Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer kommt auf Einladung der CDU nach Berlin. Foto: dpa

Er hält die Hauptstadt für gescheitert – aber auf Einladung der CDU schaut sich der Grüne Boris Palmer in Berlin um.

Berlin - Eigentlich ist Boris Palmer nicht so gern in der Hauptstadt – das hat er im vergangenen Jahr in drastischen Worten deutlich gemacht und damit für einige Aufregung in Berlin gesorgt. „Ich komme mit dieser Mischung aus Kriminalität, Drogenhandel und bitterer Armut auf der Straße als spießbürgerliche baden-württembergische Grünen-Pflanze schlicht nicht klar“, hatte Palmer Anfang Dezember in einem Interview unter anderem gesagt. Jetzt aber traut sich der streitbarste Oberbürgermeister der Republik mal wieder an die Spree, oder wie er sagen würde: Er verlässt den „funktionierenden Teil Deutschlands“.

Am „Görli“ nach dem Rechten schauen

Der Tübinger, dessen letzte Eruption sich nach eigener Auskunft an der Wartezeit auf eine Gangway am Flughafen entzündet hatte, setzt seinen Fuß an diesem Mittwoch unter anderem ins gefährliche Kreuzberg – in den Görlitzer Park, wo der Drogenhandel blüht. Allerdings nicht unbegleitet: Palmer kommt auf Einladung der oppositionellen Berliner CDU. Deren Fraktionschef Burkhard Dregger hatte dem Grünen eine Tour durch die Stadt angeboten. „Es ist mir natürlich wichtig, mit den Grünen im Gespräch zu bleiben“, begründete Dregger. Damit dürfte er bei Palmers Berliner Parteifreunden ein eher säuerliches Lächeln ernten. Gerade dort hatte man nämlich die Aussagen des Tübingers einigermaßen unentspannt kommentiert: „Wenn Du Metropole, Vielfalt, Tempo und Lebenslust nicht erträgst, kannst Du woanders die Kehrwoche zelebrieren und Dich als Hilfssheriff blamieren“, hatte zum Beispiel die Wirtschaftssenatorin Ramona Pop getwittert.

Ob Palmer nun bei den Dealern vom „Görli“ seine Qualitäten als Ordnungshüter unter Beweis stellt, darf bezweifelt werden, schließlich ist Kreuzberg nicht sein Hoheitsgebiet. Zuvor jedenfalls will Dregger dem Gast zeigen „was gut läuft“ in der Stadt – deshalb beginnt man die Tour an der Messe. Von dort aus geht es weiter zu einer Luftmessstation nahe dem Potsdamer Platz. Auch dieser Programmpunkt ist eine Botschaft an die Grünen im Berliner Senat – mit freundlicher Unterstützung des Parteifreundes: Man will über Fahrverbote diskutieren. Dregger gefällt Palmers Vorschlag zum Thema: „Er hat neulich ein Cola-Verbot vorgeschlagen, weil es mehr Leben rette.“