Markus Kleemanns Foto wurde von Unbekannten gestohlen und für einen Onlinebetrug verwendet. Der Sindelfinger OB hat den Klau angezeigt. Foto: Gemeinde Oberstenfeld

Betrüger knöpfen einem Rentner aus Nordrhein-Westfalen durch ein gefälschtes Finanzangebot 27 000 Euro ab. Geködert wird der Mann mit dem Foto des Sindelfinger OB Markus Kleemann.

Kaum ist Markus Kleemann als Oberbürgermeister Sindelfingens im Amt, gerät der 41-Jährige in die Schlagzeilen – und zwar ungewollt und unverschuldet. Ein bislang unbekannter Täter oder möglicherweise auch eine Tätergruppe hat im Namen des neuen Sindelfinger Oberbürgermeisters einen Rentner aus Nordrhein-Westfalen betrogen. Der ahnungslose Mann war von einem gewisser „Mark Kleemann“ kontaktiert worden. Das Foto in dem Whatsapp-Account, den die Unbekannten für die Kontaktaufnahme eingerichtet hatten, zeigte Markus Kleemann, gekleidet in einen blauen Anzug mit blauer Krawatte und der bekannten schwarzen Brille.

 

Mit dem echten Markus Kleemann, wohlgemerkt, hatte dieser vermeintliche Finanzexperte nichts zu tun. Stattdessen ging es den Betrügern darum, den Rentner mit Anlagetipps zu ködern und ihn zu einer Überweisung von mehreren Tausend Euro zu bewegen. Im Whatsapp-Profil „Mark Kleemanns“ war als Standort Leipzig eingetragen. Der Rentner aus Nordrhein-Westfalen schöpfte keinen Verdacht und ließ sich auf das vermeintliche Geschäft ein. Das Ende vom Lied: Der Mann überwies 27 000 Euro an die Betrüger. Erst danach zeigte der Senior den Vorfall bei der Kriminalpolizei an, die nahm Ermittlungen auf. Ob er Betrogene sein Geld jemals wiedersehen wird, ist unwahrscheinlich.

Echter Kleemann geht dagegen vor

Der echte Markus Kleemann hat ebenfalls Anzeige erstattet, das Polizeipräsidium Ludwigsburg bestätigt dies. „Am Freitag hat OB Kleemann Anzeige erstattet wegen der missbräuchlichen Verwendung seines Fotos.“ Kleemann äußert sein Bedauern über den Betrugsfall: „Ich finde den Vorfall sehr schlimm für die Betroffenen und es mir tut sehr leid, wenn dadurch gegebenenfalls sogar ein hoher Schaden entstanden ist. Solche Fake-Profile sind leider kein Einzelfall und betreffen viele öffentliche Personen.“ Außerdem betont der 41-Jährige: „Ich werde niemals Geldanlagen oder ähnliche Angebote machen. Wir nehmen solche Fälle sehr ernst, stehen in Kontakt mit den Plattformbetreibern und lassen gefälschte Accounts löschen. Gleichzeitig bitten wir alle, aufmerksam zu bleiben und verdächtige Profile zu melden.“

Der Fall um den angeblichen Finanzexperten „Mark Kleemann“ ist nicht der einzige, der in den vergangenen Wochen die Runde machte. Nicht nur der Sindelfinger OB wurde aus Betrügerkreisen als Lockvogel ausgewählt, auch im Namen des Holzgerlinger Bürgermeisters Ioannis Delakos wurde Anfang Juli mit Menschen Schindluder getrieben. Ein Fake-Profil, das den 50-Jährigen zeigte, warb für Bitcoin-Investitionen. Dass durch einen Kontaktversuch des unechten Delakos Personen geschädigt wurden, ist nicht bekannt. Der Bürgermeister schritt schnell ein und informierte umgehend seinen Freundeskreis auf Facebook über einen kriminellen „Namensvetter“. Ob der Social-Media-Gigant auf den Hinweis Delakos’ zu dem Betrügerprofil tätig wurde, ist nicht bekannt.

Politiker leben vom Vertrauen

Aufgrund der großen öffentlichen Aufmerksamkeit und der Verantwortung als gewählter Vertreter setzte sich Delakos schnell zur Wehr: „Das kann jeden treffen. Morgen könnte es Oberbürgermeister Stefan Belz oder sonst wer sein“, sagte er. Soziale Medien seien für Amtsträger wie ihn heutzutage ein wichtiger Kanal, um möglichst viele Menschen zu erreichen. Das gelte insbesondere in Krisenzeiten. „Gerade dann ist eine seriöse Kommunikation sehr wichtig“, betonte der Bürgermeister. Wenn durch solche Fake-Profile das Vertrauen in offizielle Stellen untergraben werde, könne das schlimme Folgen haben, warnte Delakos.

Die Masche, mit Bildern von Prominenten für angebliche Finanzgeschäfte zu werben, reicht auch weit über den Kreis Böblingen hinaus. Im August fiel ein Paar aus Heilbronn auf eine solche Masche Krimineller herein. Zur Steigerung der Seriosität ihrer Krypto-Anzeige versahen die Täter diese mit dem Foto von Fernsehmoderator Günther Jauch. Mit Erfolg: Bei dem Heilbronner Ehepaar machten die Betrüger mit 400 000 Euro sogar eine noch größere Beute.

Hat diese Betrugsmasche Konjunktur?

Zur Frage, ob die Betrugsmasche mit den Gesichtern bekannter Personen zuletzt zugenommen habe, sagt die Polizei: „Es ist bekannt, dass Daten Dritter von Betrügern missbraucht werden, um ihre Opfer zu täuschen. Gerade bei Immobilien- oder Fahrzeuggeschäften wird immer wieder fremdes Bildmaterial verwendet, um falsche Kauf- oder Mietgesuche zu veröffentlichen und andere Menschen um ihr Geld zu bringen.“ Dass Daten von Prominenten für Anlagebetrügereien genutzt würden, sei grundsätzlich nicht neu, im Kreis Böblingen habe es laut Polizei aber keine gemeldeten Fälle gegeben.

Betrugsmaschen

Digitaler Diebstahl
Identitätsdiebstähle im Netz treten häufig auf. Betrüger greifen Daten wie auch Fotos zum Beispiel durch Phishingmails ab, profitieren von Datenlecks auf Websites oder suchen im Netz nach geeigneten Bildern, die sie für ihre Maschen dann verwenden.

Prävention
Um sich vor den unterschiedlichen Methoden von Betrügern zu schützen, hat die Polizei auf ihrer Website unter https://www.polizei-beratung.de/themen-und-tipps/betrug/ eine Übersicht zusammengestellt.