Von Haus aus ist so ein S-Bahn-Zug eigentlich zügig unterwegs. Foto: imago/Arnulf Hettrich

Auch wenn es die Bahn unserem Kolumnisten KNITZ oft nicht einfach macht – zumeist genießt er das Leben selbst in vollen Zügen.

Aufs Menschliche übertragen würde KNITZ sein Verhältnis zur Bahn mit einer nicht ganz einfachen Liebesbeziehung vergleichen. Bei allen Schwierigkeiten, die der Alltag so mit sich bringt, will er nicht von ihr lassen. Auch, weil er die Hoffnung nicht aufgeben will, dass es irgendwann wieder läuft.

 

Erst neulich war wieder so ein schwieriger Tag. Als KNITZ auf seine App des Verkehrs- und Tarifverbunds Stuttgart (VVS) schaute, sah die Welt perfekt aus. Die S-Bahnen verkehrten alle fünfzehn Minuten.

Am Bahnsteig angekommen bot sich ihm dann ein anderes Bild. Nichts fuhr mehr im Takt. Aus dem Off ertönte eine Männerstimme und erklärte sachlich-unberührt, dass die zehnminütige Verspätung eines Zuges von der Verspätung eines vorausfahrenden Zuges herrühre.

Vielleicht sollt KNITZ mal dem Stefan Raab schreiben, der es glänzend versteht, irgendwelche Zitatschnipsel in Popsongs einzubauen. Die Bahn hat in der Hinsicht einiges zu bieten.

Blau ist die Station Feuersee, grün Stadtmitte

Als KNITZ endlich in der S-Bahn saß, dauerte es nicht lange, und er fühlte sich bestens aufgehoben. Dies rührte auch daher, dass er dem Gespräch einer Mutter mit ihrer Tochter lauschte. Das Kind wollte wissen, wann sie aussteigen würden. Bei der grünen Station, sagte die Mutter. Das sei die nach der blauen. Aber es dauere noch eine Weile, erst müsse der Zug in einen Tunnel fahren.

Tunnel war klar, aber was die Farbenlehre betraf, da verstand KNITZ nur Bahnhof. Bis die Bahn in den Tunnel einfuhr und ihm klar wurde, dass die S-Bahn-Stationen in unterschiedlichen Farben erscheinen. Blau ist die Station Feuersee, grün Stadtmitte.

Dort musste auch KNITZ aussteigen. Zuvor bedankte er sich aber noch bei Mutter und Tochter, dass sie ihm die Augen geöffnet hatten. Ja, sagte die Mutter, Kinder würden die Welt oft mit ganz anderen Augen sehen. Nach dieser Lehrstunde tut’s KNITZ jetzt womöglich auch.

Nächste Begegnung, bei der KNITZ wieder etwas lernen würde. Die Sitzplätze in einer S-Bahn waren bereits gut belegt, als eine Schulklasse einstieg. Die Kinder mögen so um die zehn Jahre alt gewesen sein. KNITZ bewundert Lehrkräfte und deren Begleitung, die es wagen, mit einer Schulklasse den öffentlichen Personennahverkehr zu nutzen.

In der Kindheit von KNITZ war es üblich, dass für Ausflüge an der Schule ein Bus vorfuhr. Das mag für alle Seiten bequemer gewesen sein, aber auch kostspieliger und lange nicht so spannend.

Zurück in die S-Bahn. Eine Lehrerin verteilte die Kinder auf die noch freien Sitzplätze. „Benni“, sagte sie zu einem Jungen, „komm du mal her! Du setzt dich da hin!“ Darauf der Bub: „Ich heiße nicht Benni.“ Gelächter. Aber Nicht-Benni gehorchte.

„Ihr fahrt wohl ins Daimler-Museum.“

KNITZ sprach mit ein paar Kindern. Er hörte heraus, dass wohl ein Museumsbesuch anstand. „Soso“, sagte er. „Ihr fahrt wohl ins Daimler-Museum.“ – „Nein“, sagte ein Mädchen, „ins Mercedes-Benz-Museum.“ Man lernt eben nie aus.

So viel von einem Verkehrsmittel, in dem man wunderbar miteinander ins Gespräch kommen kann. Wenn jetzt das mit der Pünktlichkeit noch hinhauen tät . . .