Laut einer Umfrage einer Krankenkasse fühlten sich im vergangenen Jahr 42 Prozent aller Deutschen einsam. Foto: imago images//F. Gaertner

Die heilige und stille Nacht ist für manchen ungewollt still, weil niemand sonst da ist. In Ludwigsburg gibt es Angebote, die sich diesem Problem annehmen.

Gemeinsam mit Eltern, Großeltern – vielleicht noch anderen Verwandten – Heiligabend zu verbringen, in vielen Familien ist das selbstverständlich. Für andere aber bleibt das auch in diesem Jahr ein unerfüllter Traum.

Dass viele Menschen das Fest allein verbringen müssen, und eigentlich nicht wollen, hatte sich vor Corona regelmäßig bei der Veranstaltung des Kreisdiakonieverbands in der Feuerseemensa in Ludwigsburg gezeigt. Zwischen 200 und 250 Personen kamen, um den Nachmittag und Abend in Gesellschaft zu verbringen. Es gab Programm und reichlich zu Essen, unter anderem spendeten Bäckereien Massen an Gebäck, das sie nicht verkauft hatten. „Es war immer eine bunte Mischung“, sagt Geschäftsführer Martin Strecker. Von der Witwe, über Männer und Frauen, „denen daheim sonst die Decke auf den Kopf fällt“, wie es der Diakon ausdrückt, bis hin zum „Armutsklientel“, das die evangelische Organisation berät.

Nicht alle Wünsche können erfüllt werden

Das Fest findet im dritten Jahr in Folge nicht statt. Auch in diesem Sommer war die unklare Coronasituation im Winter ausschlaggebend für die Absage. „Abweisen wollten wir nämlich niemand“, so Strecker.

Deshalb entwickelte die Diakonie gemeinsam mit Ehrenamtlichen die Aktion „Weihnachtsbesuche auf Bestellung“. Interessierte konnten sich anmelden, 15 Freiwillige werden zwar nicht Heiligabend mit ihnen verbringen, aber ein kleines Geschenk vorbei bringen und einen Plausch halten. Damit wenigstens ein sozialer Kontakt da ist. Die Nachfrage war so groß, dass der Kreisdiakonieverband einigen absagen musste. Mehr als 60 Haushalt stehen nun auf der Liste.„Die Idee ist uns nicht einfach so gekommen“, sagt Strecker. Er geht davon aus, dass sich das Problem wegen des demografischen Wandels noch verschärfen wird. Eine alte Gesellschaft ist oft auch eine einsame Gesellschaft.

Problem der Einsamkeit dürfte noch größer werden

Aus Streckers Sicht tritt das Problem an Weihnachten besonders zu Tage, weil Menschen mit wenigen sozialen Kontakten, kaum Anlaufstellen haben. Unterwegs ist kaum jemand, Kneipen und Cafés sind geschlossen, Veranstaltungen finden auch kaum statt. Zum anderen habe es auch etwas damit zu tun, wie das Fest hierzulande begangenen werde. In England etwa stünden Party und Ausgelassenheit viel mehr im Mittelpunkt als die Familie und Besinnlichkeit.

Dass niemand Weihnachten komplett allein verbringen muss, dazu will auch die Suppenküche Nachschlag am zweiten Weihnachtsfeiertag beitragen und lädt zu einem Mittagessen (ab 12 Uhr) und anschließendem Programm in die Carl-Goerdeler-Straße in der Ludwigsburger Weststadt ein. Verköstigt werden bis zu 100 Personen. „ Die Liebes- und Hoffnungsbotschaft von Weihnachten regt an, sich der Einsamen und oft von der Gesellschaft Ausgeschlossenen anzunehmen“, sagt der Leiter Reinhard Knobloch.

Das Angebot der Suppenküche Nachschlag findet jeden vieren Sonntag im Monat statt. Infos: www.aww-bw.de/ludwigsburg/suppenkueche-nachschlag