Eröffnung eines Friedwalds im Kreis Göppingen im Jahr 2012 Foto: Archiv Rudel

Die Filderstädter Gemeinderatsfraktion der Grünen wünscht sich schon lang einen Bestattungswald und hat jetzt mit einem Antrag einen neuen Vorstoß gewagt. Der OB Christoph Traub bestätigt: Etliche Bürger möchten die letzte Ruhe unter Bäumen finden.

Filderstadt - Sechs Friedhöfe gibt es in Filderstadt, in jedem Ortsteil einen, in Sielmingen gleich zwei. Geht es nach den Grünen im Gemeinderat, soll ein siebter dazukommen, denn die jetzigen Bestattungsformen – Reihen- und Familiengräber, anonyme und gekennzeichnete Urnengräber oder Kolumbarien – sind der Fraktion nicht genug. Sie würden gern einen Bestattungswald auf der Filderstädter Gemarkung sehen.

Die Konzeption des ersten und bekanntesten Anbieters in Deutschland, der Friedwald GmbH, sieht vor, dass die Asche Verstorbener in biologisch abbaubaren Urnen an den Wurzeln von Bäumen in einem Wald beerdigt wird – ohne Schmuck oder Grabstein. Nur eine Namenstafel verrät, dass dort jemand seine letzte Ruhe gefunden hat.

Es gibt bundesweit 63 Friedwälder

Die Trauerfeiern können indes individuell gestaltet werden. Seit 2001 hat die Firma bundesweit 63 solcher Naturbegräbnisstätten eröffnet, erklärt die Sprecherin Carola Wacker-Meister. Im Großraum Stuttgart hat Friedwald bisher keinen Standort, die nächsten sind bei Ammerbuch im Kreis Tübingen, Münsingen, Wangen nahe Göppingen oder Schwaigern bei Heilbronn. „Interessant wird es für uns ab zwölf Hektar“, sagt sie. Ein Basisplatz kostet 490 Euro, wer das Baumrecht für 99 Jahre erwerben will, zahlt etwa 2500 Euro aufwärts.

Ob in Kooperation mit Friedwald oder in Eigenregie, ist den Grünen egal. Hauptsache, Filderstadt wird tätig. Bereits fürs Haushaltsjahr 2007 hatte die Fraktion einen Antrag gestellt, „dies wurde seinerzeit von der Verwaltung nicht weiterverfolgt mit der Begründung, der Filderstädter Stadtwald sei dafür nicht geeignet“, so Catherine Kalarrytou, die Fraktionsvorsitzende. Im Dezember haben sie und ihre Kollegen das Thema abermals angepackt und eine Begehung mit Mitarbeitern der Fachämter und dem Revierförster gemacht, auch wurde eine Machbarkeitsstudie erstellt. Fazit: Der hiesige Wald ist aufgrund der vorhandenen Infrastruktur sowie der Baumbestände – „Die Deutschen wollen unter schönen Laubbäumen bestattet werden“, so Wacker-Meister – durchaus für einen solchen Friedhof geeignet. Daher haben die Grünen wieder einen Antrag formuliert. Kalarrytou glaubt an eine „fast unumgängliche Ergänzung des Bestattungswesens in unserer Stadt“.

Um die Angehörigen zu entlasten

Tatsächlich werden alternative Beerdigungen immer beliebter, Feuer- haben Erdbestattungen längst den Rang abgelaufen. Bürger entscheiden sich zunehmend schon zu Lebzeiten gegen ein klassisches Begräbnis, um Angehörige zu entlasten oder weil es einfach nicht ihr Ding ist. In Harthausen und Sielmingen gibt es bereits Baumgräber auf den Friedhöfen, über die der OB Christoph Traub sagt: „Wir merken, dass die Nachfrage steigt.“ Und auch zum Thema Bestattungswald würden der Verwaltung schriftliche Anfragen von Bürgern vorliegen. Im Gemeinderat seien Alternativen ebenso zuletzt Thema gewesen, „von allen Fraktionen kam der Wunsch, das Thema Bestattungsformen zu beleuchten“.

Deswegen sei man dem Thema Wald „zugewandt“. Jedoch gebe es auch kritische Punkte, „es ist nicht damit getan, ein Grundstück auszuweisen“, sagt Traub. So müsse etwa ein Parkplatz gebaut werden, auch gehe das Einzugsgebiet für einen Gräberwald in der Regel über die Kommune hinaus. Im Rathaus wird daher aktuell eine Verwaltungsvorlage zu dem Thema erstellt, eine weitere Bearbeitung im Gremium soll nach der Vorstellung Traubs in Arbeitsgruppen erfolgen.