Manfred Lucha im Impfzentrum von Liebherr Foto: dpa/Stefan Puchner

Die Unternehmen im Land machen Druck, um möglichst bald selbst impfen zu können. Der Gesundheitsminister verweist auf den knappen Impfstoff, macht den Firmenchefs aber auch Hoffnung. Ein Pilotprojekt zeigt derweil, wie es gehen kann.

Ehingen - Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) hat den Unternehmen im Land Hoffnung gemacht, dass sie sich schon bald in der Breite an den Corona-Impfungen beteiligen können. Die Betriebsärzte seien die dritte Säule bei den Impfungen neben den Impfzentren und Hausärzten, sagte der Minister beim Besuch des Pilotprojekts für Impfungen von Betriebsärzten beim Kranhersteller Liebherr in Ehingen am Dienstag. Er hoffe, dass schon bald wöchentlich bis zu eine Million Corona-Impfungen in Baden-Württemberg verabreicht werden können, so Lucha.

Die Impfzentren und Hausärzten sollten dabei jeweils wöchentlich bis zu 400 000 Impfungen verabreichen können. Die Betriebsärzte sollten schon bald wöchentlich bis zu 200 000 Impfungen übernehmen, sagte der Grünen-Politiker. Bis wann dies der Fall sein werde, hänge von den Impfstoff-Lieferungen des Bundes ab. Mit einem Brief an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) habe er um eine Million zusätzliche Dosen des Impfstoffs von Astrazeneca gebeten, sagte Lucha. Damit sollten die Impfungen weiter an Fahrt aufnehmen.

Modellversuch bei Liebherr

Mit dem Modellversuch beim Kranhersteller Liebherr im Alb-Donau-Kreis sollen Abläufe und Lieferketten für die Impfungen von Betriebsärzten geprobt und offene Fragen geklärt werden (wir berichteten/Plus). Das Unternehmen erhielt dafür 200 Impfdosen Astrazeneca des Kreisimpfzentrums Ehingen. Geimpft werden damit in dieser Woche Beschäftigte über 60 Jahre, da nur sie derzeit impfberechtigt sind. Eine Fortsetzung des Modellversuchs in Ehingen ist derzeit nicht geplant.

Man sammle mit Liebherr nun Erfahrungen, sagte Lucha in Ehingen. Aber auch die Bundesregierung müsse ihre Hausaufgaben machen. „Bisher fehlen Regelungen, wie Impfstoff direkt in die Betriebe kommen kann – ohne Umweg über ein Impfzentrum“, so Lucha.

Weiteres Modellprojekt ab Mai

Der technische Geschäftsführer des Liebherr-Werks Ehingen, Ulrich Hamme, mahnte den Minister, schnell mehr Impfungen in den Betrieben zu ermöglichen. Von den mehr als 4000 Mitarbeitern am Standort hätten rund 70 Prozent ihre Impfbereitschaft gezeigt. Das firmeneigene Impfzentrum könne täglich bis zu 200 Impfungen verabreichen, so Hamme. Zudem gebe es die Bereitschaft, auch Mitarbeiter anderer Firmen zu impfen. Minister Lucha sagte, er wolle die rechtlichen Fragen hierzu zeitnah klären.

Auch der Chef der Heidelberger Druckmaschinen AG, Rainer Hundsdörfer, fordert von der Landesregierung, dass in den Betrieben in Baden-Württemberg ab sofort mit den Impfungen für gefährdete Personengruppen gestartet werden darf. „Je schneller und je mehr Menschen geimpft werden, desto rascher und steiler kann es auch wirtschaftlich wieder aufwärts gehen“, schreibt Hundsdörfer in einem offenen Brief an Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und Minister Lucha. Mit großem Erstaunen habe man vernommen, dass Impfungen in Rheinland-Pfalz in ausgewählten Unternehmen, zum Beispiel bei der BASF, bereits möglich seien – in Baden-Württemberg dagegen noch nicht.

Ab Mai sollen in einem weiteren Modellprojekt die Betriebsärzte in den Justizvollzugsanstalten des Landes mit dem Impfen starten. Weitere Modellversuche möchte das Land mit den Industrie- und Handelskammern koordinieren. An diesem Mittwoch möchte sich der Gesundheitsminister zudem mit zahlreichen Unternehmen und Betriebsärzten austauschen und weitere Möglichkeiten für Impfungen in den Betrieben im Südwesten besprechen.