Frank Otto Huber (Mitte), der seit 25 Jahren Leiter des Kinderhauses Büsnau ist, zeigt den Mitgliedern des Vaihinger Bezirksbeirats seine Wirkungsstätte und erläutert das pädagogische Konzept der Einrichtung. Foto: Rebecca Stahlberg

Der Bezirksbeirat Vaihingen hat das Kinderhaus Büsnau besucht. Dieses muss sich den neuen Gegebenheiten anpassen: Die zunehmende Ganztagsbetreuung verändert die Verweildauer der Kinder in der Einrichtung.

Büsnau - Anstatt wie üblich im Saal der Alten Kelter hat die jüngste Sitzung des Vaihinger Bezirksbeirats am Dienstagabend in der Sporthalle des Kinderhauses Büsnau stattgefunden. Zuvor haben sich die Bezirksbeiräte die Einrichtung von ihrem Leiter, Frank Otto Huber, zeigen lassen. Dieser führte die Lokalpolitiker zunächst in das Spielzimmer, dessen Wände bunt bemalt sind. „Die Wandbilder stammen aus dem Jahr 1991 und orientieren sich an dem Werk ‚Das Prinzip Hoffnung’ des Philosophen Ernst Bloch“, erläuterte Huber. Ein ehemaliger Mitarbeiter habe es gemeinsam mit den Kindern gestaltet. Auch die Tische, Stühle und Schränke des Raums stammten aus der Anfangszeit des Kinderhauses – dieses gibt es seit 1989 – und zwar aus dem damaligen Beschaffungsamt, erzählte er. Dieselbe Sparsamkeit zeige sich auch in der Werkstatt des Kinderhauses. „Wir haben hier Pinsel, die sind zehn Jahre alt“, sagte Huber. Man lege großen Wert darauf, die Dinge instand zu halten und sorgfältig zu behandeln.

Kinderhaus darf Kinonachmittag nicht mehr bewerben

Auch einen Blick in das kürzlich renovierte Kino durften die Bezirksbeiräte werfen. Huber erläuterte, dass er aufgrund von Lizenzierungsvorschriften nun keine öffentliche Werbung mehr für die Kinonachmittage machen und die gezeigten Filme nur auf Nachfrage nennen dürfe. Da es nichtgewerbliche Vorführungen sind, greift eine Einschränkung der Presse- und Marketingaktivitäten (wir berichteten).

In der Küche des Kinderhauses steht ein Billardtisch. Huber verriet, dass dieser Räder habe und an den Kochtagen problemlos hinausgeschoben werden könne, um Platz zu schaffen. Er informierte die Räte zudem über das pädagogische Konzept der Einrichtung: „Wie Ihnen vielleicht aufgefallen ist, hängt bei uns kein Regelwerk an der Wand und es gibt auch keine geschlossenen Türen.“ Man behandle die Kinder mit Respekt und diese dankten es einem, indem sie sich benehmen. „Die Kids sind froh, wenn sie einen Ort haben, an dem sie stressfrei und in Ruhe spielen können“, beschrieb der Sozialpädagoge.

Wer nicht höflich ist, wird heimgeschickt

Probleme habe es in den vergangenen 25 Jahren kaum gegeben. „Höflichkeit findet statt. Das wird nicht diskutiert.“ Wer sich nicht daran halte, werde heimgeschickt. Auch sei in all den Jahren nur zweimal etwas weggekommen, betonte er. Und: die Kinder behandelten die Spielsachen im Kinderhaus äußerst pfleglich: „Gut 1000 Kinder haben inzwischen bei den von uns veranstalteten Wettrennen mit den Carrera-Autos gespielt und alle sind noch ganz.“ Voraussetzung sei allerdings, dass man die Spielzeugbahn nicht einfach nur aufstelle, sondern die Mitarbeiter das Spielen begleiteten. Gute Vorbereitung und Organisation seien sowieso das A und O ihrer Arbeit, verdeutlichte er. Dies geschieht im Büro im Dachgeschoss, das kinderfreie Zone ist. Diverse Ordner stehen dort und dokumentieren die Arbeit des Kinderhauspersonals.

Beste Voraussetzungen für neue Projekte

Huber nutzte außerdem die Gelegenheit, die Herausforderungen zu schildern, mit denen man durch die zunehmende Ganztagsbetreuung konfrontiert sei. Seitdem es das Schülerhaus nebenan gebe, habe sich beispielsweise die Verweildauer der Kinder geändert, erläuterte er. Diese kommen seither zu anderen Zeiten als zuvor und bleiben unterschiedlich lang. „Mit unserem Standort und den räumlichen Gegebenheiten haben wir aber die besten Voraussetzungen, neue Projekte für Schulklassen, Schülerhäuser und Kindergärten anzubieten“, erklärte der Kinderhaus-Leiter. In einer Klausurtagung sei ihm die zündende Idee gekommen: eine Broschüre mit allen Veranstaltungen und Projekten. Die jeweiligen Info-Seiten dienen zugleich als Anmeldepostkarten und können von den Einrichtungen ohne großen Aufwand ausgefüllt und abgeschickt werden.

„Wir haben großes Glück, so flexibel auf die neuen Umstände reagieren zu können“, resümierte Huber. Diese neue Ausrichtung gelte im Übrigen auch für den Jugendtreff Lauchhau-Lauchäcker, fügte er hinzu. „Wir öffnen uns nach außen.“