Erst Elfmetertöter, dann verletzt: Fabian Hieber (2. von rechts) war einer von zwei spielentscheidenden Keepern. Foto: Günter E. Bergmann

Im Bezirksligaduell zweier Titelanwärter haben Keeper und Ersatztorwart des TSV Weilimdorf maßgeblich dazu beigetragen, dem saisonübergreifend seit 21 Spielen ungeschlagenen SC Stammheim eine Niederlage zuzufügen.

Stuttgart - Saisonübergreifend war der SC Stammheim 21 Spiele lang ungeschlagen gewesen. Am Sonntag endete diese Erfolgsserie. Denn da verloren die Stammheimer beim 0:1 gegen den TSV Weilimdorf nicht nur zum ersten Mal seit dem 30. März 2014 wieder eine Bezirksliga-Partie, sondern verspielten auch noch die Tabellenführung. Rang eins belegt nun die TSVgg Münster, die zwar punktgleich mit den Weilimdorfern ist, aber das deutlich bessere Torverhältnis hat. Im hinteren Drittel des Klassements haben sich die Sorgen des SSV Zuffenhausen vergrößert, die der Sportvg Feuerbach dagegen etwas verkleinert. Und Croatia Stuttgart hatte sich den Verlauf des Spieltags vermutlich auch ein wenig anders vorgestellt.

„Es ist zwar schön, dass wir Stammheim geschlagen haben. Aber der Sieg ist teuer erkauft“, sagte Marc Gsell, Spielleiter des TSV Weilimdorf, nach dem 1:0-Erfolg über den bis dahin seit Ende März ungeschlagenen SC Stammheim. Und fügte im Zusammenhang mit dem Sieg auch noch das elementare Wort „glücklich“ hinzu. Denn beide Mannschaften lieferten sich einen Abnutzungskampf im Mittelfeld, bei dem sie sich weitgehend neutralisierten. Zwar gab es durchaus auch Chancen auf beiden Seiten, aber sowohl den Stammheimern als auch ihren Gästen fehlte vor dem gegnerischen Tor die letzte Konsequenz. Dass am Ende die Weilimdorfer als Gewinner vom Platz gingen, verdankten sie ihren beiden Torhütern. Fabian Hieber, der in der Anfangsformation stand, parierte in der 20. Minute einen von Emre Yildizeli geschossenen Handelfmeter. Savas Kara hatte den Strafstoß verursacht, als er bei einem ebenfalls von Yildizeli getreten Freistoß den Arm nach oben riss, um sein Gesicht vor dem Ball zu schützen. Doch nach Hiebers Glanztat war für ihn das Spiel auch schon vorbei. Bei der anschließenden Ecke fischte er zwar das Spielgerät aus der Luft, verletzte sich aber bei der Landung und musste ausgewechselt werden. Für ihn kam Ersatzkeeper Burak Demirel – wobei sich das Pech Hiebers als Glücksfall für den TSV erweisen sollte. Denn in der 87. Minute – die Weilimdorfer waren nach Gelb-Rot für Leo Christ schon eine Viertelstunde in Unterzahl gewesen – landete ein weiter Abschlag Demirels bei Cesur Sevimli. Der Mittelfeldregisseur der Gäste behauptete sich nicht nur gegen die SC-Verteidiger Michael Schunger und Vadim Kromm, sondern auch gegen den einen Tick zu spät aus dem Tor geeilten Stammheimer Schlussmann Marc Röhl, an dem er den Ball vorbei spitzelte. In den verbleibenden zehn Minuten Spielzeit verteidigten die Weilimdorfer entschlossen diesen knappen Vorsprung, bangen nun aber um einen weiteren Leistungsträger. Abwehrchef Güney Cömert verletzte sich, als ihn der Stammheimer Tobias Oesterwinter beim Versuch eines Fallrückziehers im Gesicht traf. Erste Diagnose: Cömert hat sich das Nasenbein gebrochen.

Keinen Beinbruch, aber eine Bauchlandung erlitt Croatia Stuttgart. Das Team von Trainer Igor Ilicic verlor beim MTV Stuttgart mit 1:3 – sehr zu Ärger des Croatia-Coaches. „Mir fehlen die Worte, um die Leistung meiner Mannschaft zu beschreiben“, zürnte Ilicic. „Für ein Team, das zur Spitze aufschließen will, haben wir viel zu wenig Leidenschaft gezeigt und uns relativ früh mit der Niederlage abgefunden.“ Zwar war den Kroaten nach dem frühen 1:0 durch Tom Kursawe noch in Hälfte eins der Ausgleich durch Joel Issachar Zango Korade gelungen. Aber der Torschütze der Gäste zeichnete auch für das 2:1 für den MTV verantwortlich, als er sich bei einer Flanke verschätzte. Nutznießer war Willie Sauerborn, der die Elf vom Kräherwald erneut in Front brachte. Manuel Rommel sorgte mit dem Treffer zum 3:1 dann endgültig für klare Verhältnisse. Verdientermaßen, denn die Gastgeber hatten das Geschehen die meiste Zeit über im Griff gehabt und kaum Chancen für die Kroaten zugelassen. „Wir haben alles reingeworfen, was wir derzeit reinwerfen können“, sagte MTV-Trainer Francesco Mazzella di Bosco. Amtskollege Igor Ilicic rätselte derweil über die Psyche seiner Spieler: „Vermutlich sind sie es nicht gewohnt, mal eine Siegesserie zu starten, die länger als zwei Spiele ist.“

Manchmal reicht ein handelsüblicher Stein nicht aus: „Mir ist ein ganzer Kilimandscharo vom Herzen gefallen“, sagte Peter Secker, Trainer der Sportvg Feuerbach, nach dem 3:0-Sieg im Kellerduell gegen den SKV Palästina Al Q’uds Stuttgart. Apropos Stein: In der Begegnung ging es ziemlich hart zur Sache. Wobei das Tabellenschlusslicht in Sachen Härtegrad noch über den Feuerbachern lag und zwei Platzverweise kassierte. Doch diese Gangart brachte dem SKV allerdings wenig. Sportvg-Schlussmann Emanuel Rehm wurde nur ein Mal ernsthaft geprüft, während die Feuerbacher doch ein deutliches Chancenplus verbuchten. Doch nach dem 1:0 durch den sonst in der Reserve aktiven Dario Babic dauerte es lange, bis die Torgelegenheiten auch in Zählbares umgemünzt wurden. Erst in der Schlussviertelstunde trafen Marvin Höschele und Tunahan Dogan gegen die dezimierten Gäste. „Alles egal“, sagte Secker. „Wir haben drei Punkte, abhaken und fertig.“

Allerdings reicht der Aufsteiger SKV Palästina im Sich-selbst-Dezimieren bei weitem nicht an den SSV Zuffenhausen heran. Diesmal handelte sich Keeper Jan Ertl die rote Karte ein, dessen spielentscheidende Aktion sich in der 90. Minute der Partie bei der TSVgg Plattenhardt ereignete. Nach einem Pressschlag mit dem Plattenhardter Dennis Kattenberg entwickelte sich erst ein Wortgefecht, bei dem Kattenberg dann zu Boden ging. Umgestoßen, so hieß es seitens der TSVgg, umgefallen, so ließ es der SSV verlauten. jedenfalls verhängte der Unparteiische einen Strafstoß gegen die Zuffenhäuser, der zum entscheidenden 1:0 führte. Was unter dem Strich nicht unverdient war, denn die Nord-Stuttgarter hatten eine alles andere als überzeugende Leistung abgeliefert und nur durch viel Glück die erste Hälfte ohne Gegentor überstanden. Dass der SSV nach dem Seitenwechsel noch zwei Hochkaräter versemmelte, konnte Zuffenhausens Coach Ingo Ramljak verschmerzen. Nicht aber das Verhalten seines Schlussmanns – übrigens der siebte Platzverweis eines SSV-Akteurs in der laufenden Saison. „Da wird in zehn Sekunden die Arbeit von sechs Wochen zunichte gemacht“, schimpfte Ramljak.