Unter den Folien ist es den Eidechsen zu warm. Foto: Annina Baur

Damit im Neckarpark gebaut werden kann, müssen zunächst Baufelder frei gemacht und Eidechsen vergrämt werden. Wie das funktioniert und was das kostet, hat Kilian Bezold vom Gartenamt dem Bezirksbeirat erläutert.

Bad Cannstatt - Auch wenn die derzeit noch brach liegenden Flächen im Neckarpark einen unwirtlichen Eindruck machen mögen: Mauer- und Zauneidechsen fühlen sich dort pudelwohl. „Auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs hat sich eine stattliche Population von geschützten Eidechsen angesiedelt“, sagte Kilian Bezold vom Garten-, Friedhofs- und Forstamt in der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirats Bad Cannstatt. „Wer in ein solches Habitat eingreift, macht sich strafbar“, so Bezold. Bevor im Neckarpark gebaut werden kann, müssen diese Tiere deshalb in ein neues Zuhause gebracht werden. Vergrämung heißt der Fachbegriff für die Methode, bei der in den Monaten April und Mai sukzessive Folien auf dem Boden ausgelegt wurden und werden. Unter diesen wird es den Tieren zu warm, und sie bewegen sich so nach und nach in die gewünschte Richtung.

Erster Teil des Parks entsteht in den kommenden Monaten

Als Ersatzhabitat wird laut Bezold ein sogenannter gleisparalleler Grünzug geschaffen – ein rund zwei Hektar großer Park entlang der Bahngleise, in dem die Eidechsen alles finden, was einen Lebensraum für sie ausmacht: Holz, Sand, Steine, Schotter und Wiesen. Der kleine Park ist vor allem für die Tiere gedacht, kann aber auch ein Erholungsort für die Menschen sein: „Ein schmaler Spazierweg und einige Sitzgelegenheiten sind vorgesehen“, so Bezold. Der Park werde in zwei Bauabschnitten entstehen, der erste Abschnitt soll bereits im Winter angegangen werden, sodass im Frühjahr des kommenden Jahres die Aussaat beginnen kann. 765 000 Euro kostet die Maßnahme. Mit weiteren rund 700 000 Euro wird der zweite Bauabschnitt zu Buche schlagen, der im Jahr 2017 realisiert werden soll, sobald die dort zurzeit noch ansässige Firma Degenkolbe das Gelände geräumt hat. Deren Pachtvertrag endet im Dezember 2016.

Um im Neckarpark bauen zu können, müssen auf dem Gelände auch Bäume und Sträucher gefällt, Wurzeln gerodet und Müll weggeräumt werden. Insgesamt kosten die sogenannte Baufeldfreimachung und die Eidechsenvergrämung rund zwei Millionen Euro. „Man muss sich schon fragen, ob dieser Aufwand gerechtfertigt ist“, sagte Roland Schmid (CDU). Der Grünen-Bezirksbeirat Peter Mielert hielt dagegen: „Wenn auf dem Gelände gebaut werden soll, müssen wir diese Kosten tragen.“ Artenschutz, internationale Bestimmungen und nachhaltige Politik hätten für die Grünen Vorrang.