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Die Stadt will das Angebot an alternativen Grabarten ausbauen. Und da gibt es zahlreiche Möglichkeiten...

Stuttgart Stammhein - Seit wenigen Wochen sind auch auf dem Stammheimer Friedhof Rasenbestattungen möglich. „Es handelt sich um Urnenwahlgräber, die mit einer kleinen, 35 mal 35 Zentimeter großen Grabliegeplatte versehen werden können. Am Rand gibt es eine Ablagemöglichkeit für Blumen“, erläuterte Harald Aust kürzlich im Stammheimer Bezirksbeiräten. Er ist Abteilungsleiter beim Garten-, Friedhofs- und Forstamt. Vorteil dieser Bestattungsart: „Ein Rasengrab bedarf keiner Pflege durch die Angehörigen.“ Sämtliche Pflegearbeiten werden von der Stadt erledigt. Bis zu vier Beisetzungsmöglichkeiten gebe es pro einzelner Grabstelle – es können also auch Familienangehörige dort beerdigt werden.

„Das pflegefreie Grab liegt im Trend“, sagte Aust. „Oft sind die Angehörigen weggezogen, wollen aber das Grab erhalten. Oder die Verstorbenen entscheiden zu Lebzeiten, dass sich Angehörige nicht um das Grab kümmern müssen.“ Um der Nachfrage gerecht zu werden, will die Verwaltung möglichst auf allen 41 Stuttgarter Friedhöfen alternative Grabarten anbieten. Bis Ende 2017 soll zunächst auf 27 der Friedhöfe mindestens eine alternative Grabart angeboten werden. Die restlichen 14 Friedhöfe sollen in den kommenden Jahren daraufhin überprüft werden, ob und welche Grabarten dort möglich sind.

Rasengräber gibt es in Stuttgart seit 2007, Baumgräber werden seit 2005 angeboten. Eine Plakette mit Gravur erinnert hier an die Verstorbenen. Diese Grabarten findet man im Stuttgarter Norden in Weilimdorf, Feuerbach und Zuffenhausen. Bei Baumgräbern sind wie bei Rasengräbern nur Urnenbestattungen möglich, keine Erdbestattungen. Der Grund: Eine große und tief gehende Aufgrabung im Wurzelraum unter der Krone schädige den Baum. In Feuerbach werden neben den Baumgräbern auch Rasengräber angeboten, in Botnang sind es Rasengräber. Als dritte Form der alternativen Grabarten werden in Stuttgart die sogenannten Gemeinschaftsgrabanlagen angeboten. Sie werden in Kooperation der Stadt mit der Genossenschaft der Friedhofsgärtner und der Steinmetzinnung angeboten. „Es ist eine Anlage auf relativ kleiner Fläche, die gärtnerisch gestaltet und mit einem entsprechenden Grabmal erstellt wird“, erklärt Aust. Die Planung, Herstellung und Pflege der Grabmale obliegt den Genossenschaften. Sie vergeben die anfallenden Arbeiten an ihre Mitglieder. Bei diesem Modell treten die Bildhauer und Gärtner in Vorleistung und vermieten die Grabflächen an die Hinterbliebenen. Aust: „Bei dieser Grabart besteht für die Gärtner und Bildhauer ein gewisses unternehmerisches Risiko.“ Derartige Anlagen gibt es bislang im Stuttgarter Norden noch nicht. Realisiert worden ist diese Form unter anderem am Hauptfriedhof, in Vaihingen und in Heslach. Das Konzept der Stadt sieht vor, diese auch in Zuffenhausen, Weilimdorf und Feuerbach zu ermöglichen – abhängig von der Bereitschaft der Kooperationspartner.

41 Friedhöfe mit insgesamt 210 Hektar und rund 160 000 Grabstätten gibt es in der Gesamtstadt, sagte Aust. Davon seien rund 40 000 Grabstätten frei. „In Stammheim haben wir mehr als 400 freie Grabstätten.“ Die Entwicklung gehe seit 10 bis 15 Jahren hin zur Feuerbestattung. „Heute liegt das Verhältnis zwischen Feuer- und Erdbestattung bei 70 zu 30 Prozent.“ Die Schaffung weiterer Urnenwände, sogenannter Kolumbarien, sieht Aust nicht unkritisch, da durch sie noch mehr Lücken in den Grabfeldern entstünden, was den Pflegeaufwand auf den Friedhöfen noch stärker erhöhe. „Jedes freie Grab müssen sie manuell pflegen.“

Hoch sei der Pflegeaufwand auch bei Straßen und Wegen. „Es gibt auf den Stuttgarter Friedhöfen insgesamt rund 400 Kilometer Wege, Grabgänge und Zwischengrabwege“, sagt Aust. „Wir können nur das Gröbste in Schuss halten – leider!“