Ein Foto der Ausstellung dokumentiert Freude bei der Pflichterfüllung: eine Unterhaltung beim Kehren der Gass. Foto: Repro: Horst Rudel

Eine Führung im Freilichtmuseum befasst sich mit dem Dialekt der Schwaben. Und mit deren sprichwörtlichen Sparsamkeit, die unter anderem durch eine Sackausklopfmaschine belegt wird. Aber Vorsicht: sie wurde von einem Norddeutschen erfunden.

Beuren - Jens Schmukal stammt aus dem schwäbisch-fränkischen Grenzland. Aber er fühlt sich „ganz klar als Schwabe“, sagt er, während schon sein Nachbar darauf poche, Franke zu sein. Für Jens Schmukal ist es kraft seiner Überzeugung deshalb kein Problem, sich voll und ganz auf den schwäbischen Dialekt und die Eigenheiten des knitzen Völkchens einzulassen. Das sieht man schon daran, dass er einer der Macher der bis zum 5. November im Freilichtmuseum Beuren zu sehenden Sonderausstellung „Typisch schwäbisch!? Zwischen Image und Identität“ ist. Am Mittwoch hat der ehemalige wissenschaftliche Volontär des Museums, der inzwischen für die Gemeinde Jagsthausen (Kreis Heilbronn) im Bereich Tourismus und Marketing tätig ist, seine spezielle Führung „Was isch des? – Wörter und Sachen im Schwäbischen“ angeboten.

Fach- und sachkundige Teilnehmer

Die Teilnehmer erwiesen sich als äußerst fach- und sachkundig, denn es handelte sich vorwiegend um Schwaben – wenn auch aus verschiedenen Regionen stammend. Und so heißen, je nach Herkunft, jene Reisigbündel, mit denen einst beispielsweise die Öfen in den Backhäuschen angeheizt wurden, „Krähle“ oder „Büschele“. Wurden dann das Brot oder die Weckle gebacken, war „no net hudla“ (nur die Ruhe) das Gebot der Stunde. Abgeleitet vom zuvor in Wasser getauchten „Hudlawisch“ – ein an einer Holzstange befestigter Lappen, mit dem der Ofen ausgewischt und so auf die benötigte Temperatur heruntergekühlt wurde. Dabei sei trotz der Mahnung „no net hudla“ Eile geboten gewesen, sagt Jens Schmukal. „Aber gleichzeitig musste es gründlich zugehen“, damit die Weckle nicht auf der einen Seite verbrannten und auf der anderen Seite teigig blieben.

Die Landfrauen mussten also akkurat zu Werke gehen, aber dennoch „pressiera“ (sich beeilen). Da war während des Backens nur wenig Zeit für „Heierles“ (Unterhaltung). Ansonsten wäre man angesichts verkohlter Backwaren allzu schnell als „Hamballe“ (Trottel) verschrien gewesen. Zudem sollte man bei der Arbeit tunlichst vermeiden, „Fisimatenten“ (Blödsinn) zu machen. Dieser schwäbische Begriff – so wusste ein Teilnehmer zu berichten – leitet sich vom französischen „visite ma tente“ (besuche mein Zelt) ab, mit dem die einst hierzulande stationierten französischen Soldaten die jungen Schwäbinnen zu einem Schäferstündchen verleiten wollten.

Der Dialekt droht zu verwässern

Der Dialekt der Menschen im schwäbischen Sprachraum zwischen Schwarzwald und Lech sowie Franken und dem Bodensee läuft laut Jens Schmukal immer mehr Gefahr, zu verwässern. Im Dorf noch in reinster Form gesprochen, werde er beim Gespräch mit Leuten aus dem Nachbarort schon angepasst. Nach dem Umzug in den nächstgrößeren Ort entstehe das „Stadtschwäbisch“, und bei einer Übersiedlung nach Berlin oder Hamburg das überregionale Schwäbisch, beim Versuch, Hochdeutsch zu sprechen. „Was moischtens schief goht“, so einer der Vortragsgäste.

Und dann wäre da noch die Sparsamkeit der Schwaben. Wenn sie zum Beispiel den letzten Rest Mehl mit einer speziellen Sackausklopfmaschine retten wollen. Aber Vorsicht vor Klischees: das Gerät wurde von einem Norddeutschen erfunden.