Der erschrockene Blick des Trainers Sascha Krammer passt: Der TSV Plattenhardt hat im Verfolgerduell enttäuscht und hinkt nun weit hinterher. Foto: Archiv Günter Bergmann

Dem TSV Plattenhardt und dem TSV Bernhausen droht in der Bezirksliga eine verkorkste Saison. Die Nachbetrachtung zum zwölften Spieltag mit Fokus auf die Filderteams.

Filder - Autsch, das klingt nach Herbstdepression. Nachdem schon aus dem goldenen Oktober nichts geworden ist, steuern drei der fünf Filderstarter der Fußball-Bezirksliga vollends auf schwere Zeiten zu. Am Sonntag mussten der TSV Plattenhardt, der TSV Bernhausen und der TSV Rohr bittere Niederlagen hinnehmen – worauf man sich beim ursprünglichen Titelfavoriten im Weilerhau sogar bereits die bange Frage stellen muss, ob in dieser Saison überhaupt noch etwas zu retten ist.

TSV Plattenhardt – GFV Ermis Metanastis Stuttgart

In der Schlussphase stand ein verzweifelter Versuch. Das Trainerduo Sascha Krammer und Paulo Bayrak wechselte in Marcel Auch einen weiteren Stürmer ein. Dafür ging der Abwehrchef Denis Antonov vom Platz. Hopp oder top. Alles oder nichts. Die Verantwortlichen des TSV Plattenhardt wussten, was die Stunde geschlagen hatte. Geworden ist es nichts. Die Filderstädter unterlagen im Verfolgerduell dem Tabellenzweiten GFV Ermis Metanastis Stuttgart verdient mit 1:2 – die erste Heimniederlage nach zuvor sieben Siegen in Serie im Weilerhau. Und spätestens damit zeichnet sich nun das dort befürchtete Schreckensszenario ab: Es droht einmal mehr krachend schief zu gehen, auch in dieser Saison, die doch endlich, endlich ihre werden sollte. Die Plattenhardter und das Dauerthema Aufstieg – bei jetzt wieder elf beziehungsweise sieben Punkten Rückstand auf das Führungsduo der Tabelle bedarf es schon eines großen Optimismus, um sich seit Sonntag noch ein Happyend auszumalen.

Krammer selbst, so wirkt es, tut sich damit bei allen Durchhalteappellen zunehmend schwer. Gar nicht so sehr wegen des aktuellen Ergebnisses, viel mehr ob der Art, wie sich sein Aufgebot in diesem Schlüsselspiel präsentierte. In der Defensive mit entscheidenden Patzern bei den Gegentoren. Im Spielaufbau laut Coach „fahrig“. „Viele Fehlpässe“ habe man drin gehabt. Und im Angriff ohne Durchschlagskraft. So lieferte der vermeintliche Titelfavorit eine Vorstellung ab, die eben auch schlicht spitzenunwürdig war. „Unsere Leistungsträger haben es nicht geschafft, die für eine solche Begegnung nötige Leistung abzurufen“, stellt Krammer ernüchtert fest. Warum? Eine gute Frage auch für ihn. Es ist bei Weitem nicht das erste Mal.

Trotz Rot für den Gegner keine Wende

Dass in der eigenen Startelf acht Kicker standen, die jeweils zumindest schon in der Landesliga im Einsatz waren, verpuffte jedenfalls wirkungslos. Viel individuelle Klasse gleich auch ein Klasseteam? Immer deutlicher wird, dass diese erhoffte Rechnung so einfach nicht geht. „Die besser funktionierende Mannschaft“, räumt Krammer ein, „hatte der Gegner.“ Jener traf dann obendrein zu psychologisch günstigen Zeitpunkten. Das 0:1 fiel in der Nachspielzeit der ersten Hälfte – ein Kopfball mit Spalier stehender Plattenhardter Abwehr. Und das 0:2 folgte nur wenige Minuten, nachdem der Ermis-Akteur Georgios Trochalos wegen Nachtretens Rot gesehen hatte, in einer Phase, als der Kontrahent also eigentlich im Nachteil schien. Diesen zweiten Nackenschlag leitete Nikola Prvanov mit einem schlampigen Querpass sowie einem Foulspiel ein. Den fälligen Elfmeter verwandelte Gianluca Marsiglio, der Spezialist der Gäste für die ruhenden Bälle.

Die Plattenhardter Schlussoffensive führte schließlich nur noch zum Anschlusstor durch Bayrak. Zu wenig. „Jetzt“, weiß Krammer, „helfen bis zur Winterpause allein noch Siege.“ Und Ausrutscher der Konkurrenz. „Sonst“, ahnt der Coach, „spielen wir in der Rückrunde um Platz drei.“ Die Blechmedaille, sozusagen. Und dann hätte sein Spieler Robin Rueff Symbolcharakter: Der Verteidiger ging mit Platzwunde am Kopf vom Rasen.

TSV Bernhausen – VfB Obertürkheim

Was die Krisenstimmung betrifft, befinden die Plattenhardter sich indes in guter Gesellschaft. Ein anderer anfangs Erwartungsfroher erlebt gerade einen noch weitaus krasseren Absturz: Der Ortsnachbar TSV Bernhausen findet sich seit diesem Spieltag auf Tabellenplatz 13 wieder – und damit faktisch im Abstiegskampf. „Momentan muss man das ganz klar so sagen“, mag der Trainer Peter Weinmann nichts beschönigen, nachdem auch sein Team eine 1:2-Heimschlappe quittieren musste, in seinem Fall gegen den VfB Obertürkheim. Insgesamt ist der Überraschungsdritte der vergangenen Saison nun schon seit sechs Spielen ohne Sieg.

Erneut agierten die Bernhausener ohne Fortune. Auf der einen Seite vergaben Marco Caruso und Aristidis Perhanidis laut Weinmann „zwei tausendprozentige Torchancen“. Caruso ballerte den Ball aus kurzer Entfernung meterweit nebens Ziel. „Eigentlich war das aus diesem Winkel fast unmöglich“, ächzt sein Coach, „aber er hat es geschafft.“ Auf der anderen Seite wurden nach der Pause zwei defensive Schläfrigkeiten prompt zum Verhängnis. Das erste Gegentor etwa ging auf die Kappe von Patrick Kerker, der per Trikotbremse einen Elfmeter verursachte.

Was bleibt? Alles in allem „haben wir gerade die Seuche“, sagt Weinmann, „aber wir müssen jetzt die Köpfe hoch nehmen und weiter arbeiten.“ Und in der Winterpause vielleicht personell nachlegen. Des Trainers Wunsch? Für Verteidigung und Angriff hätte er gern jeweils eine Verstärkung.

Türkspor Stuttgart – TSV Rohr

Letzteres würde auch dem TSV Rohr gut zu Gesicht stehen. Jener fügte seiner leidigen Serie „Dicht dran, aber am Ende doch wieder verloren“ ein weiteres Kapitel an. Das 0:1 bei Türkspor Stuttgart war für den Tabellenletzten die achte Liganiederlage in Folge. Insgesamt haben die Rohrer das Feld in dieser Punkterunde schon neunmal als Verlierer verlassen – in sieben Fällen mit nur einem Tor Unterschied. Das bekräftigt den Trainer Heinz Rebentisch in seiner Einschätzung, dass „nicht viel fehlt“ – das entscheidende Quäntchen in schmerzhafter Regelmäßigkeit allerdings doch.

Offensiv kamen die Rohrer abermals als personifizierte Harmlosigkeit daher. Und defensiv war dann der zweite Glanzauftritt des Keepers David Carl innerhalb von acht Tagen nicht genug. In der ersten Hälfte verhinderte allein der 24-Jährige einen Rückstand der Gäste. „Er hat super gehalten“, lobt Rebentisch. Zehn Minuten vor Schluss gab es jedoch auch für Carl nichts mehr zu retten. Sinan Altay schob für den Gegner zum siegbringenden Treffer ein.

So steht Rebentischs Mannschaft, in der der Kapitän Marlon Stoll (Urlaub) fehlte, weiter bei mageren vier Zählern – eine Bilanz, in Anbetracht welcher des Trainers Rechnung für die verbleibenden vier Aufgaben dieses Kalenderjahrs eine arg mutige ist. „Sechs bis neun Punkte sollten heuer noch hinzukommen“, sagt er.

SV Vaihingen – Croatia Stuttgart

Auf den Anfang hofft Rebentisch am nächsten Sonntag im Derby gegen den SV Vaihingen. Der freilich hat seine Durststrecke soeben beendet. Nach ihrerseits sechs Spielen ohne Sieg behaupteten sich die Schwarzbachkicker gegen Croatia Stuttgart mit 3:1. Die „Rache“ des Gäste-Torjägers Holly Bokilo fiel dabei aus. Für den 25-Jährigen, der in der vergangenen Saison bei den Vaihingern aufs Abstellgleis gedribbelt war und seither für den Gegner trifft und trifft, stand diesmal die Null. „Wir haben ihn gut im Griff gehabt“, sagt der Trainer Stephan Tregel. Stattdessen machten zwei seiner Kicker die Angriffsshow. Der nach einer Verletzungspause in die Startelf zurückgekehrte Valentin Kamm netzte doppelt ein. Beide Male legte sein Sturmpartner Philipp Rosenberg stark für ihn auf. Jener wiederum steuerte selbst das zwischenzeitliche 2:1-Führungstor bei.

Dass die Tregel-Prinzipien, denen Bokilo zum Opfer fiel, nach wie vor gelten, bekam derweil diesmal ein anderer zu spüren – der Kapitän Jannik Maus hockte nur auf der Bank. Wegen eines einwöchigen Heimaturlaubs hatte er die Übungseinheiten zuvor verpasst. „Die, die auch unter der Woche da sind, spielen, die anderen nicht. Das ist ganz einfach“, sagt Tregel.

Alles in allem waren er und die Seinen das Fiderteam, das aus der Reihe tanzte. Keine Schlappe, sondern drei Punkte. Und zumindest in Vaihingen somit auch keine Herbstdepression? Einen goldenen Oktober hatten sie auch dort nicht. Aber vielleicht nun ja einen guten November.