Patrick Härle (links) traf zum 1:0 für den TSV Weilimdorf – ein Vorsprung, der am Ende nicht ausreichen sollte Foto: Günter E. Bergmann

Die vier Spitzenteams der Bezirksliga lassen Punkte – und haben nun Gesellschaft bekommen.

Stuttgarter Norden - Vier Mannschaften hatten in der Fußball-Bezirksliga die Chance, nach dem zwölften Spieltag auf Tabellenplatz eins zu stehen. Am Ende bleibt der SC Stammheim vorne, obwohl der nicht über ein Remis hinauskam. Denn die Verfolgerschar machte bei dem Schneckenrennen fleißig mit. Der FC Stuttgart-Cannstatt und die TSVgg Münster spielten ebenfalls nur Unentschieden, während sich der TSV Weilimdorf durch ein Joker-Gegentor in der 93. Minute sogar noch eine Niederlage einhandelte. Und nun ist die Zahl der Anwärter auf die Tabellenspitze noch gewachsen, denn Croatia Stuttgart schloss durch den 3:2-Erfolg über die Verbandsliga-Reserve des SV Bonlanden bis auf zwei Punkte zum Führenden auf.

Das kann man ein glückliches Händchen nennen. In der 93. Minute der Partie zwischen dem TSV Weilimdorf und dem TV 89 Zuffenhausen wechselte TVZ-Trainer Marco Scheel Marc Lindenmaier ein. Was eigentlich dazu gedacht war, beim Stand von 1:1 ein wenig Zeit zu schinden, sollte sich als spielentscheidend erweisen. Einem Ballverlust von Weilimdorfs Verteidiger Güney Cömert folgte ein Konter der Zuffenhäuser über Sergio Mavinga. Dessen Zuspiel landete bei Lindenmaier, der 37 Sekunden nach seiner Einwechslung den 2:1-Siegtreffer erzielte. Dabei hatte in der temporeichen und unterhaltsamen Partie zunächst viel darauf hingedeutet, dass die Gastgeber als Gewinner vom Platz gehen würden. Denn der TSV diktierte bis Mitte der zweiten Hälfte weitgehend das Geschehen und war in der 37. Minute durch Patrick Härles Volleyschuss nach Flanke von Mihal Berberoglu verdient in Front gegangen. Aber: „Wir machen halt das 2:0 nicht und werden dann dafür bestraft“, sagte Weilimdorfs Coach Sven Peuckert. Die Partie kippte in der 68. Minute, und das tat sie durch ein kurioses Tor. TSV-Torwart Fabian Hieber hatte eine Freistoß-Flanke von Mavinga weit aus der Gefahrenzone gefaustet. Der Ball landete bei Diar Shammak im Mittelkreis. Der Zuffenhäuser sah, dass Hieber etwas zu weit vor seinem Tor stand, und zog ab. In hohem Bogen segelte das Spielgerät über den Schlussmann der Platzherren ins Netz. In der Folge lieferten sich beide Teams einen offenen Schlagabtausch – mit dem besseren Ende für die Gäste. „Ich bin einfach nur unglaublich glücklich, dass meine Mannschaft so viel Moral gezeigt und das Ding noch umgebogen hat“, sagte Scheel. „Normalerweise gehen wir nach so einem Spiel als Verlierer vom Platz.“

Nun hätte ja der Tabellenführer SC Stammheim seinen Vorsprung ausbauen können. Doch dazu wäre ein Sieg beim SV Vaihingen nötig gewesen. Und für einen Sieg im Schwarzbachstadion wäre wiederum eine bessere Chancenverwertung nötig gewesen. „Wir haben unseren Gegner in der ersten Halbzeit an die Wand gespielt“, behauptete SC-Coach Thomas Oesterwinter. Was sich allerdings nur in einem Fall auszahlte: Umut Karlikli profitierte von einem Patzer des Vaihinger Keepers Ronald Schlecker, der den Ball nach einer Flanke von Dominick Maier durch die Beine rutschen ließ. Umut Karlikli schaltete am schnellsten und traf zur Führung für die Gäste. Die verpassten es, nachzulegen. Michael Schungers Kopfball verfehlte sein Ziel um Zentimeter, Michele Cinque scheiterte gleich zweimal am Pfosten. Und so reichte den Platzherren, die das Spiel in Hälfte zwei ausgeglichen gestalten konnten, am Ende eine Unachtsamkeit in der Stammheimer Hintermannschaft, um den Ausgleich zu erzielen.

Igor Ilicic, Trainer von Croatia Stuttgart, konnte sich gleich zweimal freuen. Erstens über das 3:2 seiner Mannschaft gegen den SV Bonlanden II, zweitens über die Resultate der Konkurrenz. „Von den Ergebnissen her war das ein Mega-Spieltag für uns“, sagte Ilicic. Ein Mega-Spieltag war es auch für Croatia-Angreifer Hasan Isbert, der die Gastgeber mit 2:0 in Front brachte und die Führung durchaus noch deutlicher hätte gestalten können. „Wenn er alle seine Chancen nutzt, dann liegen wir zur Pause 5:0 vorne“, sagte Ilicic. Das wäre zweifelsfrei ein besseres Polster gewesen, denn die Bonlandener verkürzten per Strafstoß auf 1:2 und schafften eine Viertelstunde vor dem Ende den Ausgleich. Aber da war ja noch der Mann mit dem Marathon-Namen: Joel Issachar Zango Korade, sonst in der zweiten Mannschaft der Kroaten aktiv. Ilicic hatte ihn in die Bezirksliga-Elf geholt, was sich als klug erwies: Korade erzielte kurz vor Schluss den 3:2-Siegtreffer.

Seit drei Spielen war der MTV Stuttgart ungeschlagen und hatte nur ein Gegentor kassiert. Beim Aufsteiger und Tabellenschlusslicht SKV Palästina Al Q’uds Stuttgart hat das Team von Trainer Francesco Mazzella di Bosco durch den 1:0-Erfolg seine Serie ausgebaut. „Ein verdienter Sieg“, wie der MTV-Trainer urteilte. Den einzigen und deshalb entscheidenden Treffer der Begegnung hatte Joel-Noah Graham in der 38. Minute erzielt. Die Vorlage für den Youngster, der vergangene Saison noch in der A-Jugend des MTV kickte, hatte Willie Sauerborn geliefert. Einziger Wermutstropfen für die Elf vom Kräherwald: In der 81. Minute der in der zweiten Hälfte von dem Platzherren deutlich ruppiger geführten Begegnung handelte sich Daniel Mägerle die rote Karte ein, weil er angeblich seinen Gegenspieler getreten hatte. „Aber da ist gar nichts passiert“, sagt Mazzella di Bosco. „Das wurde uns auch vom SKV Palästina bestätigt.“

Zwei 0:0-Spiele hatte der SSV Zuffenhausen zuletzt abgeliefert. Deshalb war der Wunsch von SSV-Trainer Ingo Ramljak, dass sein Team in der Partie gegen den starken Liga-Neuling FC Stuttgart-Cannstatt erstens wieder einmal treffen und zweitens weiter ohne Gegentor bleiben soll. Dem SSV, so Ramljaks richtige Erkenntnis, helfen Unentschieden im Abstiegskampf nicht wirklich weiter. Getroffen haben die Zuffenhäuser zwar durch Kevin Hachenbruch, der nach einem zu kurz abgewehrten Freistoß von Fatih Erdemir zur Stelle war. Aber sie hatten davor eben auch ein Gegentor kassiert – wobei es dann am Ende bleiben sollte. Und diesmal konnte sich Ramljak sogar mit dem einen Punkt anfreunden: „Wir hatten keinen besonders guten Tag erwischt und waren nicht so kompakt wie in den Spielen zuvor.“