Die Panorama-Therme ist der größte Frequenzbringer für Beuren. Ein Hotel und ein Wohnmobilstellplatz sollen weitere Gäste anlocken und binden. Foto: Horst Rudel

Der Bau eines großen Hotels gilt als Voraussetzung für die Aufwertung des Kurorts Beuren zu Bad Beuren. Jetzt wird heftig darüber gestritten, wie groß das Gebäude sein darf, das ein Investor bauen möchte.

Beuren - Bad Beuren. Hört sich gut an, viel besser als „Erholungsort mit Heilquellenkurbetrieb“. Mit dem etwas sperrigen Etikett wirbt die 3600 Einwohner zählende Gemeinde am Fuß der Schwäbischen Alb um Gäste, seit die Panorama-Therme im Jahr 1976 ihre Pforten geöffnet hat. Die Aufwertung zum werbewirksameren „Bad Beuren“ ist dem Kurort bisher versagt geblieben. Hatte früher das Fehlen einer Kurklinik den Aufstieg in die begehrte Bad-Liga verhindert, so ist es jetzt der Mangel an Hotelbetten. Dem könnte mit einem Schlag abgeholfen werden, wenn ein Investor wie geplant zum Zug kommen würde. Doch kaum sind dessen Pläne zum Bau eines Hotels ruchbar geworden, stoßen sie auf Widerstand.

„Es ist richtig, dass wir in Verhandlungen mit einem potenziellen Investor stehen“, sagt der Beurener Bürgermeister, Daniel Gluiber. Im Raum steht ein Gebäude mit vier Stockwerken und 240 Betten, ein Feriendorf, ein Boarding-House und Wohnungen für 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Kaum waren die entsprechenden Pläne durchgesickert, da hat sich auch schon eine Bürgerinitiative gegründet, die nicht nur gegen die ihrer Ansicht nach überdimensionierte „Bettenburg“ zu Felde zieht, sondern auch die parallel dazu entwickelten Pläne der Gemeinde in Frage stellt, einen bis zu 64 Plätze bietenden Wohnmobilstellplatz anzulegen. Die Kritik entzündete sich nicht allein an dessen Größe, sondern vor allem auch an dessen Verortung auf einer Freifläche neben dem Friedhof.

Die Bürgerinitiative fürchtet eine Bettenburg

„Soll sich ein beschauliches Dorf in ein Bad Beuren mit Bettenburgen und Thermentourismus wandeln?“, so lautete die provozierende Frage, die die Bürgerinitiative Balzholz-Beuren (BiBB) daraufhin in einem am Ort verteilten Flyer aufgeworfen hat. „Beuren ist ein kleines Dorf, das passt nicht zusammen“, bekräftigt Manfred Ruoff, einer der Sprecher der Initiative. Für die BiBB, deren Unterstützerliste mittlerweile rund 50 Namen zählt, sind 120 neue Hotelbetten und 30 Wohnmobilplätze das Maß der Dinge. Neben der Dimension der beiden Vorhaben kritisiert die Bürgerinitiative auch die Informationspolitik der Gemeinde, die ihrer Einschätzung nach bisher wenig mit einer transparenten Bürgerbeteiligung zu tun gehabt habe.

Diese Kritik will der Bürgermeister nicht stehen lassen. Noch sei gar nichts entschieden und ohne das Votum des Gemeinderats werden ohnehin nichts auf den Weg gebracht. Um auszuloten, welches Hotel in welcher Größenordnung zu Beuren passe, habe man eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Sobald deren Ergebnisse vorlägen, würden sie im Rahmen einer öffentlichen Bürgerversammlung vorgestellt. Ob der Investor auf der Basis eines möglichen Kompromisses an seinen Plänen festhalte, werde man dann im gemeinsamen Gespräch ausloten müssen.

Eine Machbarkeitsstudie soll Klarheit schaffen

„Für mein Gefühl ist das Hotel, so wie es jetzt geplant ist, auch zu groß. Ich habe aber den Eindruck, als sei der Investor verhandlungsbereit“, sagt Gluiber, der allerdings keinen Zweifel an seiner Einstellung lässt, wonach der Gemeinde gar nichts anderes übrig, als auf den Tourismus zu setzen. Nur so ließen sich Kaufkraft und Arbeitsplätze an den Ort binden und die Infrastruktur erhalten. „Wir zählen zu den finanzschwächsten Gemeinden im ganzen Landkreis Esslingen, und die Gewerbesteuer im Jahr 2019 ist nahezu ein Totalausfall“, sagt Gluiber, der vor seiner Wahl zum Bürgermeister viele Jahre lang die Kämmerei der Gemeinde geleitet hat und daher aus erster Hand um die chronische Finanznot der Gemeinde weiß.

Von einer Steigerung der Bettenzahl, vor allem aber von dem im Biosphärengebiet Schwäbische Alb stark zunehmenden Wohnmobil-Tourismus erhofft sich Gluiber auch eine Stabilisierung der Besucherzahlen der gemeindeeigenen Panorama-Therme. „Wir sind im Betrieb darauf angewiesen, dass wir eine schwarze Null schreiben und den Gemeindehaushalt nicht belasten“, sagt Gluiber.

Im Sommer gibt es bei der Panorama-Therme noch Luft nach oben

Um die Therme aber wirtschaftlich zu betreiben, seien jedoch zwischen 500 000 und 600 000 Besucher im Jahr erforderlich. Dass die Besucherzahl im vergangenen Jahr angesichts des heißen und langen Sommers auf einen Tiefpunkt von 543 251 Besucher gefallen sind, gibt dem Schultes zu denken. Im Winterhalbjahr sei die Therme ja ausgelastet, im Sommer dagegen gebe es noch Luft nach oben.

Hier ruht die Hoffnung auf der wachsenden Zahl an Wohnmobilfreunden, die mit ihren Gespannen auf der Tour durch das Biosphärengebiet Schwäbische Alb zum Halt in Beuren animiert werden sollen. „Wohnmobilisten lassen bei einem Kurzurlaub zwischen 150 und 500 Euro am Ort liegen“, sagt Gluiber unter Berufung auf eine Erhebung, die im Januar auf der Stuttgarter Touristikmesse CMT vorgestellt worden ist.