Immer mehr Kinder melden sich für einen Kitaplatz in Ludwigsburg. Foto: dpa/Uwe Anspach

Die Kitakrise in Ludwigsburg ist beispielhaft für die Herausforderung der ganzen Region. Obwohl sich die Stadt gegen den Mangel an Kitaplätzen stemmt, verbessert sich die Situation kaum. Das hat auch Auswirkungen auf die Gesundheit der Erzieher.

Donnerstagvormittag, die Kitaleiterinnen der Awo Ludwigsburg besprechen mit Geschäftsführerin Alexandra Metzger die neuesten Entwicklungen in ihren vier Kitas im Stadtgebiet. Die Öffnungszeiten könne man größtenteils halten, immer wieder jedoch würden Mitarbeiter in den teils dünn besetzten Teams ausfallen, berichten die Leiterinnen.

Die Krankheitsausfälle bei ihren Kolleginnen nehmen zu, sagt etwa Silke Kurz von der Kita Bullerbü in Pflugfelden. Wenn ein Team über längere Zeit den Personalmangel kompensieren muss, schlauche das. „Zudem steigen die Ansprüche an unsere Arbeit, das Aufgabenfeld wird komplexer“, sagt Silke Kurz. Die Leiterinnen spüren in ihren Teams die Liebe zum Beruf, gleichzeitig werde dieser immer anstrengender. Einige verringern die Arbeitszeit, andere wandern ab und reißen eine weitere Lücke – ein Teufelskreis.

Neueste Zahlen der Stadtverwaltung zeigen, dass der Mangel an Erziehern und Kitaplätzen immer noch akut ist – eine Krippe muss nun sogar schließen. Die größte Stadt des Kreises steht beispielhaft für die riesige Herausforderung der gesamten Region. Das Frustrierende: Obwohl es immer mehr Einrichtungen und Fachkräfte gibt, verbessert sich die Lage nicht.

Insgesamt fehlen über alle Kitaträger hinweg 619 Kitaplätze in Ludwigsburg, immerhin 100 Plätze weniger als 2023. 232 Plätze zu wenig sind es bei den über Dreijährigen, 387 Plätze bei den noch Jüngeren. Zu allem Überfluss musste das Studierendenwerk im Frühjahr die Kita der Evangelischen Hochschule wegen Personalmangels schließen – zehn Plätze fallen deswegen weg.

600 neue Plätze in sieben Jahren

Gleichzeitig schrauben sich die Anmeldezahlen auf Rekordwert: Mehr als 1600 Kinder haben sich für September auf einen Kitaplatz beworben. Bei den unter Dreijährigen bekommen nur knapp über die Hälfte der Kinder einen Platz, bei den über Dreijährigen wenigstens rund Zweidrittel. Wegen der hohen Nachfrage rechnet die Stadt noch im Jahr 2030 mit einem Mangel – 370 Plätze könnten dann noch fehlen.

Kitaträger und Stadträte scheinen sich jedoch einig: An der Stadtverwaltung liegt das nicht. Tatsächlich wurden in Ludwigsburg zwischen 2018 und 2023 mehr als 600 neue Kitaplätze geschaffen, drei weitere Einrichtungen folgen im kommenden Jahr. Dennoch renne man der Lage hinterher, sagt Wittmann. „Es ist unser Anspruch, allen Familien einen Platz anbieten zu können.“ Dafür bräuchte es aber noch mehr Einrichtungen, mehr Fachkräfte und mehr Imagekampagnen wie „Kitas mit Profil“, mit der die Stadt vor allem Quereinsteiger ansprechen will. Es fehlt jedoch das Geld und junge Menschen, die für den Job überhaupt infrage kommen.

Wie die Leiterinnen der Awo erkennt auch Daniel Wittmann beunruhigende Tendenzen bei den Fachkräften in Ludwigsburg. Die würden mit viel Herzblut gegen die Personallücken anarbeiten, um die Öffnungszeiten für die Eltern zu gewähren – „manchmal auch zulasten der Gesundheit“.

Den Awo-Erzieherinnen ist es aber auch wichtig, ein positives Bild ihres Berufs zu zeichnen. Viele Arbeitsbedingungen hätten sich verbessert, beispielsweise das Gehalt und die Qualität der pädagogischen Arbeit. Als Erzieher begleite man Kinder von ihrem ersten Lebensjahr bis zur Einschulung und bekomme unheimlich viel zurück, sagen die Awo-Leiterinnen.