Jimmy McGill (Bob Odenkirk) erlebt seinen Alltag oft als Mühsal. Foto: ZDF/Ursula Coyote

Das ZDF bringt die Free-TV-Premiere der großartigen Serie „Better call Saul“: Ein kleiner Anwalt trickst herum. Hier wird auch die Vorgeschichte zur Serie „Breaking Bad“ erzählt.

Stuttgart - Arzt, Banker, Rechtsanwalt, das sind in den USA Berufe, mit denen man es klassischerweise zu Wohlstand bringen kann. Man kann aber auch mit einem Jurastudium Schiffbruch erleiden. Der Anwalt Jimmy McGill etwa verdingt sich als Pflichtverteidiger für Kleinkriminelle, Durchgeknallte, Abgestürzte. Die Staatskasse bezahlt ihm das einzelfallweise eher pro forma, McGills Kanzlei ist daher auch seine Wohnung, nämlich die Abstellkammer eines Haar- und Nagelstudios in Albuquerque, New Mexico.

Wie dieser Mann sich in der ersten Staffel von „Better call Saul“ durch alte Probleme, neue Malaisen und enervierende Fälle quält, dient als ebenso witzige wie bedrückende Inventur amerikanischer Illusionen und Verblendungen. Von wegen, Fleiß, Können und Ehrlichkeit führen zum Erfolg. Aber diese Serie hat auch noch andere Qualitäten als die einer Satire auf Erfolgsversprechen.

Kleinmut und Rückgrat

Der Hauptdarsteller Ben Odenkirk mischt für McGill großartig Gaunertum und Skrupel, Kleinmut und Rückgrat, hohle Rhetorik und echte Empfindung. In Rückblenden zeigt uns „Better call Saul“, dass McGill in seinen jüngeren Jahren ein Trickbetrüger war: Aber bei einer seiner Schlitzohrnummern wird klar, dass er am liebsten die abgezockt hat, die selbst nicht ganz ehrlich sind. So tritt er uns als irre Mischung entgegen, als dichte Mixtur aus Schmierseife und Streusplitt, ein Durcheinander, bei dem sich nicht vorhersagen lässt, welche Komponente sich jeweils durchsetzen wird.

McGill ist Einseifer und Bremser zugleich, einer, der krumme Dinger dreht und dann möglichst alle vor den Folgen bewahren möchte. Im Lauf der fünf Staffeln starken Serie bleibt es nicht bei Einzelabenteuern eines immer wieder auf die Nase Fallenden. Wir erleben, wie McGill sich tiefer verstrickt in unlösbare externe Probleme und hausgemachte Widrigkeiten, und wie ihn das verändert.

Die Vorgeschichte zu „Breaking Bad

Die erste Staffel startete in den USA im Februar 2015, erlebt aber erst jetzt im ZDF ihre deutsche Free-TV-Premiere, mit zwei Folgen in der Nacht von Freitag auf Samstag. McGills Abenteuer sind ein Spin-off der längst in der ewigen TV-Bestenliste geführten Serie „Breaking Bad“ über den Lehrer Walter White, der sich zum Drogengangster wandelt. McGill spielt darin eine wichtige Rolle, „Better call Saul“ erzählt die Vorgeschichte dazu.

Nach fünf Staffeln endete die von Vince Gilligan konzeptionierte Serie „Breaking Bad“ im September 2013. Eineinhalb Jahre später brachte die von Gilligan und Peter Gould entwickelte, in Deutschland bei Netflix zu sehende Vorgeschichte den an Entzugserscheinungen leidenden Fans Linderung. Allerdings haben sich wohl nur wenige, die „Breaking Bad“ ausgelassen hatten, auf „Better call Saul“ eingelassen. Dabei kann man den ersten Staffeln gut folgen, ohne die Mutterserie zu kennen. Erst viel später taucht die Frage auf, ob man vielleicht „Breaking Bad“ schauen sollte, bevor man weitermacht. Aber die erste Staffel von „Better call Saul“ ist so vergnüglich und mitreißend, dass man danach sowieso in „Breaking Bad“ hineinschauen wird.

ZDF, ab 17. April 2020 jeweils Freitag auf Samstag, 0.50 Uhr, als Streamingangebot bei Netflix