Immer mehr Eltern nehmen für ihre Kinder ganztägige Betreuung in Anspruch – und der Ausbau sei noch nicht am Ende, prophezeit Heinrich Korn vom Jugendamt Foto: Judith A. Sägesser

Am Montag beginnt wieder der Unterricht in Baden-Württemberg. Die Nachfrage nach Ganztagesbetreuung steigt erheblich. Die Stadt Stuttgart stellt den Schulen und Schülerhäusern auf den Fildern mehr Personal zur Verfügung.

Filder - Mit dem Ende der Sommerferien beginnt am Montag an Baden-Württembergs Schulen wieder der Unterricht. Neben den Erstklässlern werden auch neue Mitarbeiter sozusagen eingeschult. „Weil in immer mehr Familien beide Eltern berufstätig sind und es viele Alleinerziehende gibt, steigt die Nachfrage nach Ganztagsbetreuung“, sagt Heinrich Korn vom Jugendamt. Zu den Hintergründen erklärt er noch: „Der Bedarf steigt in Stuttgart schon seit Jahren, weil die Vereinbarkeit von Beruf und Familie heute eine so große Rolle spielt.“ Dafür stelle die Stadt den Ganztagsgrundschulen und Schülerhäusern mehr Personal zur Verfügung.

Bereits Ende Juli hatte der Gemeinderat einen entsprechenden Beschluss gefasst, der auch sieben Einrichtungen auf den Fildern betrifft. Teilweise leisten die dort bereits arbeitenden Pädagogen künftig eine höhere Stundenzahl, einige Stellen werden neu geschaffen. Dabei gehe es weder um Verwaltungsangestellte noch um Lehrer, sondern um pädagogische Fachkräfte wie Erzieher oder Kinderpfleger, erklärt Korn. „Die neuen Stellen sind schon zu 90 Prozent besetzt“, sagt er, „der Rest ist noch ausgeschrieben.“ Die Betreuung ab sofort sei aber gewährleistet, die Lücke könne überbrückt werden.

Fasanenhofschule bekommt acht neue Stellen

Personelle Verstärkung bekommt beispielsweise die Schönbuchschule in Dürrlewang, die als neue Ganztagesgrundschule startet und dafür 4,5 Stellen bekommt. Die Filderschule in Degerloch bietet schon seit vergangenem Jahr ein Nachmittagsprogramm, künftig erhöht die Schule die Kapazität. Zwei weitere Gruppen sollen dort betreut werden, dafür gibt es knapp drei neue Stellen. Die Fasanenhofschule bekommt sogar acht neue Stellen. Zwar wird dort schon seit Jahrzehnten ganztags unterrichtet, aber nach dem alten Modell – und die Umstellung bringt einen höheren Betreuungsschlüssel mit sich.

Wie viel zusätzliches Personal jeweils benötigt wird, ermittelt die Stadt abhängig von den Arbeitsstunden bis auf zwei Stellen nach dem Komma. „Die Berechnungen sind teilweise sehr komplex, der genaue Bedarf der einzelnen Schulen ist schwer vorauszusagen“, sagt Heinrich Korn vom Jugendamt. Das liege auch an daran, dass manche Eltern ihre Sprösslinge nicht in ihrem Wohnbezirk unterbrächten, sondern je nach Neigungsfächern und sonstigen Angeboten entscheiden, wohin es geht. Man arbeite deshalb daran, allen Eltern wohnortnah die Angebote zu machen, die sie brauchen.

Auch die Schülerhäuser bekommen Verstärkung

Auch die Schülerhäuser, die die Stadt als Übergangslösung auf dem Weg zur Ganztagsgrundschule eingerichtet hat, bekommen Verstärkung. Um mehr Kinder auch nachmittags aufnehmen und sie beispielsweise bei den Hausaufgaben unterstützen zu können, bekommt das Schülerhaus an der Albschule in Degerloch zweieinhalb neue Stellen. Auch an den Grundschulen Riedenberg und Kaltental kommen die Schülerhäuser in den Genuss von mehr Personal. Sie bieten ab sofort je eine zusätzliche Nachmittagsgruppe an und bekommen dafür je knapp zwei neue Stellen. An der Österfeldschule in Vaihingen gibt es zukünftig gleich fünf neue lange, das heißt bis in den Nachmittag betreute, Gruppen. Neun zusätzliche Stellen hat die Stadt dafür vorgesehen.

Familien sind auf zwei Einkommen ausgelegt

Bis spätestens 2020 wolle man komplett auf das Modell Ganztagsgrundschule umstellen, um alle Kinder den ganzen Tag über nach einem einheitlichen Konzept betreuen zu können, sagt Korn. Das Jugendamt sieht keine Anzeichen für einen nachlassenden Betreuungsbedarf in den nächsten Jahren. Im Gegenteil: Das ganze „System Familie“ sei heute auf zwei Einkommen ausgelegt, der Lebensstandard darauf ausgerichtet. Deshalb sei der Ausbau der Schulkindbetreuung noch nicht am Ende, prophezeit Korn. Flexibles und spontanes Handeln sei bei den handelnden Personen gefragt, sagt Korn: „Es ist eine Herausforderung für Städte und Ämter, sich relativ schnell auf veränderte Situationen einzustellen. Man muss flott etwas auf die Füße stellen, das funktioniert.“