Die Liste der IG Metall für die Betriebsratswahlen ist Reinhold Würth ein Dorn im Auge. Foto: picture alliance/dpa/Marijan Murat

Vor der Betriebsratswahl am 10. Mai wendet sich der langjährige Firmenchef mit einem Brief an die Belegschaft. Die IG Metall sieht dies „entspannt“.

Der langjährige Firmenchef Reinhold Würth hat in einem Schreiben an die Beschäftigten vor der Betriebsratswahl am 10. Mai vor der Wahl von Kandidaten der IG-Metall-Liste gewarnt. In dem Rundschreiben an die rund 7000 Beschäftigten der Adolf Würth GmbH & Co. KG, der Muttergesellschaft der weltweit tätigen Würth-Gruppe, bezeichnet Würth die IG Metall „als Unternehmen, das sich über Mitgliedsbeiträge finanziert“. Je mehr Mitglieder die Gewerkschaft habe, umso mehr Einnahmen und Umsatz habe sie. Die gute Zusammenarbeit zwischen Mitarbeitenden und Geschäftsführung solle auch in Zukunft erhalten bleiben.

Jahrzehntelang seien die Beschäftigen bei Arbeitsbedingungen und Bezahlung bessergestellt gewesen, als die Tarifverträge der IG Metall vorgesehen hätten. Dies solle auch in Zukunft so bleiben. „Ich empfehle deshalb, Ihre Stimme bei der Betriebsratswahl nicht jenen Kandidaten zu geben, die für die Einnahmebilanz einer Gewerkschaft wichtig sind“, heißt es in dem Schreiben, das unserer Zeitung vorliegt.

An Mitbestimmung muss Würth sich gewöhnen

Uwe Bauer, der Erste Bevollmächtigte der IG Metall in Schwäbisch Hall, sagte, er sei „sehr entspannt, was das Schreiben von Würth betrifft“. Bei dem Unternehmen müsse man sich offenbar erst noch daran gewöhnen, „dass die Belegschaft eine Mitbestimmung einfordert“. Würth hatte 36 Jahre lang einen Vertrauensrat, der aber über keinerlei gesetzliche Rechte verfügte. Erst 2019 war ein Betriebsrat gewählt worden.

Warnung vor Außenstehenden

Würth will der IG Metall nicht verwehren, im Vorfeld der Betriebsratswahlen um Mitglieder und Stimmen zu werben. Das werde von ihm nicht beanstandet. Die Geschäftsleitung müsse aber das Recht haben, ihre Meinung ebenfalls zum Ausdruck zu bringen. Norbert Heckmann, Geschäftsführer der Muttergesellschaft, erklärte in einem ebenfalls an deren Beschäftigte gerichteten Schreiben, es sei wichtig, dass die Geschicke des Unternehmens von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen gelenkt würden „und wir unser Handeln nicht von Außenstehenden bestimmen lassen“.

Neun Listen für die Wahl

Für die bevorstehenden Betriebsratswahlen gibt es nach den Angaben von Heckmann neun Listen. Bei der Wahl 2019 war die IG Metall mit 15,8 Prozent auf dem dritten Platz gelandet. Die meisten Stimmen hatte mit 22,5 Prozent die Liste „Vote“ mit Vertretern des mittleren Managements erhalten. Platz zwei hatte die Liste „Herzblut“ errungen. Auf dieser hatten Mitglieder des ehemaligen Vertrauensrates kandidiert. Mit weltweit rund 83 000 Beschäftigten setzte Würth 2021 etwas mehr als 17 Milliarden Euro um.