Foto: Michael Steinert

Zehn Pflegeschülerinnen und -schüler aus Wales haben Pflegeinrichtungen in der Landeshauptstadt besucht.

S-West - Ihr Tag beginnt früh. Bereits um halb acht finden sich Rebecca und Lauren aus Wales im Pflegeheim Zamenhof ein. Den ganzen Vormittag helfen sie diese Woche dort dem Pflegepersonal und betreuen die Bewohner. Lauren arbeitet auf der Demenzstation, Rebecca hilft zeitweise in der Gruppenbeschäftigung aus. Die Menschen dort können ihren Alltag nicht selbst gestalten. „Ich spiele und unterhalte mich mit den Bewohnern“, erzählt die 18-jährige Pflegeschülerin Rebecca. Verständigen muss sie sich dabei teilweise mit Händen und Füßen. Denn Deutsch spricht sie kaum, und die Bewohner des Pflegeheims können wenig Englisch.

Zehn Schülerinnen der Abteilung Care and Childhood Studies am Bridgend College in Wales besuchen derzeit zum zweiten Mal die Einrichtungen des Eigenbetriebs Leben und Wohnen in Stuttgart. Neben dem Zamenhof haben auch die Pflegeeinrichtungen Parkheim Berg und die Generationenhäuser Heslach und Kornhasen Schüler aufgenommen.

Bessere technische Ausstattung

Die Schüler lernen vor allem die Unterschiede zwischen deutschen und walisischen Pflegeeinrichtungen kennen. „Mir ist aufgefallen, dass hier alles viel sauberer und organisierter ist als bei uns“, erzählt Lauren. Schön sei, dass hier das Personal viel mehr Zeit für die einzelnen Bewohner habe. Das kenne sie aus den Praxisphasen bei Einrichtungen in ihrer Heimatstadt Cardiff nicht, sagt die 20-Jährige. Auch technisch seien die Pflegeheime hier besser ausgestattet. „Bei uns gibt es kaum bewegliche Betten“, so die Pflegeschülerin. Im Zamenhof haben Rebecca und Lauren jeweils eine Mentorin, die fließend englisch spricht. Bei ihr melden sie sich morgens an und schauen ihr dann während des Tages über die Schulter. Nebenbei helfen sie aber auch in der Küche mit und bringen den Bewohnern ihr Essen.

38 Schüler des Bridgend Colleges sind in Stuttgart und arbeiten in unterschiedlichen sozialen Einrichtungen. Neben den Pflegeheimen sind einige Schüler zum Beispiel im Kindergarten. „Bei uns in Wales machen alle die gleiche Ausbildung, unabhängig davon, ob man später in Richtung Altenpflege oder Kinderbetreuung gehen möchte“, erklärt Edward Beach, Leiter der Abteilung Care and Childhood Studies des walisischen Colleges, den Unterschied zur deutschen Ausbildung. Er hat die Kontakte zu den Stuttgarter Einrichtungen, wie dem Eigenbetrieb Leben und Wohnen der Stadt Stuttgart, hergestellt.

Mit Hilfe des europäischen Leonardo-Programms wird den Schülern der Aufenthalt ermöglicht. Neben dem einwöchigen Praktikum bekommen sie so Unterstützung für Ausflüge, das Hotel und die Reise. Von dem Programm profitieren auch die Stuttgarter Einrichtungen. „Es ist schön, dass es solche interkulturellen Begegnungen gibt“, betont Alfons Knebel, Einrichtungsleiter des Zamenhofs. Jeder lerne hier schließlich von jedem. Völkerverständigung fange nicht mit der großen Politik an, sondern im Kleinen.