70 Arbeitsplätze sind von der Schließung betroffen. Foto: Simon Granville

Nach der Hiobsbotschaft, dass der Leonberger Karstadt zum 31. Januar 2024 geschlossen wird, sitzt der Schock bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern tief.

Der Montag steckt noch allen Mitarbeitenden der Warenhaus-Kette Galeria Karstadt Kaufhof in den Knochen. Am 13. März hatten die Geschäftsführung und der Insolvenzverwalter die Katze aus dem Sack gelassen: Bei dem insolventen Unternehmen sollen 52 der insgesamt 129 Warenhäuser in ganz Deutschland in zwei Wellen geschlossen werden. Davon ist auch der Standort Leonberg betroffen, dessen Ende auf den 31. Januar 2024 datiert ist. „Das war ein rabenschwarzer Tag für uns, schlimmer geht’s nicht“, sagte Dietmar Weigelt, der Betriebsratsvorsitzende bei Karstadt Leonberg, der auch im Gesamtbetriebsrat tätig ist.

Am Montagnachmittag war das Kaufhaus im Leo-Center geschlossen, als die Geschäftsleitung der Belegschaft die Hiobsbotschaft überbrachte. „Knapp 70 Mitarbeiter sind in Leonberg betroffen, größtenteils Frauen, viele Alleinerziehende, viele Teilzeitkräfte. Der Schock ist riesig, große Ängste sind da“, sagt Weigelt. Jetzt gelte es in erster Linie, sich um die Belegschaft zu kümmern und sie auf das einzustellen, was auf sie zukommen wird – die Kündigung und eventuell der Schritt zur Agentur für Arbeit, falls so schnell keine andere Arbeitsstelle gefunden ist. „Und vor allem müssen wir uns jetzt selbst stärken, damit wir weiterhin für die Kunden da sein können“, sagt der Betriebsratsvorsitzende.

Der eine oder andere in der Belegschaft habe noch die Insolvenz des Unternehmens vor eineinhalb Jahren in Erinnerung, als diese abgewendet werden konnte – mit Unterstützung der Politik und der Kunden. „Und es gibt Mitarbeiter, die schon 40 Jahre bei Karstadt sind und bereits die dritte Insolvenz miterleben müssen“, sagt Weigelt. Im Jahr 2009 hatten der damalige Filialleiter Jörg Sembritzki gemeinsam mit dem Betriebsrat über die Schieflage des Unternehmens informiert – und mit Erfolg Unterschriften gegen die drohende Schließung gesammelt.

Betriebsrat gibt sich kämpferisch

Aufgeben ist für Dietmar Weigelt auch in der aktuellen Situation keine Option. Er gibt sich kämpferisch. „Es wäre verfrüht zu sagen, dass keine Hoffnung mehr besteht. Wir brauchen Zeit, um die Sache zu verdauen, ich kann mir aber gut vorstellen, dass wir uns wieder bündeln und laut werden. Dafür brauchen wir wieder Unterstützung.“ Ohne Anker-Mieter wie Karstadt könne er sich das Leo-Center nicht vorstellen. „Wir profitieren gegenseitig voneinander.“ Seit der ersten Stunde des Leo-Centers im Jahr 1973 ist Karstadt dabei. Und zum 50-Jahr-Jubiläum hätte sich Weigelt von der Konzernspitze anderes gewünscht als die Botschaft, dass das Warenhaus geschlossen werden soll.

Die im Urlaub weilende Nadine Fensterer, die Managerin des Leo-Centers, war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.