Drei Tore selbst erzielt, zwei weitere vorbereitet: damit war Paulo Bayrak der Spieler des Spieltags. Foto: Yavuz Dural

Beim Plattenhardter 6:0 ragt der Spielertrainer heraus. Schlechter läuft es für die anderen Filderteams. Die Nachbetrachtung zum achten Spieltag,

Filder - Verschärfte Krisenstimmung in Bernhausen, schon jetzt aufkeimende Abstiegsängste um den TSV Rohr, zudem eine Sechs-Tore-Frustreaktion des TSV Plattenhardt – das sind die aus Filder-Sicht markanten Punkte des achten Spieltags der Fußball-Bezirksliga. Der ursprüngliche Titelfavorit aus dem Weilerhau rehabilitierte sich für seine jüngste Spitzenspiel-Schlappe mit einem 6:0-Schützenfest und hatte zugleich den Mann des Wochenendes in seinen Reihen. Dessen Name: Paulo Bayrak. Ausgerechnet der Älteste machte vor, wie es geht.

TSV Plattenhardt – VfB Obertürkheim

Vor drei Wochen ist Paulo Bayrak 38 geworden. Ein Alter, in dem andere Fußball längst nur noch vom Fernsehsessel oder Bratwurststand aus verfolgen. Bayrak nicht. An ein Aufgeben seiner Doppelrolle, jener auch noch als Spieler neben dem Trainerjob beim TSV Plattenhardt, hat er auch vor dieser Saison erst gar keinen Gedanken verschwendet. Zum Glück, lässt sich im Weilerhau feststellen. Denn welchen Wert der Oldie für die Mannschaft nach wie vor hat, hat sich erst am Sonntag wieder gezeigt.

Willkommen bei der großen Bayrak-Show! Die überforderten Gäste aus Obertürkheim schoss der Teamsenior mehr oder weniger im Alleingang ab. Bayraks Bilanz: drei Tore plus zwei Torvorlagen. Doch nicht nur das. „Kein anderer zeigt einen solchen Biss wie er. Kein anderer wartet mit einer solchen Laufleistung auf“, sagt Sascha Krammer, der gleichberechtigte Trainerpartner an der Seitenlinie – was allerdings eine Erkenntnis ist, die dann zugleich auch zu denken gibt. „Dass der mit Abstand Älteste derjenige ist, der in diesen Punkten vorangehen muss“, findet Krammer „etwas schade“. Schöne Grüße an die Mannschaftskollegen.

Freilich: aktuell war der falsche Zeitpunkt für Kritik. Auch insgesamt betrieben spielfreudige Plattenhardter eine Frustbewältigung nach der 0:4-Bruchlandung in Stammheim. Nach jener veränderten Krammer und Bayrak ihre Formation auf gleich sechs Positionen – teils freiwillig, teils erzwungen. So etwa fehlte der Keeper Daniel Wagner beruflich bedingt. Im Angriff kam Marcel Auch zu seinem Startelfdebüt – und trug sich ebenfalls in die Schützenliste ein. Bemerkenswert: zwischen den beiden Sturmpartnern der Gastgeber lagen damit satte 20 Jahre Unterschied. Bayrak wie gesagt 38, Auch gerade mal 18.

Ein Gespann auch für die nächsten Partien? Was bei den Filderstädtern allein schon Sorgen machen muss, ist, dass nun wieder eine Auswärtsaufgabe folgt. Ein Spiel auf gegnerischem Platz – dort, wo die Mannschaft im Gegensatz zu zuhause in den vergangenen Monaten kaum einen Fuß auf den Boden bekommen hat. Auswärts, das nebenbei, ist selbst Bayrak, der Unermüdliche, seit Langem ohne Tor.

MTV Stuttgart – TSV Bernhausen

Während die Plattenhardter damit aber immerhin den Neun-Punkte-Abstand zur Spitze nicht haben größer werden lassen, hat der TSV Bernhausen den nächsten Schritt in die Krise getan. Auch am Fleinsbach hatte man sich eine Reaktion erhofft, im dortigen Fall nach dem 0:4 vom Mittwoch gegen Ermis Metanastis – gefolgt ist jedoch der nächste Nasenstüber, diesmal ein 1:4 beim bisherigen Tabellenletzten MTV Stuttgart. „Viele Ballverluste, keine Durchschlagskraft. Eine ganze Reihe unserer Spieler hat gerade einen kompletten Leistungsabsturz“, muss der Trainer Peter Weinmann feststellen. Ging es für ihn und die Seinen in den vergangenen zwei Jahren fast nur bergauf, so sieht sich der Coach nun plötzlich in einer neuen Rolle gefragt: als Krisenmanager.

Offenkundig war die Verunsicherung der Mannschaft. Erst recht, nachdem der gegnerische Torjäger Raphael Hahn in der ersten Hälfte zweimal kühl zugeschlagen hatte. Dieser Doppelpack zog den Gästen vollends den Stecker. Obendrein bittere Zugabe: der Verteidiger Yasin Arslan schied mit Verdacht auf einen Kreuzbandriss aus.

Eine Komponente mehr, die aufatmen lässt, dass fürs eigene Team nun eine Pause ansteht. Am nächsten Wochenende haben die Bernhausener spielfrei. „Die Chance, jetzt mal rauszukommen, den Resetknopf zu drücken und einige Dinge aufzuarbeiten“, sagt Weinmann.

SV Vaihingen – OFK Beograd Stuttgart

Ähnlich gerupft wurde in der englischen Woche der SV Vaihingen. Auch dessen Ausbeute lautet: drei Spiele, nur ein Punkt. Zugleich setzten die Schwarzbachkicker einen Trend fort: Wenn sie in dieser Saison verlieren, dann gleich richtig. Fünf Gegentore bei Türkspor (0:5), fünf Gegentore in Möhringen (1:5), fünf Gegentore nun auch zuhause gegen Beograd (2:5). Dabei verdeckt das aktuelle Ergebnis allerdings, dass es im Duell der beiden Vorjahresaufsteiger zwischendurch eine enge Kiste war. Zusammenfassen ließ sich die Begegnung aus Vaihinger Sicht so: verpatzte erste Hälfte, in der die Gastgeber gegen den energisch pressenden Gegner kein Mittel fanden. Dann die große Aufholjagd – in der die Heimelf aber drei dicke Ausgleichschancen liegen ließ. Dann doch der eigene K.o. „Wenn wir nach der Pause das 3:3 machen, ist der Gegner am Boden“, sagt der Vaihinger Fußballchef Peter Breuer, dessen Aufgebot durch zwei Aktionen von Yannik Breuninger noch einmal herangekommen war. Der Mittelfeldmann versenkte erst einen Freistoß per Nachschuss im Netz und lieferte danach eine Mustervorlage für seinen Teamkollegen Philipp Rosenberg.

Demgegenüber deutete der Kontrahent an, dass sein derzeitiger überraschender dritter Tabellenplatz womöglich mehr als eine Momentaufnahme ist. Zumal: ihren eigentlichen Torjäger hatten die Gäste gar nicht dabei. Kai-Milan Liedtke, der Führende der Liga-Schützenliste, fehlte wegen einer Oberschenkelzerrung. Mit der gleichen Blessur musste auf Vaihinger Seite Nico Breuer vom Platz.

Spvgg Möhringen – Croatia Stuttgart

Die Filder-Mannschaft der Stunde heißt derweil Spvgg Möhringen – wenn auch auf eher leisen Sohlen. Mit dem 1:1 gegen Croatia Stuttgart ist der Tabellensechste in vier Spielen nacheinander unbesiegt. Auch zeigt die Formkurve zur Zufriedenheit des Trainers Karl-Heinz Fuhrmann weiter nach oben. In spielerischer Hinsicht attestiert er den Seinen „eine hervorragende Leistung“. Der einzige Haken: es war am Ende eben nur ein Unentschieden, nicht der mögliche Sieg. Wer an der Hechinger Straße geglaubt hatte, mit dem vorangegangenen Derby-5:1 gegen den SV Vaihingen sei in der Offensive der Durchbruch geglückt, der wurde sogleich wieder eines anderen belehrt. „Wir hatten Chancen für zwei Spiele“, ächzt Fuhrmann, „mindestens fünf hundertprozentige. Doch uns haben die Nerven versagt.“

Die einzige Ausnahme war beim Ausgleichstor von Manuel Klopfer, der nach einem Pass von Marvin Kuhn einnetzte. Zuvor war urplötzlich der Gegner in Führung gegangen, indem er einen Freistoß aus spitzem Winkel in die Dreiangel drosch. Gleichwohl steht für Fuhrmann fest, dass es „nun mit breiter Brust“ ins nächste Nachbarschaftsduell geht, am kommenden Sonntag zum TSV Rohr.

Sportvg Feuerbach – TSV Rohr

Letzterer, der TSV Rohr, befindet sich schon jetzt in prekärer Lage. Das aktuelle 0:2 in Feuerbach war die vierte Niederlage in Serie – und zwar eine, die die Probleme des somit weiter Tabellenvorletzten deutlicher aufgezeigt hat als alle anderen Begegnungen zuvor. Nach dem abermals großen personellen Aderlass vom Sommer fehlt es an allen Ecken und Enden: an Erfahrung im Kader, an Spielverständnis untereinander auf dem Platz, an offensiver Durchschlagskraft. „Wir haben praktisch keine Torchance herausgespielt“, räumt der Trainer Heinz Rebentisch ein. Was umso schwerer wiegt, wenn zudem die Defensive patzt. Beim ersten Gegentor ließ der Keeper David Carl den Ball vor die Füße des gegnerischen Torjägers Julian Hug prallen. Beim zweiten segelte die Kugel durch den Rohrer Fünf-Meter-Raum und durfte schließlich erneut ein Feuerbacher Akteur, Alexander Föll, ungehindert abschließen.

Rebentischs Fazit: „Es gibt noch viel Arbeit für uns.“ Es brauche Geduld. Es brauche Zeit. Fraglich nur, wie viel man davon hat, ohne dass dabei in der Tabelle ein irreparabler Schaden entsteht. Die Rohrer müssen aufpassen, dass sie auf den Kellertreppen des Klassements nicht frühzeitig den Anschluss verlieren.