Auf dem einstigen Güterbahnhof-Areal soll das Bildungshaus entstehen Foto: M. Steinert

Gerade der Faktor Bildung sollte die möglichen künftigen Bewohner in den Neckarpark locken. Nun soll das einst umfangreich erdachte Bildungshaus nur noch Grundschule und Kita beinhalten, mehr werde nicht benötigt. Den Bezirksbeiräten stößt das sauer auf.

Bad Cannstatt - Es war eine große Vision, mit der das Schulverwaltungsamt schon vor einigen Jahren an die Planung des Bildungshauses im Neckarpark herangegangen ist. Ein einzigartiges Betreuungs- und Schulmodell sollte entstehen und damit ein ganz entscheidender Faktor, um die Menschen, insbesondere die Familien in das geplante Wohngebiet zu locken. Der Bund hatte das Modellvorhaben, das mit einer Kindertagesstätte und einer Grundschule bis zur sechsten Klasse Lernen zwischen null und zwölf Jahren ermöglichen sollte, bereits mit 130 000 Euro gefördert. Die Idee war so neu, dass sie damals sogar „durch kein geltendes Recht abgedeckt war“, wie Roland Steiner, der stellvertretende Leiter des Schulverwaltungsamts, den Bezirksbeiräten in ihrer jüngsten Sitzung erklärte. Die Stadt hätte eine Sonderschulform genehmigen müssen.

Geworden ist daraus nichts. Und es wird wohl auch nichts mehr daraus. Zwischenzeitlich war die Vision nach der Einführung des Gemeinschaftsschulmodells im Land zwar noch erweitert worden: Eine solche Schule bis zur zehnten Klasse sollte es im Neckarpark geben und vielleicht sogar eine Oberstufe obendrauf. Heute klingt das allerdings längst anders: Eine Machbarkeitsstudie habe ergeben, dass für den Standort lediglich eine Kita mit zehn Gruppen, eine zweizügige Ganztagsgrundschule und eine Einfeldturnhalle benötigt werden. Um in diese Richtung weiterplanen zu können „brauchen wir Ihren Grundsatzbeschluss“, erklärte Steiner den Bezirksbeiräten am vergangenen Mittwoch sein Anliegen.

„Diese Vorlage kann man in die Tonne kicken“

Erfüllt haben es ihm die Lokalpolitiker aber nicht. Sie lehnten den Vorschlag der Stadtverwaltung für diese Art von Bildungshaus mehrheitlich ab. Die Kommentare zu den Ausführungen von Steiner und seinem Kollegen Philipp Forstner zu ihrer mitgebrachten Beschlussvorlage reichten von „Diese Vorlage ist mangelhaft“ bis hin zu „Das Ding kann man in die Tonne kicken“.

Von den Zahlen, anhand derer die beiden Vertreter des Schulverwaltungsamts darlegten, dass der Bedarf in Bad Cannstatt für eine weitere Sekundarstufe nicht da sei, fühlten sich die Lokalpolitiker „total erschlagen“, wie es Doris Höh von der FDP formulierte. Ganz trauen wollten die Bezirksbeiräte – abgesehen von der CDU-Fraktion – den Zahlen nicht. Allein aus der zehngruppigen Kita im eigenen Haus müssten doch mehr Grundschüler herauswachsen, als eine zweizügige Grundschule beherbergen kann, hieß es etwa. Und immerhin seien 600 Familienwohnungen in dem Gebiet geplant. Philipp Forstner konterte, dass der Neckarpark „nicht das erste Neubaugebiet für uns“ sei. Bisher hätten die Prognosen immer gepasst.

Trotz größerer Turnhalle keine Zustimmung

Kathrin Grix (Grüne) stellte es in Frage, ob es wirklich keine weitere Sekundarstufe bräuchte: „Unsere Realschulen platzen aus allen Nähten“, sagte sie. „Was ist mit den Flüchtlingskindern?“, fragte Helga Seyschab (SÖS-Linke-Plus). SPD-Mann Michael Reisser beklagte: „Wir hatten etwas Größeres geplant im Neckarpark.“ Einig waren sich alle Fraktionen darin, dass eine Einfeldturnhalle absolut nicht ausreichend sei, immerhin hätten nicht nur die Schüler Bedarf – den Vereinen im Stadtbezirk reichen die vorhandenen Turnhallen längst nicht mehr aus. In der Stadtverwaltung gucke jedes Amt nur auf seine Belange, beklagten einige. Das Sportamt sende andere Signale in Sachen Hallenbedarf, sagte Roland Schmid (CDU). Schließlich stimmten die Bezirksbeiräte über die Vorlage ab, in der als Kompromiss die Einfeld- zur Zweifeldturnhalle geändert wurde. Für das von Roland Steiner erhoffte Ergebnis nutzte das nichts. Mit zwölf zu sieben Stimmen beschied das Gremium: Setzen, sechs!