräfte. Die Folge: eine 1:3-Heimniederlage gegen den SV Sillenbuch, mithin das Ende der eigenen Erfolgsserie, die sich über fünf Spieltage (vier Siege, ein Remis) erstreckt hatte.

„Die Mannschaft ist müde geworden. Man hat aber auch gemerkt, dass es für beide Teams um nicht mehr allzu viel ging“, sagt Tregel. Den zwischenzeitlichen Ausgleich für die Seinen erzielte Jeremiah Geywitz per Elfmeter. Nico Breuer war gefoult worden. Dann, in den letzten zehn Minuten, schlug der Gegner noch zweimal zurück. Doch wer wollte sich am Schwarzbach ernsthaft beklagen? Ihr Saisonziel „Klassenverbleib“ haben die Vaihinger praktisch bereits erreicht – deutlich früher als vor einem Jahr. Damals, zur Erinnerung, retteten sie sich erst in der Relegation. Merke: spannend war es in der Liga aus Filder-Sicht auch seinerzeit bis zum Schluss.