Wolfgang Grenke, Präsident des baden-württembergischen Industrie- und Handelskammertages (BWIHK), im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. Foto: dpa

Auch Firmenchefs wollen einmal in den Ruhestand gehen. Doch zuerst einmal muss der passende Nachfolger gefunden werden. Und das ist gar nicht so einfach.

Stuttgart - Die Unternehmen in Baden-Württemberg haben vermehrt Probleme, einen Nachfolger zu finden. „Die Nachfolgeproblematik wird in den nächsten Jahren zunehmen“, sagte Wolfgang Grenke, der neue Chef des Industrie- und Handelskammertags (BWIHK) der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. Es sei wichtig, sich dieses Themas anzunehmen, denn der demografische Wandel betreffe nicht nur Fachkräfte, sondern auch die Eigentümer der Betriebe. Im Südwesten suchen nach einer Erhebung des Instituts für Mittelstandsforschung bis 2018 rund 19 000 Betriebe einen neuen Eigentümer.

„Wenn sich die Nachfolgeproblematik zuspitzt besteht die Gefahr, dass es zum Verlust von Arbeitsplätzen kommt.“ Vor allem die kleinen Unternehmen bildeten mit das Rückgrat der erfolgreichen Wirtschaft im Südwesten. Der Unterbau sei besonders wichtig und müsse erhalten bleiben. „Die meisten Unternehmen werden immer noch innerhalb der Familie übergeben.“ Potenziellen Unternehmenskäufern bereitet oftmals die Finanzierung Kopfzerbrechen. Da müsse die Politik noch mehr unterstützen und ihr Angebot an Fördermöglichkeiten ausbauen.

Grenke verwies auch darauf, dass das gesamte Thema generell für die Betroffenen heikel ist. „Ein Problem ist, dass manche Unternehmer zu lange warten, bis sie sich mit dem Thema befassen. Oftmals hängen bei der Nachfolgefrage viele Emotionen mit dran.“ Zugleich sprach sich der BWIHK-Chef dafür aus, mehr Frauen dafür zu gewinnen, ein Unternehmen zu übernehmen. Sie wählten die berufliche Selbstständigkeit nach wie vor seltener und seien in diesem Bereich noch unterrepräsentiert. Außerdem könne für sie gerade für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf die Selbstständigkeit eine gute Option sein, weil so die Frauen ihre Familienzeit viel stärker bestimmen könnten.

„Eine Übernahme kann auch die Alternative für eine Neugründung sein. Das muss auch mehr ins Bewusstsein gerufen werden“, sagte Grenke und verwies darauf, dass auf bestehende Geschäftsbeziehungen aufgebaut werden kann.