Tief graben sich die Bagger ins Erdreich. Sie bereiten aber keine Tiefgarage vor, sondern tragen verunreinigten Boden ab. Foto: Horst Rudel

Auf dem Areal des neuen Baugebiets Ziegelei sind Schlacken, Reste von Tonziegeln und andere Verunreinigungen gefunden worden. Wer für die rund zwei Millionen Euro Entsorgung aufkommt, ist noch unklar.

Neuhausen - Die nächste Neuhausener Gemeinderatssitzung am Dienstag, 18. Juli, könnte eine ungemütliche werden. Denn auf der Tagesordnung steht das Baugebiet Ziegelei, dessen Erschließung die Kommune weit teurer kommen könnte als zunächst veranschlagt. Denn auf dem Gelände am südöstlichen Ortsrand hat ein Gutachter Altlasten in Form von Schlacken und Bauschutt entdeckt. Diese, laut einem Bauamtsmitarbeiter „schädlichen, aber nicht gesundheitsgefährdenden“ Auffüllungen, werden zurzeit abgetragen. Dafür fallen dem Bauamt zufolge zusätzlich zwei Millionen Euro an. Ob die Gemeinde auf diesen Kosten sitzen bleibt, oder der Verkäufer des Grundstücks haftbar gemacht werden kann, wird laut dem Hauptamtsleiter Bernd Schober „noch geprüft“.

Schlacken und Tonziegelreste

Im Baugebiet Ziegelei röhren zurzeit die Bagger. Tief graben sie sich ins Erdreich. Es ist aber nicht etwa ein Tiefgaragenbau, den sie vorbereiten. Sie tragen dort vielmehr verunreinigten Boden ab, „der da nicht hingehört“, wie Franz Nowak vom Neuhausener Bauamt zugibt. Dabei handele es sich um Schlacken, Tonziegelreste und weitere Verunreinigungen – Hinterlassenschaften einer einst dort ansässigen Ziegelei. Die unliebsamen Überbleibsel seien beim Ausheben entdeckt und von einem Gutachter untersucht worden. Nowak zufolge sind sie nicht gesundheitsgefährdend, „wir wollen das aber nicht in den Baufeldern haben“. Zudem sei es in Baden-Württemberg Vorschrift, diese Altlasten abzubauen.

Beim Kauf des Grundstücks vor etwa zwei Jahren habe die Gemeinde offenbar nicht auf dort mögliche Altlasten geachtet. „Dass man da schon einen Verdacht hatte, glaube ich nicht“, sagt Nowak, „die Untersuchungen kamen erst später“. Ursprünglich seien solche Auffüllungen ohnehin nicht so sensibel beurteilt worden wie in der heutigen Zeit. Die Baugrundstücke seien nach der Entsorgung und Sanierung in einem einwandfreien Zustand, versichert der Experte vom Bauamt: „Wer da baut, braucht sich keine Sorgen zu machen.“

Für das Ausbaggern und die Entsorgung auf einer Deponie in Brandenburg fallen laut Nowak rund zwei Millionen Euro an, die bei den Kosten für die Erschließung noch nicht eingerechnet seien. „Zunächst müssen das sicherlich wir bezahlen“, sagt Franz Nowak. Laut dem Hauptamtsleiter Bernd Schober wird zurzeit aber „die Haftungsfrage noch geprüft“. Darüber, ob sich die Gemeinde beim Kauf über eine üblicherweise im Vertrag enthaltene Klausel abgesichert hat, wonach der Verkäufer ein altlastenfreies Grundstück garantiert, will oder kann er sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht äußern. Aber auch das werde – neben den gesamten Erschließungskosten – Thema in der Gemeinderatssitzung am 18. Juli sein.

Zeitplan soll eingehalten werden

Durch die zusätzlichen Arbeiten werde der Zeitplan nicht beeinträchtigt, sagt Franz Nowak. Bis zum Sommer nächsten Jahres müsse die Erschließung fertig sein, denn im Herbst 2018 wolle das Unternehmen Wilma Wohnen Süd als Bauträger mit dem Bau beginnen. „Das ist vertraglich so festgelegt“, sagt Franz Nowak.

Auf dem etwa 6900 Quadratmeter großen Areal sollen auf Grundstücken mit Größen zwischen 158 und 443 Quadratmetern 30 Einfamilien- beziehungsweise Reihenhäuser entstehen. Verkauft werden sollen die Flächen über Erbbaupacht, der Erbpachtzins beträgt laut dem Bauträger 19,25 Euro pro Quadratmeter und Jahr für ein Reihenhaus und mindestes 21 Euro pro Quadratmeter und Jahr für ein Einzelhaus.

Eine Sprecherin von Wilma Wohnen Süd betont, dass sowohl die Erschließung als auch die Sanierung des Baugebiets Ziegelei „Sache der Gemeinde“ seien. Ihr Unternehmen gehe davon aus, dass der vereinbarte Terminplan eingehalten werde.