Die Brücken bei Mühlhausen entpuppen sich als teure Sanierungsfälle Foto: Peter Petsch

Mit Grafik - Am Samstag haben Landesverkehrsminister Winfried Hermann und Regierungspräsident Johannes Schmalzl die Bürgermeister der Anliegergemeinden am Albaufstieg der A 8 besucht. Sanierung und Neubau der Strecke sollen 500 Millionen Euro kosten.

Stuttgart - Der Besichtigungstermin, so Winfried Hermann, sei nicht wegen der Proteste in Gruibingen, bei denen Anwohner den Umleitungsverkehr mit Ziegen auf der Fahrbahn behindert hatten, zustande gekommen. Regierungspräsident Johannes Schmalzl habe ihn bereits vor drei Monaten als Information über den Aufwand der Sanierungsarbeiten angeregt. „Dass der Termin mit den Protesten zusammenfällt, ist Zufall, aber praktisch, denn wir wollen hier keinen Umleitungskrieg“, sagte Hermann.

Mit den Bürgermeistern der Anliegergemeinden, so Hermann, habe man Erleichterungen erarbeitet. Die nächste Sperrung der A 8 komme erst im August. Weil das Bundesverkehrsministerium den Stopp im Planfeststellungsverfahren für den dreispurigen Autobahn-Neubau zwischen Mühlhausen und Hohenstadt aufgehoben habe, könne die Planung im Jahre 2017 fertig sein: „Von 2018 bis 2025 können wir dann bauen.“ Die Kostenschätzung mit 500 Millionen Euro hält der Minister für unzureichend: „Ich rechne mit 500  bis 700 Millionen Euro.“

Neuer Albaufstieg

Der Haken dabei: Über das Finanzierungsmodell wird mit dem Bundesverkehrsministerium erst nach der Planfeststellung verhandelt. Hermann: „Wir dürfen nicht alles Geld in den Albaufstieg stecken, denn wir haben andere sauteuere Projekte wie die B 10 vor uns.“ Trotzdem herrscht bei Bürgermeistern und Abgeordneten vorsichtiger Optimismus. „Es wäre ein Witz, von Karlsruhe und München her zu bauen, und hier das Nadelöhr zu lassen“, sagte der Landtagsabgeordnete Jörg Fritz (Grüne).

Der Albaufstieg auf der A 8 galt in den staufreien Zeiten Ende der 1950er Jahre als schönster Autobahnabschnitt der Republik. Mittlerweile hat die Verkehrsbelastung mit täglich rund 65 000 Fahrzeugen, darunter 10 000 Lastwagen, der Strecke die Romantik ausgetrieben. Im Jahre 2020, so die Prognose, sollen es 73 500 Fahrzeuge pro Tag sein. Viele der bereits 1937 errichteten Ingenieurbauwerke halten der Verkehrsbelastung kaum mehr stand. Sie müssen bis zum Betrieb der 8,3 Kilometer langen neuen Trasse zwischen Mühlhausen und Hohenstadt mit der 800 Meter langen Filstalbrücke, dem Tunnel Himmelsschleife, der 460 Meter langen Gosbachtalbrücke und dem 1700 Meter langen Tunnel Drackenstein bis circa 2025 instand gehalten werden.

Die Autobahnbrücken bei Mühlhausen sind wegen Schäden durch Frost und Streusalz in ungenügendem Zustand. Als Notmaßnahme wurde der marode Beton ersetzt und die Höchstgeschwindigkeit auf 60 Kilometer verringert. Außerdem gilt ein Überholverbot für Lastwagen und ein Abstandsgebot für Schwerlastfahrzeuge. Im Zuge des Neubaus am Albaufstieg mit der Erneuerung und Verlegung der Fahrbahn wird der Verkehr über eine Behelfsbrücke und eine provisorische Fahrbahn geführt.

Bis zum Betrieb der neuen Trasse muss auch der als ältester befahrener Autobahntunnel Deutschlands unter Denkmalschutz stehende Lämmerbuckeltunnel seinen Dienst erfüllen. Dort kämpfen die Ingenieure nicht nur mit Wassereinbrüchen: Der Tunnel wird nach Brandkatastrophen in Alpentunneln Ende der 1990er Jahre neuen Sicherheitsbestimmungen angepasst. Deshalb erhält er neben einer komplett neuen Elektronik eine Brandfall-Lüftung mit Ventilatoren und einen Rettungsstollen. „Sperrungen mit Umleitungen wird es nur nachts zwischen 21 Uhr und 6 Uhr morgens geben“, verspricht der leitende Baudirektor Einar Dittmann. Durch straffe Planung und Vorarbeiten werde man ihre Anzahl so gering wie möglich halten. Dennoch: Beim Bau, so der Experte, gebe es immer Überraschungen. „Deshalb kann man nicht vorhersagen, wie viele Sperrungen es wirklich gibt.“