Die neuesten Zahlen zur Kinderbetreuung in Stuttgart werden am kommenden Montag, 18. März, im Jugendhilfeausschuss im Rathaus am Marktplatz vorgestellt. Foto: dpa

Nach dem Wartelistenabgleich hat die Stadtverwaltung festgestellt, dass noch rund 500 Mädchen und Buben im Alter bis drei Jahren auf einen Betreuungsplatz warten. In der gesamten Landeshauptstadt fehlen mehr als 3100 Plätze.

Stuttgarter Norden - Die Stadtverwaltung geht davon aus, dass in Stuttgart aktuell mehr als 3100 Plätze für Kinder im Alter bis drei Jahre fehlen. Die neuesten Statistiken (Stand 1. März des vergangenen Jahres) zum Thema Kinderbetreuung in der Landeshauptstadt werden den Stadträten am kommenden Montag, 18. März, im Jugendhilfeausschuss vorgestellt.

Das eigentliche Problem ist kein neues. Geld ist da, aber wie in den Jahren zuvor geht der Ausbau nicht schnell genug voran. Der Gemeinderat hat schon mehr als 1700 zusätzliche Plätze für Kleinkinder beschlossen und finanziert. Doch bei der Umsetzung hapert es. „Das wird noch mehrere Jahre in Anspruch nehmen“, schreibt Bürgermeisterin Isabel Fezer in einer Vorlage an den Gemeinderat. „Das Ergebnis des zentralen Wartelistenabgleichs hat gezeigt, dass die Nachfrage nach Kleinkindplätzen nicht rückläufig ist. Dies bedeutet, dass zur Erreichung des Richtwertes einer circa 62-Prozent-Versorgung unter Berücksichtigung aller beschlossenen Maßnahmen rechnerisch noch etwa 1400 Plätze für Null- bis unter Dreijährige fehlen, davon rund 850 Plätze für Ein- bis unter Dreijährige.“ Deshalb überlege man, ob aufgrund des noch hohen Bedarfs an Kleinkindplätzen und der bereits relativ guten Versorgungslage bei den Drei- bis Sechsjährigen künftig reine Kleinkindeinrichtungen geschaffen werden sollen. „Es zeigt sich, dass die Herausforderungen nicht geringer werden und insbesondere vorrangig die Behebung des Fachkräftemangels oberste Priorität haben muss, um zumindest die derzeit aus diesem Grund nicht belegbaren Plätze wieder zur Verfügung stellen zu können“, sagt Fezer.

Für den Stuttgarter Norden bedeutet das konkret, dass Stand 1. März 2018 knapp 500 Plätze für Kleinkinder fehlen. Auch in Weilimdorf muss die Stadt noch nachlegen. 163 Mädchen und Buben sind nach dem Wartelistenabgleich leer ausgegangen. Allerdings sind schon 126 zusätzliche Plätze beschlossen und teilweise auch schon umgesetzt. Sie tauchen aber noch nicht in der Statistik auf. Neu in Betrieb ist nämlich der Neubau an der Thaerstraße (seit September 2018) und die erweiterte Tageseinrichtung Torgauer Straße (seit November 2018). Die städtische Tageseinrichtung Hausenring 32 E wird wohl Ende 2021 eingeweiht. „Nach wie vor kann jedoch aufgrund des Personalmangels ein bedeutender Teil der beschlossenen Plätze nicht in Betrieb gehen“, heißt es in der Vorlage. Die Stadtteile Giebel und Bergheim haben neben dem Weilimdorfer Zentrum den höchsten Nachholbedarf an Kleinkindplätzen. Das Angebot in Hausen und Wolfbusch ist aktuell gut, sagt die Stadtverwaltung. Bei den Drei- bis Sechsjährigen liegt der Versorgungsgrad bei nur 93 Prozent. „Das Platzangebot für diesen Altersbereich ist aber ausreichend“, schreibt Isabel Fezer.

Auch bei den Drei- bis Sechsjährigen fehlen noch Plätze

Das sieht in Botnang anders aus. Dort fehlen noch Plätze für die Drei- bis Sechsjährigen. „Der statistische Versorgungsgrad hat sich von 83 auf 88 Prozent erhöht, ist aber immer noch deutlich zu niedrig“, heißt es in der Vorlage. „Nach vollständiger Umsetzung aller beschlossenen Vorhaben wird sich der statistische Gesamtversorgungsgrad auf etwa 97 Prozent verbessern.“ Das ist mit der Einweihung der Kita an der Kirchhaldenschule schon geschehen. Auch im Kleinkindbereich hat sich die neue Einrichtung positiv bemerkbar gemacht. Dennoch fehlen etwa weitere 30 Plätze. Wesentlich größer ist der Bedarf in Zuffenhausen. Laut aktuellem Wartelistenabgleich bräuchte man im Bezirk weitere 161 Kleinkindplätze. „Sollten die noch nicht beschlossenen Neuanträge auf Plätze für unter Dreijährige realisiert werden, erhöht sich der Versorgungsgrad auf 57 Prozent. Damit wäre nach aktuellem Planungsstand das Ziel für Zuffenhausen erreicht“, betont Isabel Fezer. Bei den älteren Kita-Kindern ist die Betreuung statistisch gesehen gesichert. „Die Versorgung ließ sich im Vergleich zum Vorjahr erneut verbessern und liegt bezirksweit bei 110 Prozent“, heißt es in der Vorlage. „Auch die Zahl der Ganztagsplätze wurde erhöht und liegt nun bei 84 Prozent.“

Eine bessere Versorgung der Drei- bis Sechsjährigen kann im Stuttgarter Norden nur in Stammheim gewährleistet werden. Dort liegt der Versorgungsgrad insgesamt bei 117 Prozent. Und auch bei den Kleinkindern sieht es eigentlich recht gut aus. „Derzeit können 42 Prozent der Mädchen und Buben einen Betreuungsplatz in Stammheim in Anspruch nehmen“, ist in der Statistik zu lesen. „Laut den Ergebnissen des zentralen Wartelistenabgleichs von Herbst 2018 liegt die Elternnachfrage bei 47 Prozent. Rechnerisch fehlen damit 20 Kleinkindplätze.“ Durch das geplante Projekt in der Aspergerstraße 41, wo eine Kita mit vier Gruppen entstehen soll, könne der Versorgungsgrad weiter gesteigert werden, sodass das angestrebte Ziel nach aktuellem Planungsstand erreicht werde.

Vom Ziel ist man in Feuerbach allerdings noch ein ganzes Stück entfernt. „Bei den unter Dreijährigen müssen noch 44 beschlossene Plätze umgesetzt werden beziehungsweise tauchen noch nicht in der Statistik auf“, heißt es in der Vorlage. Unter anderem handelt es sich dabei um den Neubau an der Burgenlandstraße, die Erweiterung der CJD-Kita Feuerbacher Balkon und um den Umbau des Gustav-Werner-Kindergartens an der Wildeckstraße. „Unter Einberechnung dieser Plätze steigt der Versorgungsgrad voraussichtlich auf 39 Prozent. Der Versorgungs-Richtwert liegt in Feuerbach aber bei 46 Prozent. Um ihn zu erreichen, werden etwa 70 weitere Plätze benötigt“, schreibt Isabel Fezer.

Im Bereich der Drei- bis Sechsjährigen gibt es in Feuerbach statistisch gesehen aktuell keine Probleme. Der Versorgungsgrad liegt bei 107 Prozent. „Angesicht der steigenden Kinderzahlen könnte der Versorgungsgrad jedoch unter 100 Prozent sinken“, gibt die Verwaltung zu bedenken.