Der Rechtsanwalt John Quinn hat in Los Angeles das Museum der zerbrochenen Beziehungen eröffnet.

Los Angeles - Es ist nur ein winziges Stück Papier, zwei auf zwei Zentimeter, bekritzelt mit mikroskopisch kleiner Schrift. Und doch hat es John Quinn zu Tränen gerührt. Vier Worte mit der Wucht eines Schlags in die Magengrube stehen auf dem Zettel: „Pay attention to me“ – schenke mir Beachtung. Das Stück ist eines von Quinns Lieblingsexponaten in seinem neuen Museum in Los Angeles – dem Museum der zerbrochenen Beziehungen. „Ich liebe es, weil es so einfach und so schlicht ist und doch eine so große Wirkung entfaltet“, sagt er.

Wie die anderen Exponate des Museums erzählt es eine Geschichte. Eine Geschichte von Traurigkeit und Verzweiflung in diesem Fall. Eine Frau hat den Zettel ihrem Mann gegeben – es war ein letzter Versuch, die Ehe zu retten. Er war vergebens, auch diesen Schrei nach Liebe hat der Partner übersehen. Die Beziehung zerbrach. Doch so herzzerreißend diese Geschichte auch ist – die Tatsache, dass ein scheinbar so banaler Gegenstand als Träger einer zutiefst traurigen Geschichte eine derart wuchtige Wirkung entfalten kann, birgt eine gewisse Magie.

Museum am Hollywood Boulevard

Genau dieser Zauber war es, der Quinn, im Hauptberuf Rechtsanwalt, in seinen Bann geschlagen und dazu veranlasst hat, zu Jahresbeginn sein eigentümliches Museum am Hollywood Boulevard zu eröffnen. Ganz alleine seine eigene Idee, das gibt Quinn zu, war das Museum indes nicht. Bei einem Familienurlaub in Kroatien vor fünf Jahren stolperte er zufällig über ein ähnliches Museum in Zagreb, das seit 2004 die Künstler Olinka Visitca und Drazen Grubisic dort betreiben.

Die Idee zu dem Museum kam den beiden, nachdem sie sich getrennt hatten. Visitca und Grubisic waren auch ein Paar gewesen – und nun hatten sie all diese Dinge, die sie an ihre gemeinsame Zeit erinnerten und die nun keinen Platz mehr in ihrem Leben hatten. Also gründeten sie ein Museum ihrer gescheiterten Liebe. Das Projekt hatte für das sich trennende Paar einen hohen therapeutischen Wert. Es eröffnete eine dritte Option zwischen dem kalten Wegschmeißen und dem Sich-ewig-an-den-Erinnerungen-Abarbeiten. Es ermöglichte eine Befreiung, ein Nach-vorne-Schauen, ohne dass man seine Vergangenheit einfach aus dem Leben und der Seele heraus schneidet.

Großer Erfolg

Über sein eigenes Privatleben redet Quinn nicht, doch es ist bekannt, dass er in zweiter Ehe lebt. Man kann also davon ausgehen, dass die Erfahrung der gescheiterten Beziehung für ihn Bedeutung hat. „Jeder muss sich im Laufe seines Lebens von etwas oder von jemandem trennen, das oder den er liebt“, sagt Quinn. „Es ist eine zutiefst menschliche Erfahrung.“

So erklärt sich sicher der Erfolg des kleinen Museums mitten im alten Hollywood, in das seit seiner Eröffnung täglich Hunderte von Menschen kommen. Überwältigt ist Quinn jedoch nicht nur vom Besucherandrang, sondern vor allem von der Menge an Objekten, die ihm zur Ausstellung angeboten werden. „Es ist rührend und beängstigend zugleich“, sagt er, „wie viele Menschen ihre Geschichten erzählen wollen.“ Die Geschichten sind das, worum es vor allem geht im „Museum of broken relationships“. „Die Objekte“, sagt Quinn, „sind ja an und für sich meistens banal. Erst die Geschichten, die dazu gehören, bringen sie zum Leben.“

Exponate mit ausführlicher Erzählung

Deshalb gehört zu jedem Exponat eine ausführliche Erzählung, niedergeschrieben in den eigenen Worten der Menschen, die hier ihre zerbrochene Beziehung abgegeben haben. Da ist etwa das kleine Flusenknäuel, begleitet von diesem Text: „In seinem Bauchnabel haben sich stets Flusen angesammelt, die er nach dem Sex herausgepult und an meinen verschwitzten Körper geklebt hat. Ich habe all die Flusen gesammelt.“ Die verschwitzte Beziehung eines Pärchens in Montreal dauerte 18 Monate. Jetzt ruht sie in Los Angeles.

Manche Geschichten sind auch kurz, wie die zu dem Toaster, den jemand gestiftet hat: „Habe den Toaster mitgenommen. Sieh zu, wie Du jetzt Dein Brot toastest.“ Und dann ist da die Axt, die eine Frau dazu benutzt hat, seine Möbel zu zerhacken und die Stücke fein säuberlich im Wohnzimmer aufzutürmen.

Man kann sehen, dass Quinn den Menschen einen Gefallen tut, indem er ihnen dabei hilft, sich von diesen Dingen zu befreien: „Wir neigen dazu, uns zu lange an solchen Dingen festzuhalten, auch wenn sie mit negativen Gefühlen behaftet sind.“