Der Porsche 911 ist seit mehr als 70 Jahren einer der begehrtesten Sportwagen weltweit. Foto: dpa

Der fünfte Tag in einem Strafverfahren um die Anzahlung für zwei Porsche-Sondermodelle endet für einen 54-jährigen Berliner jäh. Er wird direkt aus dem Gerichtsgebäude in Untersuchungshaft gebracht.

Waiblingen - Bereits fünf Mal sind der 54-jährige Angeklagte und sein Verteidiger von Berlin nach Waiblingen ans Amtsgericht gereist. Immer wieder musste ihr Prozess unterbrochen werden, in dem es um die Anzahlung in Höhe von 47 000 Euro für zwei Sondermodelle des Porsche 911 R geht. Diese hatte der Angeklagte im Jahr 2015 von einer Autohandelsfirma in Fellbach kassiert – die Sportwagen sind jedoch nie dort angekommen. Schließlich hat die Junior-Chefin Strafanzeige erstattet. Anfang Juli begann der Prozess vor dem Waiblinger Schöffengericht. Der mittlerweile fünfte Termin am Montag dauerte nur kurz, endete aber mit einem Paukenschlag: „Ich eröffne Ihnen hiermit den Haftbefehl wegen Verdunkelungsgefahr“, sagte der Vorsitzende Richter Kärcher. Vor der Saaltür warteten bereits zwei Polizisten.

Charakter einer Schnitzeljagd

Wie berichtet, hat der Angeklagte dem Gericht am ersten Prozesstag überraschend einen Vertrag vorgelegt, nach welchem er die Anzahlung an einen weiteren Händler in Hannover geleistet habe. Das Gericht beschloss, diesen als Zeugen zu laden und unterbrach die Verhandlung zum ersten Mal. Ein Suchauftrag an die Polizei erwies sich als aufwendiger als gedacht, denn der Gesuchte war nicht aufzufinden.

Vom „Charakter einer Schnitzeljagd“ sprach der Vorsitzende Richter, der am dritten Verhandlungstag zwei weitere Suchaufträge stellen musste. Denn der ominöse Vertragspartner muss als Zeuge gehört werden. Einfach annehmen, es stimme schon, was der Angeklagte sagt, gehe nicht. Am Montag referierte der Fahnder der Waiblinger Kriminalpolizei nun, was seine Kollegen in Norddeutschland erreicht hatten. Sie hatten den Vater des Gesuchten gefunden und über ihn diesen selbst. Den Angeklagten kenne er, hatte der Mann gesagt, aber er habe ihn seit zwölf oder 13 Jahren nicht mehr gesehen. Und einen Vertrag über zwei Porsche habe er auch nicht mit ihm abgeschlossen. Er soll nun am nächsten Prozesstag aussagen.

Was der Polizist am Montag bereits sagen konnte: die Unterschrift des Händlers aus Hannover ist mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Fälschung. „Wir haben sie unter anderem mit seiner Unterschrift in der Meldebehörde verglichen.“ Außerdem ist auf dem Vertrag der Name falsch geschrieben.

Die Verhaftung kommt völlig überraschend

Als Zeuge war der Kriminaler damit entlassen, in seiner Funktion als Polizist jedoch nicht, wie der Vorsitzende Richter betonte. Denn dann kam für den Angeklagten und seinen Anwalt völlig überraschend der Haftbefehl, den der Polizist vollstreckte. Der Verteidiger hatte am zweiten Prozesstag noch allen Ernstes vorgeschlagen, ob man das Verfahren nicht einstellen könne und sich erkundigt, ob sein Mandant unbedingt anwesend sein müsse. Dieser hat 17 Vorstrafen im Register, darunter mehrere wegen Betrugs. Zum nächsten Prozesstag reist er nun aus Stammheim an.