Vier Stück gegen den Spitzenreiter – die Musberger Torschützen Friedrich Grivas und Lukas Zug (von rechts) hatten allen Grund zur Freude. Foto: Yavuz Dural

Nach dem Musberger 4:2 gegen den Tabellenführer ist das Titelrennen wieder offen. Wackelt in Möhringen derweil der Trainer? Die Nachbetrachtung zum 15. Spieltag.

Filder - Rums, diese Revanche hat gesessen. 1:0, 2:0, 3:0, 4:0 – und das alles gegen den Tabellenführer. Mit einem am Ende dann 4:2-Sieg hat der Aufsteiger TSV Musberg das Ausrufezeichen des 15. Spieltags in der Stuttgarter Fußball-Bezirksliga gesetzt und zugleich dafür gesorgt, dass das Titelrennen in jedem Fall auch noch nach der Winterpause eine spannende Angelegenheit sein wird. Von wegen Sololauf des TSV Plattenhardt. Worauf eine Woche zuvor einiges hingedeutet hatte, das gilt seit Sonntag schon nicht mehr. Derweil stehen eben in Plattenhardt sowie in Vaihingen und Bernhausen erste personelle Kaderveränderungen fest, insgesamt vier Abgänge und drei Zugänge.

TSV Musberg – TSV Plattenhardt

Es war am Sonntag gegen 15 Uhr, als in unserer Redaktion das Telefon läutete und ein aufgeregter Fotograf Zwischenbericht erstattete. Der Mann weilte live vor Ort, und es ging ihm in diesem Moment wohl wie den meisten Anwesenden im Stadion am Turnerweg, die sich verdutzt die Augen rieben und staunend aufs Spielfeld blickten: Konnte das sein? Ja, es konnte! Aufsteiger vermöbelt Titelfavorit. 3:0 stand es zu diesem Zeitpunkt bereits für einen entfesselt auftrumpfenden TSV Musberg, am Ende dann 4:2. Okay, zwei Gegentore fingen sich die Gastgeber schließlich noch ein, was am Fazit des Trainers Ralf Martins aber nichts mehr änderte. „Diese Mannschaft spielt einen geilen Fußball“, stellt er begeistert fest, „es ist der Hammer, was diese Jungs bisher geleistet haben.“

Für einen Klassenneuling starke 21 Zähler waren es bereits vor diesem Spieltag auf dem eigenen Konto, jüngste Ergebnisdurststrecke mit sieglosem November hin oder her. Nun sind es noch drei mehr und ist der vorläufige Saisonhöhepunkt gesetzt. Wie gesagt: der Gegner war kein Geringerer als der TSV Plattenhardt, ein Kontrahent, dem die Musberger im Hinspiel im Oktober noch mit 2:5 unterlegen waren. Die aktuelle Revanche fiel heftig aus. „Wir wussten, dass sie es nicht mögen, wenn man hoch presst und sie früh attackiert“, sagt Martins. Das habe seine Mannschaft perfekt umgesetzt, und nach Ballgewinnen ging es dann überfallartig nach vorn. Die Folge: beim Favoriten hatte man die Beine noch gar nicht richtig sortiert, als die Begegnung praktisch schon verloren war. Marc Wiederoder per Kopf, zweimal Friedrich Grivas sowie Lukas Zug mit einem satten Schuss unter die Querlatte beförderten Martins’ Elf in zwischenzeitlich sensationsverdächtige Sphären. Obendrein scheiterten Zug und Leon Papadakis am Torgebälk.

Demgegenüber sieht sich der Martins-Amtskollege Steffen Küttner derweil schmerzhaft bestätigt in einer bereits mehrfach geäußerten Einschätzung: „Wenn wir nicht bei 100 Prozent sind, reicht es nicht.“ „Wir sind nicht das Paris St. Germain der Bezirksliga, das von oben herunter alle Gegner wegspielen kann“, sagt der Coach. Grüße damit an alle bei der Konkurrenz, die die Plattenhardter zuletzt mit ihren Aussagen bereits auf den Meisterthron gehievt hatten. Aufgehen sah Küttner schließlich ein verhängnisvolles Gemisch. Erstens mit einer eben schläfrigen eigenen Vorstellung. Symptomatisch: vor dem dritten Gegentreffer spielte Antonino Rizzo einen Querpass den Musbergern direkt vor die Füße. Zweitens mit einem laut Küttner schwachen Schiedsrichter, „der in allen entscheidenden Situationen für den Gegner gepfiffen hat“. Drittens und nicht zuletzt, damit kein falscher Eindruck entsteht, mit einem freilich auch starken Widersacher. „Musberg war cleverer, williger, bereiter und zweikampfstärker“, sagt Küttner, „der Sieg ist verdient.“

Erster Neuzugang – und fünf Abgänge

Und so führen die Seinen das Klassement nicht mehr mit neun Punkten Vorsprung an, sondern nur noch sechs – welche am nächsten Sonntag schwuppdiwupp auf drei schrumpfen können. Dann sind die Plattenhardter selbst spielfrei. Für sie hat als einziges Team der Staffel die Winterpause bereits begonnen – nicht, ohne zuvor ein paar Personalien an der Wechselbörse geklärt zu haben. Als Neuzugang steht Nathanael Bamenaw fest. Der 23-jährige Außenbahnakteur gehörte einst zum erweiterten Kader des Oberligisten 1. CfR Pforzheim. Sein letztes Engagement war beim ASV Durlach, eher er eine Fußballpause einlegte – bis jetzt. Inzwischen juckt es wieder. Seinen Einstand beim Filderclub gab Bamenaw, der in Bonlanden wohnt, bereits an diesem Wochenende als Einwechselspieler. Außerdem fix: nach Abdul Muvunyi (beim Gegner Musberg im Gespräch) verlassen auch Dennis Kattenberg (zurück zum TSV Harthausen), Kim Takacs (FV Neuhausen?) und Marvin Schweizer (FV 09 Nürtingen?) sowie wahrscheinlich Dorian Kapaun (TSV Waldenbuch?) die Weilerhau-Kicker.

SV Sillenbuch – OFK Beograd Stuttgart

Verfolger Nummer eins der Plattenhardter nach deren erster Auswärtsniederlage der Saison bleibt der SV Sillenbuch. Jener nutzte die Gelegenheit, Boden gut zu machen, mit einem souveränen 3:1-Heimerfolg gegen den OFK Beograd Stuttgart. Auch die Sillenbucher schufen dabei bereits in den ersten 45 Minuten klare Verhältnisse. Ein Abstauber von Sascha Blessing, ein satter 15-Meter-Schuss von Louis Schmidt sowie ein Kopfball Lasse Bethäusers bescherten einen Drei-Tore-Vorsprung zur Pause. Dass der Torjäger Luca Krieglstein wegen einer Mittelfußprellung fehlte? Der Tabellenzweite steckte es weg wie schon so viele Ausfälle zuvor. Wohl dem, der einen breiten Kader mit reichlich Alternativen hat. Wie eine Drohung an die Konkurrenz klingt es da, wenn der Trainer Zvonimir Topalusic sagt: „In der Rückrunde werden wir noch stärker sein.“ Dann, nach der Jahreswende, kehren die bislang fehlenden Stammkräfte Manuel Mümmler (nach Weltreise), Jannik Schuller (private Auszeit), Thomas Duda (doppelter Zehenbruch) und Julian Kausch (Muskelriss) ins Aufgebot zurück.

TSV Bernhausen – SV Vaihingen

Andernorts gaben zwei Kicker schon jetzt, also noch im alten Jahr, ihren Saisoneinstand. Beim TSV Bernhausen und beim SV Vaihingen wirkte jeweils ein Neuzugang mit – was dann aber auch schon fast die spannendste Nachricht rund um dieses Derby war. Hüben hieß der Debütant Mamdouh El Tamini (21, Mittelfeld, pausierte/früher Junioren SV Böblingen), drüben Mawik Schwenger (20, Außenbahn, zuletzt Calcio Leinfelden-Echterdingen II). Ansonsten? Flaute auf beiden Seiten, Gähnfaktor allenthalben. Entsprechend war das Resultat: ein 0:0. Ärgerlich dabei für die Gastgeber: immerhin sie schnupperten zuletzt am Sieg, doch standen der Torpfosten und der Schiedsrichter im Weg. Erst fehlten bei Yasin Arslans Schuss Zentimeter, dann forderten die Bernhausener vergeblich einen Elfmeter, nachdem Florian Becher in die Zange genommen worden war.

„Wir hätten uns über einen Pfiff nicht beschweren dürfen“, räumt der Gästecoach Stephan Tregel ein, der zuvor seiner strengen Linie treu geblieben war. Verletzte, Kranke, Notaufgebot von nur 13 Mann? Alles egal. Die bisherigen Leistungsträger Thomas Drephal und Ali Hasöz hockten dennoch nur auf der Bank. Tregels Begründung: „Warum soll ich jemanden belohnen, der es sich von der Trainingswoche her nicht verdient hat?“

Spvgg Möhringen – Sportvg Feuerbach

Bleibt aus Filder-Sicht noch die Spvgg Möhringen – für die die Lage im Tabellenkeller immer prekärer wird. Schien das Überraschungsteam der vergangenen Saison zuletzt mühsam in die Spur zu finden, so folgte nun der bittere Rückschlag. In der 1:2-Heimniederlage gegen die Sportvg Feuerbach erkennt der Trainer Karl-Heinz Fuhrmann „ein Spiegelbild unserer Hinrunde“. Gute Ansätze zwar, in den entscheidenden Momenten aber mangelnde Cleverness, „Naivität und anfängerhafte Fehler“, wie es der Coach formuliert. So währte die Freude über Nils Große Scharmanns Kopfballtreffer zur Führung nur kurz. In einer an Torchancen armen Partie rissen die Möhringer sich das Erarbeitete selbst wieder ein. Erst leisteten sie sich einen kollektiven Abwehrblackout, der zum Ausgleich führte. Dann verschuldete Adrian Cucko kurz vor Schluss ohne Not einen Elfmeter. Das war der K. o.  Und wenn’s dann schon mal dick kommt: obendrein sah der Abwehrchef Steven Jordan Gelb-Rot und musste der Keeper Maximilian Roeck mit einer Oberschenkelprellung vom Platz. Für ihn stellte sich der eigentliche Spielleiter Christian Kuchar zwischen die Pfosten.

Die Frage ist: was kann noch der Rettungsanker sein? Wie gelingt die Wende?` Ein Punkt, über den sich auch die Möhringer Abteilungsleitung zunehmend Gedanken macht. Aus jener sieht Thomas Kohler das folgende Derby beim SV Vaihingen nun als Schlüsselspiel. Man wolle „keine Panik verbreiten“. Diese Begegnung warte man ab. Freilich, „sollten wir erneut verlieren“, kündigt Kohler an, „müssen wir Entscheidungen treffen“. Ob auch bezüglich des Trainers, lässt er offen. Das klingt mittlerweile eher nicht mehr nach einer Jobgarantie für Fuhrmann.