An der Stuttgarter Straße bietet das Deutsche Rote Kreuz in Kürze betreutes Wohnungen für Senioren an. Foto: Georg Friedel

Der Bewohnerbeirat des Hauses auf dem Killesberg hat sich an den Bezirksbeirat Feuerbach gewandt. Er fordert in dem Brief, dass in dem neu gebauten Gebäude an der Stuttgarter Straße 7 in Feuerbach Schadstoffmessungen durchgeführt werden sollen. Das DRK bietet dort betreutes Wohnen an.

Feuerbach - Heinz Gaisser lässt nicht locker. Der 91-jährige Bewohner des Hauses auf dem Killesberg wehrt sich gemeinsam mit anderen Bewohnern beharrlich gegen den geplanten Abriss des DRK-Seniorenheimes an der Lenbachstraße 105 unweit des Höhenparks Killesbergs. Viele Stunden seiner Lebenszeit hat der Doktor der Ingenieurwissenschaften inzwischen investiert, um gegen das Projekt des Deutschen Roten Kreuzes zu Felde zu ziehen.

Die Geschichte von David und Goliath

Klingt wie die Geschichte von David gegen Goliath. Und ist es gewissermaßen auch: Denn im Februar dieses Jahres verkündete das Präsidium des DRK-Kreisverbandes Stuttgart auch auf den in der Kommunalpolitik entstandenen öffentlichen Druck hin, dass das Haus auf dem Killesberg nun doch „zeitlich befristet“ fortgeführt werde und dass die Senioren vorerst dort wohnen bleiben könnten. Es sei zwischenzeitlich absehbar, dass sich „die Entscheidung über den geplanten Neubau länger als ursprünglich geplant hinziehen wird“, hieß es in einer Presseerklärung des DRK-Kreisverbandes Stuttgart.

Inzwischen sei das DRK in „guten Gesprächen“ mit der Stadt, sagt DRK-Pressesprecher Udo Bangerter über den aktuellen Stand. Es besteht aber offenbar noch Klärungsbedarf. Das DRK als Hausbetreiber hatte zuletzt mehrfach darauf hingewiesen, dass der Betrieb des Hauses auf dem Killesberg unwirtschaftlich sei. Es bestehe erheblicher baulicher und energetischer Sanierungs- und Erneuerungsbedarf. Hinzu kämen neue Brandschutzauflagen und Vorgaben durch die neue Landesheimbauverordnung. Letztendlich führe am Abriss und einer Neubebauung kein Weg vorbei: Denn bei einem weiteren Umbau und einer Sanierung gäbe es zwar punktuelle Verbesserung des Wohnungsangebotes und der Qualität, aber das Grundproblem der Flächenineffizienz beim Wohnen und die Unwirtschaftlichkeit im Pflegebereich könnten nicht ausreichend verbessert werden. Kurzum: Der Betrieb des Hauses bliebe weiterhin defizitär, betont Bangerter.

Doch die Bewohner bezweifeln das. Hinzu kommt, dass die Stadt bei den Plänen ein gewichtiges Wort mitzureden hat. Denn das Areal, auf dem das Haus auf dem Killesberg steht, gehört ihr. Als Eigentümerin hat die Stadt dem DRK als Gebäudebesitzer das Grundstück auf Grundlage eines Erbpachtvertrages bis 2036 zur Verfügung gestellt.

Im Sozialausschuss wurde Kritik laut

Im Sozialausschuss des Gemeinderats wurde vergangenes Jahr harsche Kritik laut: Die Bewohner seien „zutiefst verunsichert“ (SÖS/Linke-plus) und es herrsche „größere Unruhe“ (SPD) wegen der Vorgehensweise des DRK. Das betrifft auch die angebotene Ersatzunterkunft in der Nähe des Bahnhofs Feuerbach. Denn das DRK versucht schon länger – obwohl das Neubauprojekt noch gar nicht in trockenen Tüchern ist – den Bewohnern im Haus auf dem Killesberg den Umzug in das inzwischen fast fertiggestellte Haus an der Stuttgarter Straße 7 in Feuerbach schmackhaft zu machen: Fürs „Wohnen am Roser“ werde der Umzug organisiert und auch bezahlt, verspricht das Präsidium des Kreisverbandes ebenfalls in der Presseerklärung.

Zum Hintergrund: In Feuerbach bietet das DRK ab September insgesamt 55 betreute Seniorenwohnungen an – vorzugsweise für Bewohner auf dem Killesberg. „Allerdings wird dieses Zeitfenster nicht mehr lange offen stehen können, weil die Wohnungen ja nicht leer stehen sollen.“ Aber Bangerter legt auch Wert auf die Feststellung, dass niemand vom Killesberg vertrieben werde. „Wer im Haus auf dem Killesberg wohnen bleiben will, kann dort bleiben“, betont er – vorerst jedenfalls.

Bewohner haben sich an den Bezirksbeirat gewandt

Der Bewohnerbeirat lehnt aber eine solche „Umsiedlung“, wie er es nennt, ab. Das neue Objekt liegt an einem Teilstück der Bundesstraße 295 und in der Nähe des Bahnhofs Feuerbach. Das klingt alles andere als nach einem idealen Ort für einen geruhsamen und beschaulichen Lebensabend. In einem Brief vom 10. Juli hat sich daher der Bewohnerbeirat an Bezirksvorsteherin Andrea Klöber und den Bezirksbeirat Feuerbach gewandt. Er fordert, dass die Schadstoff-Immissionen im neu erbauten Haus „Wohnen am Roser“ und im Umfeld gemessen werden müssten.

Der Bewohnerbeirat sieht nach eigenen Aussagen „Gefahr im Verzuge“. Die Auflage des Baurechtsamts, Schallschutzfenster einzubauen, sei aufgrund der Lärmbelastung zwar ein Schritt in die richtige Richtung gewesen, argumentiert der Bewohnerbeirat, fügt aber gleichzeitig an: „Die meist kranken Bewohner müssen aber noch mehr vor den hochgiftigen Abgasen geschützt werden und sie müssen giftfreie Luft bei geschlossenen Fenstern atmen können.“

Das Amt für Umweltschutz schreibt in einem Brief an den Bewohnerbeirat: „Tagsüber sind vom Straßenverkehr verursachte Mittelungspegel von circa 75 dBA (Schalldruckpegel), nachts von circa 65 dBA zu verzeichnen“. Diese Gebiete seien daher „für Wohnen weniger geeignet“. Bei Seniorenheimen und ähnlichen Einrichtungen an derart lärmbelasteten Straßen müssten daher entsprechende bauliche Vorsorgemaßnahmen ergriffen werden.

Schallschutzmaßnahmen sind laut Baurechtsamt erfüllt

Laut dem Baurechtsamt sind die im Bebauungsplan festgelegten Schallschutzmaßnahmen erfüllt. Am Roser sei daher im Gebäude Stuttgarter Straße 7 die Nutzung „als Seniorenwohnungen (für Menschen ab 60 Jahren) genehmigt“ worden, teilt das Baurechtsamt in einem verwaltungsinternen Schreiben mit. Und: „Es handelt sich dabei ausdrücklich nicht um ein Altenheim oder Pflegeheim.“

„Wir wollen, dass dort gemessen wird und zwar bevor die Leute dort einziehen“, forderte Gaisser jüngst in der Sitzung des Bezirksbeirates. Es bestünde kein Zweifel, dass die Stickstoffdioxide, die durch „die Abgase der 30 000 Fahrzeuge pro Tag“ verursacht würden, in hohem Maße gesundheitsgefährdend seien. „Wir bitten Sie deshalb, einen Eilantrag an den Gemeinderat zu richten und zu verlangen, dass zur Gefahrenabwendung sofort die von uns vorgeschlagenen Überprüfungen und Messungen durchgeführt werden.“

Klöber erklärte Gaisser, dass der Bezirksbeirat in erster Linie eine beratende und keine beschließende Funktion habe. Sie schlug vor, dass sie den Brief an Verwaltungsbürgermeister Fabian Mayer weiterreichen werde, wenn dies aus den Reihen des Bezirksbeirats gewünscht werde. Der signalisierte einhellig Zustimmung. Gaisser war damit nicht zufrieden: „Tun sie das nicht, nur wenn Sie einen klaren Antrag stellen, wird das auch eine Wirkung haben“, meinte er.

Das DRK äußert sich zum Thema Schadstoffe auf Nachfrage wie folgt: „Wir sind dort Mieter und gehen davon aus, dass in dem Neubau baurechtlich alles seine Richtigkeit hat“, sagt Bangerter.