Bauhauskette eröffnet mit dem „Sophie 23“ im Gerberviertel Mitte Oktober im Gerberviertel einen Heimwerkerfachhandel. Foto: Lichgut Christian Hass

Mitte Oktober eröffnet die Bauhauskette im Gerberviertel einen neuen Heimwerkerfachmarkt.Am Freitag stellten die stellten die Württembergische Lebensversicherung als Eigentümerin und das Bauhaus als Betreiber das Konzept vor.

Stuttgart - Schrauben, Hämmer, Glühbirnen – bald wird all das im Gebäude namens „Sophie 23“ angeboten. Die ersten Kunden stehen schon vor der Tür, werden aber bis zur offiziellen Eröffnung am 14. Oktober warten müssen. Denn noch werden Kisten ausgepackt und Regale mit allem bestückt, was der Heimwerker für Arbeiten in Haus und Garten benötigt und wofür Bewohner der Innenstadt bislang zu einem Baumarkt auf der grünen Wiese fahren mussten. „Der Fachmarkt in der City ist die ideale Ergänzung zu unseren großen Märkten in Möhringen und Untertürkheim“, sagt Francesco Torzilli, Geschäftsführer von Bauhaus in Südwest-Deutschland.

Die Fläche des Baumarkts in der Innenstadt beträgt mit rund 1500 Quadratmetern auf zwei Etagen nur einen Bruchteil der Fläche der Märkte in Möhringen und Untertürkeim. Die Kunden haben an der Sophienstraße 23 allerdings die Möglichkeit, sehr sperrige Ware online zu bestellen, und sich nach Hause liefern zu lassen.

Glas und Klinker bestimmen die Fassade

Mit Bauhaus sei der Wunsch-Mieter gefunden worden, erklärt Klaus Betz, der stellvertretende Direktor des Eigentümers der Württembergischen Lebensversicherung. Dass nur ein Handwerkermarkt als Mieter in Frage kam, hat sich laut Betz aus einer Kundenbefragung ergeben. Viele Anwohner vermissten einen Eisenwarenhandel wie Zahn und Nopper, der früher im Gerberviertel angesiedelt war. Da die Bauhauskette in Mannheim auf einem Areal des Versicherers bereits einen innerstädtischen Markt betreibt, habe er dort seine Pläne vorgestellt. „Innerhalb von acht Wochen war der Vertrag unterzeichnet“, berichtet Betz.

Startschuss für das Projekt, in dem unter Regie des Kolping-Bildungswerks seit Wochenanfang auch eine Kindertagesstätte mit 80 Plätzen betrieben wird und das 26 Mietwohnungen von 35 bis 110 Quadratmetern zum Preis von rund 16 Euro pro Quadratmeter bietet, war im Jahr 2013. Damals hatte die Württembergische das Gelände von der methodistischen Gemeinde gekauft – nachdem die Auferstehungskirche abgerissen worden war. Ihre Sanierung wäre der Gemeinde mit rund 300 000 Euro zu kostspielig gewesen. Baustart für das „Sophie 23“ war im Januar vergangenen Jahres. Von den Stuttgarter Architekten Blocher Blocher Partners ist der Komplex aus Sichtbeton, Glas und Klinker, in dem auch Arztpraxen untergebracht sind, nach 20 Monaten Bauzeit im August fertig gestellt worden.

Betz bezeichnet das Gerberviertel als „eines der spannendsten Quartiere in der Stadt, das immer mehr Menschen entdecken werden“. Denn alles, was man brauche, sei vor der Tür und Patina ergänze sich mit Modernität. Stolz ist er, dass im Hof „mit großem technischen und finanziellen Aufwand“ ein Stück alte Stadtmauer erhalten werden konnte. Die Fläche zum Gerber, die nach dem Bebauungsplan von 2010 nicht genutzt werden durfte, sondern frei gehalten werden muss, kommt jetzt der Kindertagesstätte als Außenspielanlage zu Gute. „Wir wollten eine der schönsten Kitas Stuttgart bauen“, stellt Betz fest und glaubt, das sei gelungen. Investiert hat die Württembergische rund 26 Millionen Euro von ihren Kunden. Bei einer Jahresmiete von 1,3 Millionen Euro rechnet die Württembergische mit einer Rendite von fünf Prozent.

Gewinn vom „Sophie 23“ versprechen sich auch Gerber Manager Kemal Düzel und Hannes Wolf. Er ist Quartiermanager im Gerberviertel und freut sich, „dass man mit dem Heimwerkermarkt der grünen Wiese ein Stück von ihrer Vormachtstellung abgezwackt hat“. Düzel setzt darauf, dass der Baumarkt den Läden im Gerber Kunden bringt – „und natürlich umgekehrt“, sagt er. Der Start des Einkaufszentrums war holprig. Wochentags zog es die Kundschaft mehr zum Milaneo, der Konkurrenz hinter dem Hauptbahnhof. Mieter der Läden im Gerber zogen aus. Mittlerweile sei die Entwicklung „positiv“ und 96 Prozent der Fläche vermietet, versichert Düzel. Außerdem erhofft er sich von den neuen Marken Tezenis (Unterwäsche) und O bag (Taschen), beide von Oktober an erstmals in Stuttgart vertreten, eine Stärkung des Handels.

Mieteinnahmen sollen fünf Prozent Rendite bringen

Zu den ersten Kunden des Heimwerkermarkts dürften die neuen Mieter der 26 Wohnungen gehören. Die ziehen im Oktober ein. Bis alle Bilder an der Wand hängen, wird es manchen Nagel brauchen.