Zweimal haben Betrüger versucht, die 16-fache Oma und vierfache Uroma abzuzocken. Foto: Caroline Holowiecki

Derzeit versuchen Betrüger wieder massenhaft, Senioren mit dem Falsche-Polizisten-Trick um ihr Hab und Gut zu bringen. Bei einer 85-Jährigen aus Stuttgart-Plieningen haben es Ganoven auch schon mehrmals probiert. Doch die lässt sich nicht übers Ohr hauen.

Plieningen - Hier spricht die Polizei, Sie sind in Gefahr! Es gibt eine Liste mit alleinstehenden Senioren im unmittelbaren Umfeld, die eine Verbrecherbande im Visier hat, und Sie sind das nächste Opfer. Wir schicken einen Kollegen vorbei, der ihre Wertsachen in Sicherheit bringt.

Viele Menschen bringt eine solche Ansage am Telefon aus der Fassung. Aber nicht Maria Eisenhut. „Ich verstehe wirklich nicht, wieso es immer noch Leute gibt, die auf diesen doch längst bekannten Trick hereinfallen“, sagt die 85-Jährige aus Plieningen. „Die Polizei schwätzt sich das Maul fransig“, schiebt sie nach.

Nicht alle sind so schlagfertig wie Oma Maria

Zweimal haben Betrüger im vergangenen Jahr versucht, sie mit dem Falsche-Polizisten-Trick abzuzocken, zweimal zeigte sie ihnen die kalte Schulter – und rief stattdessen die echte Polizei. „Ich sagte diesem Herrn, dass er doch sicher nichts dagegen hätte, wenn ich seine Kollegen zur Sicherheit informieren würde. Die habe ich dann auch wirklich gerufen, und die sagten mir auch, dass ich völlig richtig gehandelt hätte“, erzählt sie. Beim zweiten Mal habe sie laut ins Telefon gelacht und gesagt, dass bei ihr nichts zu holen sei. Seither sei Ruhe.

Nicht alle sind jedoch so schlagfertig wie die 16-fache Oma und vierfache Uroma. Obwohl die Masche ein alter Hut ist, wird sie nach wie vor rege eingesetzt, um Senioren um ihr Geld und ihre Wertsachen zu bringen. Allein Anfang der vergangenen Woche wurden bei der Polizei in Stuttgart rund 150 solcher Nepp-Anrufe angezeigt – binnen zweier Tage. Die Dunkelziffer dürfte noch höher liegen. Im Fokus stehen in der Regel Menschen mit altertümlichen Vornamen wie Adelheid, Erich oder Adolf, da die Täter hier naive, leicht einzuschüchternde, vielleicht sogar senile Leute vermuten. Im Display sind nicht selten die Ortsnetzvorwahl oder gar die 110 zu sehen, obwohl die Gaunertruppen zumeist aus dem Ausland anrufen.

Der finanzielle Schaden ist groß

Zwar fallen die Menschen selten auf den Trick rein, aber wenn doch, ist der Schaden oft groß. Vor dem Landgericht Heidelberg muss sich derzeit ein Mann verantworten, der eine Frau aus Sinsheim um 300 000 Euro erleichtert hat. 2017 wurden allein in Baden-Württemberg Anruf-Opfer um 5,3 Millionen Euro gebracht.

Über so viel Gemeinheit ist Maria Eisenhut erbost. „Früher hat man die Alten geehrt“, wettert sie. Auf der einen Seite täten ihr die Opfer leid, „ich will sie schützen“, auf der anderen Seite wundere sie sich, dass die Leier immer noch Erfolg habe. „Herrgott, nein, das muss doch bei den Leuten irgendwann durchgehen“, entfährt es ihr.

Oma Maria ärgert sich trotzdem

Maria Eisenhut jedenfalls hat richtig reagiert – und ärgert sich trotzdem. Sie hätte die Täter im Glauben lassen können, dass sie mitspielt, und stattdessen die echte Polizei anrufen können, „die hätten den Kerl begrüßen können“. Die Polizeisprecherin Monika Ackermann gibt ihr grundsätzlich recht, warnt aber eindringlich vor Alleingängen. Sie stellt klar:„Immer zuerst die 110 wählen. Wir leiten die Leute dann an und ziehen parallel im Hintergrund unsere Maßnahmen auf.“