Die Schließung der Panorama Therme trifft die Gemeinde Beuren besonders hart. Jeden Monat fehlen 130 000 Euro in der Gemeindekasse.

Beuren - Auch in der Krise gibt es gute Nachrichten. „Der Rückgang der Gewerbesteuer, den alle anderen Städte und Gemeinden als Folge des Corona-Stillstands befürchten, trifft uns nicht“, sagt Daniel Gluiber, der Bürgermeister von Beuren. Aus seinen Worten spricht eine ordentliche Prise Galgenhumor, denn mehr als magere 50 000 Euro, so die ohnehin optimistische Schätzung des Gemeindekämmerers, hätte der 3600 Einwohner zählende Kurort am Fuß der Schwäbischen Alb ohnehin im laufenden Jahr nicht erwartet. „Und selbst die sehe ich noch nicht“, sagt Gluiber.

Die Zahl relativiert sich zusätzlich, wenn man weiß, dass Beuren allein im ersten Monat der am 16. März vom Bürgermeister verfügten Schließung der Panorama Therme rund 130 000 Euro in den Wind schreiben musste. Keine Einnahmen, aber weiterhin die Verantwortung für rund 100 Beschäftigte und die weiter laufenden Fixkosten – die Rechnung kann nicht aufgehen.

Beuren ist auf die schwarze Null angewiesen

Beuren, traditionell eine der finanzschwächsten Gemeinden im Kreis Esslingen, kann sich die im Januar 1977 eingeweihte Panorama Therme nur leisten, wenn sie im Betrieb eine schwarze Null schreibt. „Wir haben weder finanzstarke Stadtwerke, noch eine Betreibergesellschaft noch einen tragfähigen Gemeindehaushalt in der Hinterhand, um Defizite auszugleichen“, sagt Gluiber. Und eine schwarze Null schreibt die Panorama Therme nur, wenn der Besucherstrom übers Jahr nicht abreißt. Mehr als 600 000 nach Entspannung dürstende Badefreunde tauchen pro Jahr in die spektakulär am Fuße der Burgruine Hohenneuffen liegende Bäderlandschaft ein.

Umso härter trifft die Gemeinde jetzt der Stillstand. Zwar ist die Therme auch sonst in der Woche nach Ostern geschlossen und das Wasser aus dem Becken gelassen, um notwendige Sanierungs- und Wartungsarbeiten durchzuführen, doch wann die Durststrecke in diesem Jahr zu Ende sein wird, steht in den Sternen.

Auch die Besucherströme des Freilichtmuseums fehlen

„Noch sind wir flüssig. Einen weiteren Monat würden wir vielleicht auch noch mit einem blauen Auge überstehen“, sagt der Schultes. Für die Thermen-Belegschaft hat Gluiber schon im Moment der Schließung Kurzarbeitergeld beantragt. Zudem werden Überstunden und Resturlaub abgebaut. Nach den Osterferien wollen die Verantwortlichen überlegen, wie es weitergeht. „Ein Signal an die Gäste und die Belegschaft wäre wichtig“, sagt Gluiber. Andererseits, das weiß auch der Bürgermeister, gilt die Therme als Veranstaltungsstätte und steht als solche nicht unbedingt ganz oben auf der Liste der Einrichtungen, die bei einer sich abzeichnenden Normalisierung der Lage zuerst wieder geöffnet werden dürften.

Gleiches gilt für das regionale Freilichtmuseum des Landkreises Esslingen, den zweiten Anziehungspunkt der kleinen Kurgemeinde. Das Museumsdorf am Albtrauf lockt pro Jahr immerhin zusätzlich rund 70 000 Besucher an. Auch die sorgten in normalen Zeiten für die Belebung der Beurener Ortsmitte. „Wir waren gerade dabei, die Querverbindungen zum Freilichtmuseum zu stärken“, bedauert der Bürgermeister. Jetzt hat das Virus die Bemühungen um eine gegenseitige Belebung im Keim erstickt. „Ohne Besucher ist über kurz oder lang auch die Ortsmitte tot“, sagt Gluiber. Mit mehr als 16 mittelalterlichen Gebäuden rund um Rathaus und Kirche gilt Beuren immerhin als das Dorf mit der höchsten Dichte an geschützten Baudenkmalen in Baden-Württemberg. „Wir sind gespannt, wie wir aus dieser Klemme wieder rauskommen“, sagt Gluiber.