Der Trainer Klaus Kämmerer bleibt bei seiner akribischen Linie. Foto: Archiv Baumann

Der SV Bonlanden vor dem Start in die zweite Saisonphase: für ihr Ziel Aufstieg wollen die bisher Unbesiegbaren eine rekordverdächtige Serie ausbauen.

Bonlanden - Als gutes Omen taugt er eher nicht, der Gardasee. Zum bisher letzten Mal hatten die Fußballer des SV Bonlanden dort vor fünf Jahren ein Trainingslager bezogen – welchem seinerzeit erst eine Fortsetzung des schleichenden sportlichen Niedergangs und dann in den nächsten Spielzeiten der rasante Absturz folgte, von der Verbands- bis hinunter in die Bezirksliga. Doch ist an der Humboldtstraße keiner abergläubisch. Und so haben sie heuer die einstige Gepflogenheit wieder aufleben lassen. Im Januar weilten die Filderstädter für vier Tage an altbekannter Stätte jenseits des Brenner. Und eines ist klar: Diesmal soll es die Basis für etwas ganz anderes sein.

Ziel Wiederaufstieg. Allein um das geht es, ohne Wenn und Aber. Erneutes Scheitern verboten. „In der vergangenen Saison haben wir es verspielt; das wollen wir nicht noch einmal erleben“, sagt der Trainer Klaus Kämmerer. Andere Mannschaften wären nach einem K.o., wie ihn die Schwarz-Weißen im Juni im Relegationselfmeterkrimi erlebten, auseinandergebrochen, hätten einen mentalen Knacks oder zumindest ein Motivationsproblem gehabt – die Bonlandener nicht. Bei ihnen lautete die Devise: dann halt im zweiten Anlauf. Diesmal alles noch einen Tick besser machen. Einmal schütteln, Mund abputzen und von Neuem fokussieren. Auch wenn es eben weiter nur die Bezirksklasse ist, diese für einen Verein, der einst zu Baden-Württembergs Fußball-Aushängeschildern gehörte, ja eigentliche Demütigung.

Seit Oktober 2016 unbesiegt

Entsprechend haben Kämmerer und die Seinen die Hinserie der aktuellen Runde absolviert. 37 von 39 möglichen Zählern haben sie geholt, mit 45 die meisten Tore geschossen und mit nur acht die wenigsten kassiert. Insgesamt ist die Mannschaft seit Oktober 2016 in 36 Punktspielen in Serie ungeschlagen (29 Siege, sieben Remis). Der Nimbus der Unbesiegbarkeit – er lebt. Es ist eine rekordverdächtige Statistik, in Anbetracht welcher sich für viele weniger die Frage stellt, ob die Übermächtigen dieses Mal Meister werden, sondern nur noch wann. Wer wird schneller sein: die Bayern in der Bundesliga – oder die Bonlandener im Stuttgarter Oberhaus?

Oder besteht gerade in einer solchen Denkweise eine doch noch vorhandene Gefahr? Auch Gewinnen kann bekanntlich irgendwann ermüden. Zumal dann, wenn es mitunter gegen eine allein als Sparringspartner fungierende Konkurrenz geschieht. Kämmerers mit kniffligste Aufgabe dürfte darin bestehen, die innere Spannung und Konzentration weiter zu wahren. „Wir wissen um unsere Stärken. Wenn wir diese auf den Platz bringen, wird es für jeden Gegner schwer“, sagt der Trainer, mahnt jedoch vor Überheblichkeit. Dass er nicht gewillt ist, auch nur einen Millimeter von seiner eigenen akribischen Linie abzuweichen, hat der Coach in der Rückrunden-Vorbereitung verdeutlicht – auch am Gardasee. Dort wartete auf die Spieler ein jeweils volles Tagesprogramm.

Drei Wiedereinsteiger machen Dampf

Am Kader hat es zwar nominell praktisch keine Veränderungen gegeben. Lediglich der bisherige Ersatzmann Philipp Krämer ist gegangen. Doch kommt Kämmerer der Wiedereinstieg dreier Langzeitverletzter zupass. Mit den genesenen Steffen Schmidt, Alexander Ringger und Marcel Stannull lässt sich der Konkurrenzkampf in den eigenen Reihen erhöhen. Ein Nachlassen wird sich also keiner erlauben können. Auf der Ausfallliste stehen aktuell nurmehr die Namen Julian Schwarz (anhaltende Knieprobleme) und Fabio Andretti (Innenbanddehnung im Knie).

Die primäre Erfolgsgrundlage soll weiter die stabile Defensive sein, in der Innenverteidigung mit Ronald Ried und Sascha Häcker als personifiziertem Stoppschild für alle gegnerischen Angreifer. Über die Offensive braucht man derweil nicht groß zu reden. Rund um den amtierenden Torschützenkönig Nico Presthofer verfügt der Filderclub über ein mächtiges Sturmpotenzial. Eines, das zum eigenen Auftakt, der erst in acht Tagen ansteht, dann auch gleich der erste Gegner zu spüren bekommen soll. Jener, brisante Fügung des Spielplans, heißt TSV Plattenhardt. Zum Start also das Lokalderby gegen den ungeliebten Nachbarn und Verfolger.

Es wird die Chance, auf dem erhofften Weg zum Titel früh ein weiteres Zeichen zu setzen – und den ebenso erhofften Geist vom Gardasee zu transportieren. Andernfalls müssten sie sich vielleicht überlegen, ob im kommenden Jahr nicht besser doch mal ein anderes Winterdomizil angebracht wäre.