Der Abholer einer Betrügerbande ist gefasst. Die Täter geben sich als als Polizisten aus. Foto: dpa (Symbolbild)

Wieder rufen Betrüger in Stuttgart und in der Region an. Der Polizei gelingt es, einen Boten festzunehmen. Das verdanken die Ermittler einem aufmerksamen Zeugen.

Stuttgart - Ein Bote hat am Donnerstag auf die große Beute gehofft. Doch statt mit Geld und Schmuck das Weite zu suchen, fuhr er mit dem Streifenwagen weg. Denn der Sohn des 96-jährigen Opfers hatte bemerkt, dass ein Anrufer seiner Mutter übel mitspielen wollte, und die Polizei verständigt. Die Täter agierten mit der Masche „falscher Polizeibeamter“. Eine ganze Welle von Anrufen dieser Tätergruppen überzieht dieser Tage die Stadt und die Region.

Die 96-Jährige kann von Glück sagen, dass ihr 69-jähriger Sohn zur Zeit des Anrufes im Haus war. Denn er durchschaute, dass seine Mutter von Betrügern dazu überredet werden sollte, ihre Wertsachen an einen Abholer zu übergeben. Die Anrufer behaupten bei dieser Masche, es sei ein Einbruch geplant, die Polizei würde Geld und Schmuck in Sicherheit bringen. Der Sohn übernahm das Gespräch und reagierte cool: Er tat so, als würde er den Anrufern ihre Geschichte abnehmen. Parallel zu der Abmachung mit dem Abholer, die er zum Schein traf, verständigte der Mann die Polizei. Als der Tatverdächtige kam, konnten die echten Beamten ihn festnehmen. Er kam in Untersuchungshaft.

Die Täter haben es auf ältere Menschen abgesehen

Festnahmen sind selten in diesen Fällen. Denn wer die Masche durchschaut, beendet meist so schnell wie möglich das Gespräch. Die Polizei hat Erkenntnisse, dass die Hinterleute meist in Callcentern in der Türkei sitzen. Zu fassen bekommt die Polizei, wenn, dann nur die Boten und andere Handlanger, die sich um die Beschaffung der Beute kümmern. Gezielt rufen die Täter ältere Mitbürger an, weil sie diese leichter verunsichern können. Auch nutzen sie deren Vertrauen in die Polizei aus.

Die Polizei stellt immer wieder fest, dass die Anrufe in Wellen über eine Stadt und die umliegende Region kommen. So auch dieser Tage. Allein am Mittwoch wurden knapp 30 Anrufe gemeldet. Dabei erzählten die Täter eine neue Geschichte, die man als eine Mischung des Enkeltricks und der Masche „falscher Polizeibeamter“ ansehen kann: Sie meldeten sich als Polizei und behaupteten, ein Kind des Angerufenen habe einen Unfall gehabt und brauche Geld. Im Fall der 96-jährigen Stuttgarterin benutzten sie die klassische Geschichte, die Angerufene vor einem Einbruch schützen zu wollen.

Aus der Region meldet das Polizeipräsidium Ludwigsburg eine Reihe von Fällen aus den Landkreisen Böblingen und Ludwigsburg. Mehr als 20 Anrufe wurden gemeldet. Zu Schaden kam keines der Opfer, jedoch sei es in einem Fall gerade noch mal gut gegangen, meldet die Polizei: Ein aufmerksamer Bankmitarbeiter schaltete die Polizei ein, als eine 76-jährige Frau 50 000 Euro abholen wollte. Sie hatte ebenfalls einen Anruf von falschen Polizeibeamten erhalten. Ein 85-Jähriger Böblinger erhielt am Mittwoch erst den Anruf eines angeblichen Enkels, der Geld wollte. Kurz darauf riefen falsche Polizeibeamte an und behaupteten, sein Geld vor dem Enkeltrickbetrüger in Sicherheit bringen zu wollen. Der Mann ging nicht auf die Forderungen ein und beendete das Gespräch mit den Tatverdächtigen.