Zugeparkte Ecken sind auf dem Seelberg keine Seltenheit. Foto:  

Frühestens im Herbst 2017 kann ein Parkraum-Management nach dem Vorbild des Stuttgarter Westens laut dem Stadtplanungsamt in Bad Cannstatt eingeführt werden. Das ist dem Bezirksbeirat mehrheitlich zu spät.

Bad Cannstatt - Weniger Parksuchverkehr in Wohngebieten, weniger Falschparker und dadurch mehr Sicherheit etwa an Straßenecken und eine insgesamt entspanntere Parksituation: „Ein Parkraum-Management soll die Anwohner gegenüber Pendlern besserstellen“, hat Susanne Scherz dem Bezirksbeirat Bad Cannstatt in dessen jüngster Sitzung erklärt. Die Stadtplanerin war gekommen, um mit dem Bezirksbeirat grundsätzlich über die Einführung eines Parkraum-Managements zu diskutieren. „Es geht jetzt zunächst darum, ob finanzielle Mittel beantragt werden.“ Über die Details könne diskutiert werden, wenn die Einführung beschlossen sei.

Möglich und sinnvoll wäre die Einführung eines Parkraummanagements laut Scherz in den Cannstatter Stadtteilen Cannstatt-Mitte, Kurpark und Seelberg, bei der Einteilung in vier Bereiche würden sogenannte natürliche Grenzen wie zum Beispiel große Straßen berücksichtigt. In allen Bereichen würde das sogenannte Misch-Prinzip gelten: „Jeder Parkplatz kostet Geld, aber Anwohner und Handwerker werden privilegiert“, so Scherz. Anwohner bezahlen 30,70 Euro jährlich für einen Anwohner-Parkausweis, Betriebe erhalten ebenfalls einen Parkausweis. Ausnahme-Regelungen für soziale Dienste und Handwerker sind möglich. Alle anderen Verkehrsteilnehmer bezahlen montags bis samstags zwischen 8 und 22 Uhr neun Cent pro zehn Minuten, ein Tagesticket kostet 6,50 Euro. In den sogenannten Kurzparkzonen in Bereichen von Geschäften bezahlen auch die Anwohner montags bis freitags bis 19 und samstags bis 14 Uhr, wollen sie länger als eine halbe Sunde dort parken – die Brötchentaste bleibt auch beim Einführung eines Parkraum-Managements erhalten. In Bad Cannstatt allerdings wird das Parkraum-Management noch auf sich warten lassen: Zunächst soll das System nach dem Vorbild des Stuttgarter Westens in den Stadtbezirken Mitte und Nord eingeführt werden, danach im Süden und erst zum 1. November 2017 in Stuttgart-Ost und Bad Cannstatt.

Mehrheit spricht sich für schnelle Einführung aus

Dies ist dem Cannstatter Bezirksbeirat zu spät: Mehrheitlich beantragte das Gremium, die Einführung zumindest in Cannstatt-Mitte und dem Kurparkviertel auf 2014/15 vorzuziehen. „Pendler fahren nicht in Parkhäuser, solange man an den Straßen umsonst parken darf“, sagte Peter Mielert (Grüne). Wichtig sei, dass das gesamte Kurparkviertel bis zum Neckar einbezogen werde. „Wir glauben an den Nutzen eines Parkraum-Managements und versprechen uns davon mehr Wohn- und Aufenthaltsqualität in Bad Cannstatt“, so Mielert. Stefan Conzelmann sieht das ähnlich: „Weite Teile Bad Cannstatts sind ein kostenloser Park-and-Ride-Parkplatz für das Remstal“, so der Sprecher der SPD-Bezirksbeiratsfraktion. Er plädierte dafür, auch die Gebiete um das Krankenhaus Bad Cannstatt und das Krankenhaus vom Roten Kreuz zu untersuchen: „Die Besucher suchen immer zuerst nach einem kostenlosen Parkplatz.“ Für ein Parkraum-Management, das lieber früher als später eingeführt werden solle, sprachen sich auch die Bezirksbeiräte von SÖS/Die Linke und Bernd Zimmermann (FDP) aus.

Die CDU Bad Cannstatt äußerte dagegen Bedenken. „Der Mangel wird durch ein Parkraum-Management nicht behoben, sondern nur besser verwaltet“, sagte der Sprecher Roland Schmid. Er erinnerte an Kritik von Anwohnern und Betrieben aus dem Westen. Außerdem sei Bad Cannstatt weder was den Parkdruck anbelange noch von der städtebaulichen Struktur her mit dem Stuttgarter Westen vergleichbar: „Im Westen gibt es wegen der zahlreichen großen Dienstleister deutlich mehr Pendler“, sagte Schmid.

Die Belange der Handwerker nicht vergessen

Gerhard Veyhl (Freie Wähler) hingegen hält ein Parkraum-Management in einigen Bereichen durchaus für sinnvoll. Ihm liegen die Handwerker am Herzen: „Wenn ein Parkraum-Management eingeführt wird, müssen die ortsansässigen Firmen und Dienstleister entsprechend ausgestattet werden.“ Ausnahmegenehmigungen kosteten viel Geld und dürften nicht auf ein einziges Fahrzeug beschränkt sein.

Susanne Scherz machte dem Bezirksbeirat wenig Hoffnung auf eine frühere Einführung des Parkraum-Managements: „Weil sich die Park-Problematik vom Westen teilweise in den Norden und die Mitte verschoben hat, muss zuerst dort gehandelt werden“, sagte die Stadtplanerin. Überall gleichzeitig könne nicht gestartet werden, da in allen Stadtbezirken Beteiligungsprozesse ablaufen sollten, die Auslastung der Bürgerbüros bedacht werden müsse und Ausgabezeiten für Parkausweise zeitversetzt terminiert werden müssten.