Das Kleinkindhaus im Pestalozziweg bietet noch Platzreserven. Foto: Claudia Barner

In Waldenbuch leben wieder mehr Kinder. Die Kapazitäten der Betreuungseinrichtungen im Bereich der über Dreijährigen sind deshalb am Limit. Die Kommune muss schnellstens handeln – und hat bereits einen Plan.

Waldenbuch - In den Waldenbucher Kindergärten wird es eng. Vor allem im Bereich der Drei- bis Sechsjährigen haben die Anmeldezahlen deutlich zugelegt. Edna Bock, Kindergarten-Gesamtleiterin der Stadt, hat Angebot und Nachfrage abgeglichen und kommt zu dem Ergebnis: „Das obere Limit ist bereits heute erreicht.“ Auch in den kommenden Jahren zeigt die Kurve nach oben. Pro Jahrgang wird mit etwa 85 neuen Anmeldungen im Ü-3-Bereich gerechnet.

Das sind jeweils zehn Jungen und Mädchen mehr als in den Vorjahren. Edna Bock hat nach den Ursachen geforscht und dabei festgestellt: „Gründe hierfür sind vor allem die steigende Zahl der vom Schulbeginn zurückgestellten Kinder, die Zuzüge von Familien mit Kleinkindern und die steigende Geburtenrate.“ In ihrer Prognose klafft spätestens vom Sommer 2020 an eine Lücke. 302 Kindergartenplätze stehen für die Drei- bis Sechsjährigen derzeit zur Verfügung. 318 Plätze würden in zwei Jahren tatsächlich benötigt. Der Trend setzt sich fort. Bis zum Jahr 2027 rechnet Edna Bock mit einem Bedarf von 339 Plätzen.

Baubeginn soll im Herbst 2018 sein

Die Gemeinde muss reagieren – und das möglichst schnell. Am Dienstagabend berichtete der Waldenbucher Bürgermeister Michael Lutz im Gemeinderat vom aktuellen Stand der geplanten Maßnahmen. An der Eugen-Bolz-Straße am Martinuszentrum soll ein viergruppiger Kindergarten-Neubau entstehen. Im April wird über das Baugesuch beraten. Baubeginn soll im Herbst 2018 sein. Auch in der Glashütte wird das Angebot erweitert. Dort können schon jetzt keine Kinder mehr aufgenommen werden. Das Ratsgremium hat den Weg für eine neue, zweigruppige Kindertagesstätte geebnet. An einem mehrheitsfähigen Konzept wird im Moment aber noch gefeilt.

Bei den Kindern, die jünger als drei Jahre sind, ist die Situation etwas entspannter. „Im Kindergartenjahr 2017/2018 konnte allen angemeldeten Kindern unter drei Jahren ein Platz im Kleinkindhaus Pestalozziweg oder im Haus der Kinder Weilerberg zugeteilt werden“, berichtete Edna Bock. Sie geht davon aus, dass die Nachfrage im U-3-Bereich auch in den kommenden drei Jahren gedeckt werden kann. Steigt der Bedarf dann an, hat die Kommune noch Spielraum. „Im Pestalozziweg gibt es genügend Platz, um das Angebot auszuweiten“, erklärte sie.

Das alles kostet sehr viel Geld

Mit dem Raumangebot allein ist es jedoch nicht getan. Als zusätzliches Problem ploppt aktuell die Suche nach geeignetem Personal auf. „Die Altersstruktur der Fachkräfte liegt in Waldenbuch mit 36,3 Jahren etwa zehn Jahre über dem Landesdurchschnitt“, berichtete der Schultes. Das sei ein deutliches Signal dafür, dass sich die Stadt noch stärker um die Personalentwicklung kümmern und zeitgemäße Arbeitsbedingungen schaffen müsse.

Das alles kostet Geld. Allein die geplanten Neubauten haben ein Investitionsvolumen von mehr als fünf Millionen Euro. Durch Tariferhöhungen und neue Kräfte steigen auch die Aufwendungen für den laufenden Betrieb. Der Waldenbucher Kämmerer Werner Kiedaisch empfahl deshalb, die Betreuungsgebühren für das Kindergartenjahr 2018/2019 entsprechend der Landesrichtsätze zu erhöhen. Familien mit einem Kind zahlen demnach künftig 124 Euro pro Monat statt bisher 120 Euro. Für Familien mit zwei Kindern steigt der Betrag von 91 auf 95 Euro an, bei drei Kindern werden 63 statt 61 Euro fällig und für Familien mit vier Kindern gibt es einen Aufschlag von einem Euro auf 21 Euro.

Der Gemeinderat stimmte den neuen Tarifen mit großer Mehrheit zu. Gegenstimmen gab es aus den Reihen der SPD-Fraktion. „Wir können nicht nachvollziehen, warum Schule und Uni umsonst sind, die Eltern für den Kindergarten aber zahlen müssen“, gab die SPD-Stadträtin Ingrid Münnig-Gaedke zu bedenken. Ihre Fraktion stehe nach wie vor hinter dem Wunsch nach einem kostenfreien letzten Kindergartenjahr.