Eigentlich sollte den Bürgern in Fellbach den besseren Zugang zu dem derzeit einzigen Einkaufsladen im Stadtkern ermöglicht werden. Foto: dapd

Endgültiges Aus für den am Supermarkt installierten Schrägaufzug für gehbehinderte Senioren.

Fellbach - Tue Gutes – und rede darüber. Getreu diesem Motto verkündete die Rathausspitze im vergangenen Jahr eine segensreiche Neuerung für die gehbehinderten Senioren der Stadt. Angesichts der jüngsten Entwicklung wäre es jedoch wohl schlauer gewesen, erst mal die Grundbedingungen für ein solches Experiment zu durchdenken, ehe man es in Angriff nimmt.

Konkret geht es um die Idee, den Bürgern den besseren Zugang zu dem derzeit einzigen Einkaufsladen im Stadtkern zu ermöglichen. Denn die Hoffnung, die frühere Fabrik Wüst nahe der Wohncity in einen Supermarkt zu verwandeln, hat bisher kein Ergebnis gebracht – der Investor schreckt offenbar vor der dortigen schwierigen Parkplatzsituation zurück. Ob aus diesem Projekt überhaupt etwas wird, ist offen.

Somit bleibt insbesondere für ältere Mitbürger ohne Auto nur die Chance, sich die Nahrungsmittel in der Norma-Filiale an der Vorderen Straße zu besorgen. Das freilich stellt manche Betagteren vor erhebliche Probleme, müssen sie doch eine steile Treppe hinaufkraxeln. Im Zuge eines Maßnahmenpakets für die gesamte Innenstadt wurde die Idee für die Verbesserung der Situation beim Norma-Markt geboren: Per Plattform-Lift samt Klappsitz und Sicherheitsbügel könnten die Senioren bequem nach oben gleiten, erklärte Baubürgermeisterin Beatrice Soltys. 18.000 Euro wurden investiert – 10.000 für das gebrauchte Gerät, der Rest für die Montage an der Hauswand.

Lift durfte nur per Knopfdruck von der Kasse aus aktiviert werden

Peinlicherweise war ausgerechnet die Jungfernfahrt, als der Lift der Öffentlichkeit vorgestellt werden sollte, schon nach zehn Zentimetern beendet. Offenbar, so der Mitarbeiter des Hochbauamts, der den Startknopf gedrückt hatte, sei „der Akku leer“, das sei natürlich „ein bisschen peinlich“.

Doch auch später kam der Schrägaufzug nur in den seltensten Momenten vom Fleck. Ein Grund war jene Verantwortung, die man Norma aufgedrückt hatte. Sollte das Personal doch stets ein Auge drauf haben, dass nicht etwa Lausbuben Unfug anstellen. Deshalb durfte der Lift nur per Knopfdruck von der Kasse aus aktiviert werden – was seine Zeit dauert, wenn die Verkäuferin gerade hinten Waren ins Regal räumt. Zudem waren strenge Rechtsvorschriften zu beachten: Für den sicheren Betrieb sei nämlich eben der Supermarkt-Betreiber zuständig gewesen, heißt es nun aus dem Fellbacher Pressereferat. Doch das von der Stadt eingeforderte Bedienungs- und Aufsichtspersonal konnte Norma „aus organisatorischen und personellen Gründen letztlich nicht durchgängig sicherstellen“.

Zweites gewichtiges Problem: Stadt und Marktbetreiber hatten leider die Rechnung „ohne den Mutwillen mancher Zeitgenossen“ gemacht. Das empfindliche technische Gerät wurde immer wieder Opfer nächtlicher „Übermutsattacken“ und war dann schnell außer Gefecht gesetzt. Der Lift musste mehrfach abgebaut und wochenlang für viel Geld repariert werden. Deshalb hat die Stadt nun entschieden, den Treppenlift nicht nochmals zu montieren. Auch die vorhandene Gleitschiene wird entfernt. „Schade“, so der Pressereferent, „dass eine gut gemeinte Hilfe an solchen kaum vorhersehbaren Umständen und Hürden scheitert.“