Der Bedarf an Ganztagesbetreuung in den Grundschulen steigt. Foto: dpa

Mit dem Für und Wider von Hort oder Ganztagsschule hat sich der Bezirksbeirat beschäftigt.

Feuerbach - Es gibt für junge Familien gute Gründe, die Stadt als Wohnort dem Land vorzuziehen. Gute Jobs, viel Kultur, genügend Freizeitangebote und Ausflugsziele direkt vor der Haustür. Was aber fehlt, sind Betreuungsangebote für Kleinkinder und Grundschüler: „Regelmäßig stehen berufstätige Eltern bei mir im Bezirksamt auf der Matte und beklagen sich, dass sie keine Ganztagesbetreuungsplätze finden“, berichtete Bezirksvorsteherin Andrea Klöber am Dienstag im Bezirksbeirat. Derzeit gibt es nur eine Feuerbacher Grundschule, die eine Ganztagsbetreuung anbietet. „Wir haben uns bewusst für die teilgebundene Variante entschieden“, sagte die Schulleiterin der Bachschule, Gertrud Pfitzer, als dort vor kurzem der rund 4,4 Millionen Euro Erweiterungsbau der Schule eingeweiht wurde. Teilgebunden bedeutet, dass die Eltern wählen können, ob sie ihr Kind ganztägig betreuen lassen oder nicht. Es gibt Klassen mit verpflichtendem Ganztagsangebot und weiterhin Klassen mit freiwilligen Betreuungsangeboten. Seit dem Schuljahr 2010/2011 wird dieses Konzept umgesetzt.

Schulleiterinnen berichten im Bezirksbeirat

Die Frage in Feuerbach ist nun: „Was haben die anderen Grundschulen im Stadtbezirk vor?“, sagte Klöber zu Beginn der vergangenen Bezirksbeiratssitzung. Die Stadt verfolge das Ziel, bis 2020 bei allen Grundschulen, die dies wünschen, das Ganztagskonzept umzusetzen. Um zu erfahren, wohin die Reise der Hattenbühlschule und der Hohewartschule bei der Schulentwicklung geht, hatte Klöber im Auftrag des Bezirksbeirats die Leiterinnen beider Schulen eingeladen, damit diese zum Thema Schulkindbetreuung Stellung nehmen.

Die Bezirksbeiräte hätten auch gerne das Schulverwaltungsamt zu dem Sitzungstermin mit an den Beratungstisch geholt, doch die städtische Behörde nahm schriftlich Stellung: „Sowohl von der Hattenbühlschule als auch von der Hohewartschule liegt uns bisher keine Interessenbekundung auf Einrichtung einer Ganztagesschule vor. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir nun zunächst auf die Anträge der Feuerbacher Schulen warten möchten, bevor wir weitere Schritte planen“, antwortete Roland Steiner, stellvertretender Leiter des Schulverwaltungsamtes auf die Anfrage der Bezirksvorsteherin.

Eltern führen einen Umfrage durch

Monika Gutke-Krais, die Rektorin der Hattenbühlschule, berichtete im Bezirksbeirat, dass Eltern, die eine Ganztagsschule für ihr Kind wünschen, die Bachschule angeboten werde. „Bei uns wurden alle diese Umschulungsanträge genehmigt“, sagte Gutke-Krais. Über die Zahl könne sie keine Angaben machen: „Wir führen da keine Statistik.“ Eine Elterngruppe führe derzeit eine Fragebogenaktion durch, um den Betreuungsbedarf und die Wünsche der Eltern, deren Kinder die Hattenbühlschule oder auch die umliegenden Kindertageseinrichtungen besuchen, zu ermitteln. Rückläufig sind nun schon im zweiten Jahr die Schülerzahlen der Grundschule an der Linzer Straße 90. Derzeit sei die Grundschule noch dreizügig, sie könnte aber in Zukunft auch zweizügig werden, sagte die Leiterin der Hattenbühlschule.

Eltern vermissen flexiblere Betreuung in der Ganztagsschule

Anders entwickelt sich die Situation der Hohewartschule. Sie soll vierzügig werden. Rund zwei Drittel der 262 Schüler nutzen derzeit eines der Betreuungsangebote. In die Kernzeitbetreuung gehen etwa 140 Kinder. Den Hort besuchen 56 Kinder. Sechs Umschulungsanträge an die Bachschule landeten auf dem Schreibtisch von Schulleiterin Petra Simmat. Doch die Bedürfnislagen der Eltern, was die Betreuung angeht, sind sehr unterschiedlich: „Manche wünschen sich eine Kernzeit bis 18 Uhr“, sagt Simmat. Die Rektorin plädierte dafür, die Schulkindbetreuung am Bedarf der Eltern auszurichten. Die Elternsprecher beider Schulen meldeten sich im Gremium ebenfalls zu Wort. Sie forderten flexiblere Zeiten bei der Ganztagsschule.

„Ich hätte erwartet, dass erst einmal der Bedarf erhoben wird und dann gesagt wird, wohin die Reise geht“, sagte eine Elternvertreterin. „Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass nicht alle Eltern ihre Kinder in die Ganztagsschule schicken wollen“, meinte FDP-Bezirksbeirätin Gabriele Heise. Allerdings allein auf den Hort zu verweisen, reiche nicht aus. „Wir haben hier im Gremium ja die Prognosen des Vertreters vom Jugendamt gehört. Wir schieben schon jetzt eine riesige Bugwelle beim Betreuungsbedarf vor uns her.“