Großerlach hat einen Skilift, aber kein Lebensmittelgeschäft mehr. Foto: Martin Stollberg

Christoph Jäger, Bürgermeister von Großerlach und sein Amtskollege in Althütte, Reinhold Sczuka, bleiben angesichts statistischer Voraussagen gelassen. Allein auf Zahlen ließen sich kommunale Prognosen nicht sicher stützen.

Großerlach/Althütte - Bis zum Jahr 2035 soll die Einwohnerzahl von Großerlach (heute rund 2500) laut BW-Atlas um satte 4,6 Prozent zulegen. In Althütte (4100) hingegen soll die Zahl sinken, um immerhin 3,7 Prozent. Er gebe nicht viel auf solche Zahlen, sagt der Bürgermeister von Althütte, Reinhold Sczuka (CDU) und lächelt. Sein Schulteskollege und Parteifreund Christoph Jäger erklärt mit Blick auf die Prognosen: „Das sind Hochrechnungen auf Grundlage einer Momentaufnahme.“ Heute heiße es, Großerlach werde wachsen, „uns ist aber auch schon ein Ausbluten prophezeit worden.“ Mitunter ließen sich Sprünge der Einwohnerzahl ganz einfach erklären. In Großerlach habe vor einigen Jahren ein Altenheim mit 150 Plätzen geschlossen.

Die Aufgabe: den Status quo erhalten

Wer nur so eine Zahl betrachte und darüber hinaus nichts wisse, der müsse fast zwangsläufig zu der Vorhersage kommen, dass der Ort – wenn es so weiter gehen sollte – immer weiter schrumpfe. 150 Menschen weniger, so eine Zahl habe starke Auswirkungen auf eine kleine Kommune.

Sczuka sagt, er halte wenig von hochgerechneten Durchschnittswerten und erinnert augenzwinkernd an jenen Mann, der „eine Hand auf den Herd legt, die andere ins Eisfach und erklärt: im Schnitt fühle ich mich wohl temperiert“.

Kommunalpolitiker in kleinen Gemeinden wie Althütte und Großerlach, so die Rathauschefs, müssten versuchen, das Status quo zu halten – was schwierig genug sei. Noch vor ein paar Jahres sei es Großerlach verboten gewesen, Bauplätze auszuweisen. „Vorgaben der Landesentwicklungsplanung“, so Jäger. Ein großes Problem sei in Großerlach derzeit, dass es kein Lebensmittelgeschäft mehr gebe. Der letzte Bäcker habe im Juni dicht gemacht. Dabei wäre es möglich gewesen, im Gewerbegebiet einen „kleinen Vollsortimenter“ anzusiedeln. „Das wurde uns von der Region Stuttgart verboten.“

Die Region verbietet die Ansiedlung eine Supermarktes

Mainhardt im Nachbarlandkreis Schwäbisch Hall sei früher „ähnlich groß gewesen wie Großerlach“ und hat heute fast 6000 Einwohner. Die Kommune, die nicht zur Region gehört, habe ein Gewerbegebiet „fast nur mit Handel“.

In Althütte gebe es „noch“ ein Lebensmittelgeschäft, so Sczuka. Für den Fall, das dieses mal schließen sollte, sei vorgesorgt. Am Ortsrand sei ein Grundstück reserviert für den Neubau eine Marktes. Um die ärztliche Versorgung langfristig zu sichern habe die Gemeinde Althütte kürzlich ein Ärztehaus gebaut, die Praxen werden vermietet.

Großerlach indes tut sich auch in puncto medizinische Versorgung schwer – die gute Prognose in Sachen Einwohnerzahl hilft da auch nicht weiter. Zurzeit gibt es im Ort keinen Arzt. Seit drei Jahren bemühe sich indes eine Medizinerin aus Rumänien, eine Zulassung zu bekommen. Bürgermeister Jäger sagt, „uns fehlen die Spielräume vor Ort“.