Die Polizei warnt vor betrügerischen Spendensammlern, die angeblich taubstumm sind Foto: dpa

Die Masche ist immer wieder dieselbe: Angeblich Taubstumme sammeln für eine angebliche Behinderteneinrichtung. Gutgläubige Opfer spenden fünf bis zehn Euro. Wenn sie weniger Glück haben, wird ihnen auch noch das restliche Geld aus der Geldbörse gefingert.

Stuttgart - Sie tauchen auf Parkplätzen von Supermärkten auf, mit Unterschriftenlisten, und angeblich sind sie Taubstumme, die für Behinderte sammeln. Dabei handelt es sich meist um reisende Täter aus Osteuropa, mobile ethnische Minderheiten. So wie auch ein Trio, das jetzt am Otto-Hirsch-Center in Hedelfingen dingfest gemacht wurde. Wie die Polizei mitteilte, hat ein Opfer die 21 und 27 Jahre alten Frauen und ihren 25-jährigen Begleiter wiedererkannt. Allerdings mussten die Beamten die Verdächtigen wieder laufen lassen. „Die Abgrenzung zwischen Betrug und Bettelei ist oft schwierig“, sagt Polizeisprecher Michael Schossig.

Ein 43-jähriger hatte am Donnerstag um 16.25 Uhr die Polizei alarmiert. Im Bereich der Otto-Hirsch-Brücken in Hedelfingen hatte er drei Personen erkannt, auf die er zwei bis drei Wochen zuvor hereingefallen war. Eine junge schwangere Frau hatte sich als Taubstumme ausgegeben, mit einer blauen Schreibkladde in der Hand. Der 43-Jährige sah Listen mit einem Rollstuhlsymbol und die Adresse einer angeblichen Behinderteneinrichtung. Er trug seinen Namen ein und spendete zehn Euro. Erst später schöpfte er Verdacht, dass da etwas nicht stimmen konnte.

Die Verdächtigen sind einschlägig bekannt

Dieser Ansicht war auch die Polizei, die das Trio nun zwei Wochen später unter die Lupe nahm. Zumal die Verdächtigen einschlägig polizeibekannt sind. Und wohl auch weiter auf Tour waren: Denn während der Vernehmung meldete sich auch gleich eine 29-jährige Frau, die aus Mitleid fünf Euro gespendet hatte. Im Auto der Verdächtigen, die aus Frankreich eingereist waren, wurden mehrere Hundert Euro gefunden.

Durch Bettelei oder Betrug? „Leider wurden keine Listen mehr gefunden, auf der sich eine vorgetäuschte Behinderteneinrichtung hätte nachweisen lassen“, sagt Polizeisprecher Schossig. Die drei durften also weiterfahren. Auch das verdächtige Geld wurde ihnen belassen und nicht als Sicherheitsleistung einbehalten.

Die Spur zieht sich quer durch die Region

Dabei sind solche Trupps seit Monaten quer durch die Region unterwegs. Oft ist die Spendensammlung auch nur ein Vorwand, um letztlich per Trickdiebstahl weitere Scheine aus den Geldbörsen der gutgläubigen Opfer zu ziehen. Die Tatorte reichen von Sindelfingen über Ditzingen und Schorndorf bis nach Geislingen. In der Kirchstraße in der Stuttgarter Innenstadt wollte eine 68-jährige Passantin ein paar Münzen spenden – mit der Spendenliste als Sichtschutz ließen zwei Trickdiebinnen aber unbemerkt mehrere Hundert Euro verschwinden.

Wie man sich dagegen schützen kann? Für Polizeiexperten ist das einfach: Wer von angeblichen Taubstummen mit Spendenlisten angegangen wird, sollte seine Geldbörse in der Tasche lassen. Und lieber die Polizei per Notruf 110 verständigen.