Tschili liegt gern auf „ihrem“ Trampolin, während Herrchen Nick Luithardt arbeitet. Foto: Simon Granville

Ein vierbeiniger Mitarbeiter motiviert Menschen mit Rückenschmerzen oder nach einer Knie-OP in Marbach (Kreis Ludwigsburg). Was tut die ausgebildete Besuchshündin genau?

Tschili guckt kurz zu ihrem Herrchen. Das nickt und sagt „okay“. Tschili spurtet los, schnüffelt den Besucher kurz an und lässt sich streicheln, läuft zurück, holt ihr Kuschelbärchen, präsentiert es stolz und ist wieder weg. Tschili ist ziemlich gechillt. Der rötlich-braune Labrador ist fast zwei Jahre alt und ausgebildeter Besuchshund. Ihr Arbeitsplatz: Die Marbacher Physiotherapiepraxis fit.as.well, die ihr Herrchen Nick Luithardt leitet.

 

Und in der auch Frauchen Lena Mörk arbeitet. Und so fährt quasi jeden Morgen die ganze Familie vom heimischen Pflugfelden nach Marbach zur Arbeit. Dort angekommen hat Tschili den vergleichsweise entspanntesten Job. Im Großen und Ganzen soll sie nämlich auf ihrem Platz liegenbleiben und entspannen. Damit wiederum entspannt sie ihr Umfeld ganz enorm.

So ein lieber Hundeblick macht etwas mit den Patienten. Foto: Simon Granville

Nick Luithardt beobachtet das immer wieder: Die Patienten, die zu ihm und seinem Team in die Praxis kommen, haben Rückenschmerzen, eine Knie-OP hinter sich oder andere Leiden. Sobald sie Tschili sehen, verändert sich ihre Stimmung. Die Miene hellt sich auf, die Stimmlage ändert sich. Einmal beobachtete der Physiotherapeut, wie ein Patient auf der Beinpresse saß und kaum eine Wiederholung schaffte. Als der Hund dazukam, ging es plötzlich wie von selbst. „Tschili ist auch psychische Motivation“, sagt ihr Herrchen. „Sie verbreitet gute Stimmung.“

Tschili verbreitet gute Laune bei den Patienten

Als Besuchshund – das ist die Vorstufe des Therapiehundes – ist die Labrador-Dame der Begleiter des Physio-Therapeuten und einfach mit dabei, wenn der seine Arbeit tut. Wenn Nick Luithardt zum Beispiel die Patienten an den Geräten anleitet, liegt Tschili auf dem Trampolin oder auf dem Laufband und guckt zu. Oder schläft. Oft liegt sie auch an der Anmeldung und beobachtet entspannt, wer kommt und geht.

Der Labrador ist natürlich nur bei denjenigen Patienten bei der Therapie dabei, die kein Problem mit Hunden haben. Wer allergisch ist, Angst hat oder Hunde einfach nicht so gerne mag, dem kommt sie nicht zu nahe. „Wir wissen das bei unseren Patienten ja“, sagt Nick Luithardt.

Ausgebildeter Besuchshund und Praxisstar

Durch die Hundeschule und die Ausbildung als Besuchshund hat Tschili gelernt, aufs Wort zu hören. „Wir haben viel mit ihr geübt und das funktioniert jetzt super“, sagt der Physiotherapeut. Der 23-Jährige hatte sich schon immer einen Hund gewünscht. „Aber irgendwie kam ich nie dazu.“ Seine Freundin Lena Mörk ist mit Hunden aufgewachsen und wollte deshalb ebenfalls gerne einen.

Als die beiden Physiotherapeuten ihre Jobs in Marbach angefangen haben, kam die Idee, dass ein Vierbeiner ja mit in die Praxis könnte. „Wir wollten einfach keinen Hund, der nur daheim ist, wenn wir bei der Arbeit sind“, sagt Nick Luithardt. Der Chef und die Kollegen waren einverstanden und so kam Tschili einfach mit. Inzwischen ist sie so etwas wie der Star in der Praxis. Das Herrchen lacht. „Oft kommt es mir so vor, als kämen die Leute mehr wegen Tschili als wegen uns.“