Im zweiten Topspiel musste sich der TSV Plattenhardt gegen Türkspor mit einem Unentschieden begnügen. Im Bild links: Erdal Tunc. Foto: Günter Bergmann

Der SV Bonlanden ist am Tag der Topspiele der Gewinner. Auch drei andere Filderteams siegen.

Filder - Die vier Aufstiegsfavoriten in direkten Duellen unter sich – er hatte viel versprochen, dieser dritte Spieltag der Stuttgarter Fußball-Bezirksliga. Und zumindest für eine Mannschaft hat er dann auch alles gehalten. Der SV Bonlanden ist der Gewinner der ersten großen Kraftprobe dieser Saison vom Sonntag. Während sich die Konkurrenten TSV Plattenhardt und Türkspor in einer rasanten Begegnung mit einem 3:3-Unentschieden trennten, siegte der Tabellenführer selbst in Stammheim mit 2:1 und ist hiernach das einzige noch verlustpunktfreie Team der Staffel. Den Spieler des Wochenendes stellt derweil der Aufsteiger TSV Bernhausen. Dessen Neuzugang Aristidis Perhanidis wartete mit einem Tore-Viererpack auf.

SC Stammheim – SV Bonlanden

45 Minuten lang staute sich mehr und mehr Ärger auf. Es begann für die Kicker des SV Bonlanden damit, dass ihr Gegner sie trotz guter Witterung auf den kleinen Kunstrasen bat – laut dem Trainer Klaus Kämmerer die Basis für „ein hektisches, teils wenig ansehnliches Spiel“. Es setzte sich fort, indem ihr vermeintliches Führungstor von Ömür Karatas umstritten keine Anerkennung fand. Und es gipfelte schließlich darin, dass kurz vor der Pause stattdessen der Ball im eigenen Netz zappelte. Nachdem der SC Stammheim bei seinen wenigen Nadelstichen, die er setzte, zuvor bereits Latte und Pfosten getroffen hatte, ließ Marvin Kellner im Laufduell den Urlaubsrückkehrer Sebastian Liebenstein stehen und vollstreckte kühl.

Doch vielleicht war es ja gerade diese Angefressenheit, die es brauchte, um am Ende drei Big Points einzufahren. Im zweiten Durchgang jedenfalls schlugen die Filderstädter im Stile eines gereizten Tigers zurück. „Die Mannschaft hat eine richtig gute Antwort gegeben“, sagt Kämmerer. Karatas per Volleyschuss und Fabio Andretti mit einem Kopfball drehten die Partie. Dass danach beiderseits nicht mehr viel ging? Egal. Unter dem Strich stehen für die Bonlandener nun drei Siege aus drei Partien – macht weiter Platz eins. „Wir haben die Situation, die wir wollten; das Ganze möglichst von Beginn an von vorn zu dominieren“, sagt Kämmerer. Außer den Seinen ist seit Sonntag kein Team mehr verlustpunktfrei.

TSV Plattenhardt – Türkspor Stuttgart

Letzteres liegt daran, dass sich im zweiten Topduell des Spieltags der TSV Plattenhardt und Türkspor Stuttgart gegenseitig Zähler abnahmen. Der Endstand im Weilerhau: ein 3:3 – flankiert von einem Gastgeber-Trainer im Zwiespalt der Gefühle. Einerseits war „es ein richtig gutes Spiel mit hohem Tempo“, konstatiert Sascha Krammer. Es habe Spaß gemacht, zuzuschauen. Andererseits: zweimal hatte seine Elf bereits mit zwei Toren Vorsprung geführt. Nicht nur das: in der Endphase scheiterten Erdal Tunc und Giuseppe Di Leone am Pfosten. Möglich war also mehr. Vor diesem Hintergrund fühlte sich das Remis eher wie eine Niederlage an.

Zuvor hatten vor allem zwei Plattenhardter Kicker aufgetrumpft. Krammers Trainerpartner Paulo Bayrak war an allen drei eigenen Treffern direkt beteiligt – zweimal als Schütze, einmal als Vorlagengeber. Alperen Albayrak glänzte derweil mit zwei Assists. Freilich, „streckenweise“, räumt Krammer ein, „waren wir auch extrem unter Druck“. Zum Spielverderber wurde schließlich ein Ex-Profi und Ex-Bonlandener: Ugur Yilmaz, prominentester Neuzugang der Gäste, glich per Doppelschlag aus. Dass sich allerdings auch der Türkspor-Jubel in Grenzen hielt, liegt an Yilmaz’ Angriffskollege Behar Hasanaj. Für den dürfte die Begegnung ein größeres Nachspiel bekommen. Seine rote Karte wegen Nachtretens gegen Tunc scheint dabei das kleinere Problem. Hasanajs Reaktion: eine angedeutete Kopfnuss gegen den Schiedsrichter.

MTV Stuttgart – TSV Bernhausen

Ein „normaler“ Platzverweis war es derweil, der dem TSV Bernhausen in die Karten spielte. Wie das Duell beim MTV Stuttgart verlaufen wäre, wenn der Keeper Marc Wulle nicht den auf ihn zustürmenden Daniel Till von den Beinen geholt hätte? So jedenfalls waren die Gäste von der 30. Minute an in Überzahl. Und so waren die Zeichen vollends auf Auswärtscoup gestellt. Erst recht, da der Trainer Peter Weinmann zudem in Sachen Aufstellung ein goldenes Händchen bewies. Der Positionstausch seiner Offensivkräfte Marco Caruso (bisher Spitze) und Aristidis Perhanidis (bisher linkes Mittelfeld) geriet zum furiosen Volltreffer. Caruso steuerte in neuer Rolle drei Torvorlagen bei. Und Perhanidis? Dessen Name stand schließlich viermal in der Schützenliste. Perhanidis, Perhanidis, Perhanidis, Perhanidis – der 22-jährige Linksfuß, aus Fellbach verpflichtet, erzielte alle Bernhausener Treffer zum 4:1-Erfolg.

„Er hat seine Schnelligkeit super ausgespielt. Eine überragende Vorstellung von ihm“, lobt Weinmann, der somit womöglich überhaupt die Lösung eines Problems gefunden hat. Bisher hatten er und die Seinen ja unter dem Abgang ihres Toptorjägers Daniel Preuß geächzt. Der eigentlich als Nachfolger vorgesehene Giuseppe D’Elia ist gerade erst ins Training eingestiegen und schleppt noch einen gehörigen Fitnessrückstand mit sich herum.

Preuß? D’Elia ? Wer weiß: vielleicht ist fortan vor allem die Rede von Perhanidis.

Spvgg Möhringen – OFK Beograd Stuttgart

In der Tabelle kommt der Aufsteiger vom Fleinsbach nun auf gute sechs Punkte – ebenso wie die Spvgg Möhringen. Auch jene siegte, Bezirkspokalwettbewerb eingerechnet, zum dritten Mal innerhalb von acht Tagen. Und auch im Fall der Mannen von der Hechinger Straße lautete das Ergebnis 4:1. Mit diesem kam ihr Gegner OFK Beograd Stuttgart noch glimpflich davon. „Nach unserer sehr mäßige Saisonvorbereitung ein guter Schritt. Das einzige Manko: wir hätten aus einer deutlichen Überlegenheit noch mehr Tore machen müssen“, sagt der Trainer Kar-Heinz Fuhrmann.

Zwei seiner Kicker stachen auch so heraus – ausgerechnet die beiden Jüngsten, die erst seit diesem Sommer im Kader stehen. Christian Preskitt erzielte die beiden ersten Treffer. Und Malden Peri war im zentralen Mittelfeld ein unermüdlicher Antreiber, dies trotz Handicap. Beendet hat der 20-Jährige den Spieltag mit Brummschädel, Dieter-Hoeneß-Gedächtnisverband und im Krankenhaus. Der Grund: ein drei Zentimeter langer Cut am Hinterkopf, den er bereits in der ersten Hälfte bei einem Kopfballduell erlitt. Peri biss aber auf die Zähne und hielt noch bis in die Endphase der Begegnung durch. Fuhrmanns Kommentar in einem Wort: „Überragend.“

TSVgg Münster – SV Vaihingen

Unterdessen hat sich der SV Vaihingen gut erholt gezeigt von seiner 2:3-Derbyniederlage eben gegen die Möhringer. Mit einem 2:1 in Münster fuhr der Aufsteiger überraschend seine ersten Saisonpunkte ein. Überraschend vor allem deshalb, weil dem Trainer Carmine Napolitano nach eigener Rechnung elf Spieler fehlten, darunter diverse Stammkräfte und seine komplette bisherige Innenverteidigung (Winkel, Zamora). Doch wohl dem, der einen großen Kader hat – und damit Grüße an alle Kritiker. Nicht vergessen hat Napolitano die nörgelnden Stimmen: was um Himmels Willen der Mann mit diesem Riesenhaufen an Spielern will? Seit Sonntag steht die Antwort. „Die Breite hat sich bezahlt gemacht“, sagt Napolitano, der kurzerhand mit seinem Oldie Giampiero Lapeschi und dem Wiedereinsteiger Guillermo Dominguez eine neue Abwehrzentrale aus dem Hut zauberte. Letzterer bestritt sein erstes Spiel seit mehr als zwei Jahren.

Ergebnis siehe oben. „Zuletzt hatte ich von einem Hühnerhaufen gesprochen, diesmal muss ich unsere Defensive loben“, sagt Napolitano. Zudem die neu in die Startelf gekommenen Valentin Kamm und Nikolas Münch. Sie erzielten nach Vorarbeit von Philipp Rosenberg und Yannik Breuninger die Tore zum wichtigen Sieg.

TSV Rohr – Spvgg Cannstatt

Überhaupt ging diesmal nur ein Filderteam als Verlierer vom Platz. Dies war der TSV Rohr, der sich beim 1:2 gegen die Spvgg Cannstatt mehr oder weniger selbst ins Knie schoss. Daran änderte auch die Tatsache nichts, dass dem Trainer Moudachirou Amadou anders als zuletzt nahezu seine Bestbesetzung zur Verfügung stand – und dass den Gastgebern durch Manuel Rath früh die Führung gelang.

Ärgernis eins: der Elfmeter zum Ausgleich. „Ein dummes Foul von mir“, sagt der Kapitän Marc Scherle. Ärgernis zwei: das späte zweite Gegentor. Dabei wurde ein eigener Einwurf zum Bumerang. Gegen weit aufgerückte Rohrer legte der Gästeakteur Kevin Gullmann einen Kontersprint über 70 Meter hin und behielt dann auch noch beim Abschluss die Ruhe. Ärgernis drei: zuletzt sah zu allem Überfluss Ilir Memaj die rote Karte. Wütend über einen umstrittenen Pfiff, warf der 32-Jährige den Ball gegen einen seiner Gegenspieler.

Im Schwarzbach-Derby am nächsten Sonntag beim SV Vaihingen wird Memaj somit fehlen. Jenes, so viel ist jetzt schon sicher, wird aus Filder-Sicht dann der Knaller des vierten Spieltags.