Im Interesse der Fahrradmobilität müssen genügend Stellplätze vorhanden sein. Foto: Georg Linsenmann

Im „Kampf um jeden Zentimeter“ im Stuttgarter Westen sollen an 17 Stellen 75 weitere Radbügel installiert werden.

S-West - Wenn der Radverkehr im dicht besiedelten Westen der Stadt attraktiver werden soll, dann braucht es mehr Stellplätze für Fahrräder. Ein schwieriges Unterfangen, das wie die Quadratur eines Kreises wirkt. Jedenfalls dann, wenn die Sache keine Parkplätze für Autos kosten darf. Ein Zielkonflikt, an dem sich in der Stadt auch in anderen Zusammenhängen regelmäßig die Geister scheiden. Das ist auch im Bezirksbeirat nicht anders, weshalb die Thematik in den Ausschuss „Zukunft der Mobilität in Stuttgart-West“ verlagert wurde.

Und siehe da! Das Gremium hat den Stadtbezirk systematisch durchforscht und 17 Standorte im öffentlichen Raum ausgemacht, an denen ohne größeren Aufwand weitere Radbügel installiert werden könnten: 75 an der Zahl. Daraus wurde ein gemeinsamer Antrag aller Fraktionen an die Stadt, an den ausgesuchten Orten die jeweils vorgeschlagene Zahl neuer Radbügel zu errichten.

Kurze und heftige Debatte

Reine Formsache schien die Verabschiedung dieses Antrages in der Sitzung des Bezirksbeirates. Stattdessen kam es aber zu einer kurzen und heftigen Debatte, weil Rolf-Peter Kress (AfD) dem Antrag die Zustimmung verweigerte. Zuerst wollte er geklärt haben, „wo im Straßenraum die Motorräder untergebracht werden“. Und zwar speziell jene, die derzeit dort stehen, wo laut Antrag Fahrrad-Stellplätze eingerichtet werden sollen. „Bitter enttäuscht“ zeigte sich darüber Marina Silverii (Bündnis 90/Die Grünen), „denn wir hatten uns über die Vorschläge die Köpfe eingeschlagen und alles ausdiskutiert“, und dabei sei „ein großer Kompromiss“ ausgearbeitet worden, den sie nun auch verteidige.

Eine Meinung, die Paul Roßmann (SÖS/Linke-plus) unterstrich: „Wir streiten um jeden Zentimeter, und das war eine gute, konsensuelle Sache.“ Im übrigen sei klar: „Motorräder gehören auf die Straße.“ Jochen Hammer betonte für die CDU-Fraktion ebenfalls den Konsens als Basis des gemeinsamen Antrages: „Wir sind durch den Stadtbezirk gelaufen und haben alle Vorschläge genau angeschaut. Und bei den Stellen, auf die wir uns geeinigt haben, werden weder Fußgänger noch Autofahrer negativ betroffen sein.“ Schließlich brachte Astrid Rotzler-Lung (SPD) die Sache auf den Punkt: „Wir haben nur Flächen genommen, über die wir einig waren. Weil wir wollen, dass diese Bügel schnell kommen.“ So wurde der Antrag dann mit großer Mehrheit angenommen.

Die 17 Vorschlägen reichen dabei von zwei bis acht Radbügeln pro Stelle. Wie sehr dabei um jeden halben Quadratmeter restlichen Platzes für jeden weiteren Standplatz gekämpft wird, zeigt sich etwa am Bürgerzentrum, wo sowohl vor dem Einkaufszentrum als auch entlang der entlang der Bebelstraße wo bereits zwei Ensembles von Bügeln platziert sind. Gegenüber der Stadtbahnhaltestelle soll nun Platz für zwei weitere herausgequetscht werden. Wobei auch ausgelotet wurde, ob nicht noch mehr möglich wäre. Dabei kam der Ausschuss zu dem Ergebnis: „Weitere Bügel sind nicht möglich, da sie sonst in den Platz vor dem Bürgerzentrum ragen würden“.

Bügel auf illegalem Parkplatz

Zusätzliche Stellplätze sollen etwa in der Verlängerung zur Bike-Mietstation beim Arbeitsgericht mit bis zu sieben Bügel entstehen. Zudem soll geprüft werden, ob dort nicht auch ein oder zwei Abstellplätze für Lastenräder Platz finden könnten. Um acht Bügel geht es auch am Pflanzbeet vor der dm-Filiale in der Rotebühlstraße, sechs sollen sogar an den Rand der Einfahrt zu einer Tiefgarage am Moltkeplatz passen. Jedenfalls dann, wenn sie „leicht schräg zur Mauer verlaufen“. Um vier Bügel geht es an der Rotebühlstraße 133, wo ein Platz anscheinend „illegal als Parkplatz genutzt“ wird. Ganz in der Nähe soll zudem der Aufstellplatz für ein Taxi mit vier Bügeln für Fahrräder freigemacht werden.

Bezirksvorsteher Reinhard Möhrle betrachtet es „als realistisch, dass eine Hälfte der Vorschläge in einer ersten Trance schnell umgesetzt wird“. Im übrigen sei die Suche „noch nicht abgeschlossen“.