Mit verstellter Stimme gibt sich ein Täter als Sohn eines Seniorenpaars aus – und macht mit einer besonderen Geschichte reiche Beute.
Stuttgart - Der Sohn liegt mit einer schweren Corona-Erkrankung in der Klinik! Für ein betagtes Seniorenpaar eine schlimme Nachricht – und doch nur ein dreister Betrug. Unbekannte Telefonbetrüger haben den Enkeltrick mit einem Schockanruf kombiniert – und damit eine 87-jährige Frau und ihren 89-jährigen Ehemann im Stadtbezirk Möhringen dreist abgezockt. Die Polizei ist auf der Suche nach den Tätern, die mit der eher seltener eingesetzten Masche mehrere Zehntausend Euro erbeutet haben.
Verhängnisvoller Gang zum Schließfach
Laut Polizei meldete sich am Freitag gegen 11 Uhr ein Anrufer, den die 87-Jährige für ihren Sohn hielt. Der Betrüger behauptete, an Corona schwer erkrankt zu sein und dringend für eine Klinikbehandlung mehrere Zehntausend Euro benötige. Der 89-jährige Ehemann begab sich daraufhin zu einer Bankfiliale und holte den hohen Bargeldbetrag aus einem Schließfach. „Vermutlich wurde deshalb auch kein Bankangestellter darauf aufmerksam“, sagt Polizeisprecher Stephan Widmann. Gegen 13 Uhr tauchte ein angeblicher Assistenzarzt im Stadtteil Fasanenhof auf, wo die Geldübergabe stattfand. Der Mann, etwa 25 bis 28 Jahre alt, mit kurzen, blonden Haaren, hellblauer Jacke und Jeanshose, nahm das Geld entgegen und verschwand.
Wie der Betrug dann doch aufflog
Dass es sich nur um einen Kurier der Telefonbetrüger handelte, ging dem Seniorenpaar erst viel später auf. „Am Nachmittag telefonierten die beiden mit der Schwiegertochter, die natürlich nichts von einer Coronaerkrankung wusste“, so Widmann. Gegen 15 Uhr erstatteten die Opfer Anzeige bei der Polizei. Die Täter waren da längst über alle Berge. Die Fahnder der Ermittlungsgruppe Pitfall bitten um Hinweise auf verdächtige Beobachtungen am Freitagnachmittag im Stadtteil. Zeugen können sich unter der Rufnummer 07 11 / 89 90 – 57 78 melden.
Corona gehört zu der Masche der Betrüger
Falsche Enkel, falsche Verwandte, falsche Polizisten – das dreiste Geschäft mit arglosen Opfern reißt nicht ab. Bei den sogenannten Schockanrufen geht es meistens um angebliche Verkehrsunfälle, bei denen die Angerufenen ihre Angehörigen mit hohen Kautionen angeblich vor einer Haftstrafe bewahren sollen. Die Masche mit einem angeblichen Corona-Notfall hatte vor allem 2020 ihren Höhepunkt. Dabei konnten sich die Täter sogar auf Abstand halten – wegen Ansteckungsgefahr. Bei einer Welle im Dezember in den Kreisen Böblingen und Ludwigsburg behaupteten die Anrufer, dass nur ein teureres Medikament aus dem Ausland den Angehörigen retten könne und dafür Zehntausende Euro nötig seien. Die Polizei rät: Auflegen, selbst den oder die Verwandten anrufen.