Man kann nicht oft genug warnen: Nicht immer ist die Polizei am Telefon echt. Foto: dpa

Die Betrugsmasche mit den falschen Polizisten, die ihre Opfer am Telefon erschrecken und ihnen die Wertsachen abschwatzen, floriert weiter. Aber jetzt mit drei mutmaßlichen Tätern weniger.

Stuttgart - Eine 73-jährige Möhringerin hatte die Polizei fast zur Verzweiflung getrieben. In einer Bankfiliale wollte sie sich partout nicht belehren lassen, dass sie das Opfer falscher Polizisten werden sollte. Echte Polizisten in Uniform und auch die Bankmitarbeiter konnten sie nicht überzeugen, dass das Abheben von mehreren Zehntausend Euro keine gute Idee wäre. Immerhin konnte man die uneinsichtige Frau, die von einem Anrufer überzeugt worden war, das Opfer eines bevorstehenden Einbruchs in ihr Haus zu werden, ohne die gewünschte hohe Geldsumme fortschicken.

Zum Glück war die Polizei nicht weniger hartnäckig. „Man blieb dran“, sagt Polizeisprecherin Monika Ackermann. Und nachdem sichergestellt wurde, dass nicht doch irgendwo eine Geldübergabe stattfand, wurde die 73-Jährige mit Hilfe von Verwandten dann doch überzeugt. Allerdings hatte sie bereits am Vortag des Zwischenfalls mehrere Tausend Euro an eine unbekannte Frau übergeben. Nun aber begnügte sich die 73-Jährige nicht mit der Opferrolle. Sie half mit, ein Phantombild von der Geldabholerin zu erstellen. Ein Glücksfall.

Das Phantombild bringt den Durchbruch

„Mit Hilfe des Phantombilds konnte die Tatverdächtige ermittelt werden“, sagt Polizeisprecherin Ackermann. Eine 31-Jährige aus dem hessischen Main-Taunus-Kreis soll am 6. Februar nicht nur in Möhringen, sondern auch in Feuerbach zugeschlagen haben. Dort wurde eine 83-Jährige um mehrere Zehntausend Euro gebracht.

Die 31-Jährige wurde am 21. Februar im Kreis Würzburg festgenommen, als sie eine 77-jährige Frau abzocken wollte. Ihr Lichtbild im Polizeisystem sah dem Phantombild aus Möhringen erstaunlich ähnlich. Die Kripoinspektion Würzburg-Land ordnet der 31-Jährigen nun neben zwei Stuttgarter Fällen fünf weitere im süddeutschen Raum mit mehr als 100 000 Euro Schaden zu. Sie sitzt in Untersuchungshaft.

Beute: ein Goldbarren und viele Goldmünzen

Es ist nicht der einzige Ermittlungserfolg gegen das Netzwerk, das vorrangig von Call Centern in der Türkei aus betrieben werden soll. Die Polizei hat außerdem drei mutmaßliche Kuriere dingfest gemacht, die zwei Stuttgarterinnen um mehrere Zehntausend Euro gebracht haben sollen. Wie am Donnerstag bekannt wurde, gingen die 31, 35 und 52 Jahre alten Tatverdächtigen am Stuttgarter Flughafen und auf der Autobahn bei Köln ins Netz der Ermittler.

Die Opfer gerieten vor mehr als einem Monat in die Fänge der Betrüger und verloren insgesamt weit über 50 000 Euro. Am 3. Februar erhielt eine 76-jährige Seniorin in Mühlhausen einen Anruf eines angeblichen Polizeibeamten. Der Anrufer brachte sie dazu, einen Goldbarren in Sicherheit zu bringen und einem angeblichen Kollegen zu übergeben. Der etwa 35-jährige Mann verschwand mit der Beute. Am 5. Februar traf es eine 86-jährige Frau in Plieningen. Auch sie fiel auf die Masche herein, übergab mehrere Goldmünzen einem etwa 40 Jahre alten vermeintlichen Polizeibeamten.

Die Kripo ermittelte – und fand heraus, dass beide Taten zusammenhingen. „Wir konnten die Verdächtigen sogar identifizieren“, sagt Polizeisprecherin Monika Ackermann. Dabei handelte es sich um drei Männer, die im Rems-Murr-Kreis ansässig sind – mit türkischer, deutscher und italienischer Staatsbürgerschaft. Die polizeiintern ausgelöste Fahndung lief.

Festnahmen am Flughafen und auf der Autobahn

Ein Streife des Kölner Kriminalpolizei entdeckte ein Fahrzeug der Verdächtigen am Sonntag um 2.50 Uhr am Autobahndreieck Köln-Heumar, fünf Kilometer östlich der Kölner Innenstadt. Die beiden 31 und 52 Jahre alten Männer wurden völlig überrascht. Im Auto fanden die Kölner Polizisten mehrere Tausend Euro Bargeld und zwei Schreckschusswaffen. Die Beute hatten sie Stunden zuvor einer 68-Jährigen abgenommen, über 600 Kilometer entfernt im bayerischen Garmisch-Partenkirchen.

Die Festnahmeaktion war damit aber nicht beendet. Am Sonntag gegen 11 Uhr klickten auch am Stuttgarter Flughafen die Handschellen. Ein 35-Jähriger, der ebenfalls dem Betrügerkreis zugeordnet wird, war dort mit einer Maschine aus Berlin gelandet. Ein Richter schickte die Tatverdächtigen aus dem Rems-Murr-Kreis in Untersuchungshaft. Die Ermittler vermuten, dass die Beschuldigten wohl nicht nur in Stuttgart und Garmisch zugeschlagen haben dürften. Polizeisprecherin Ackermann: „Da kann nun noch einiges herauskommen.“